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Anna Palm klein 


Anna Palm ist eine achtzehnjährige Schülerin und hat trotzdem schon mehrere Bücher veröffentlicht. In „Schmetterling aus Staub“, ihrem dieses Jahr erschienenen dritten Roman, erzählt sie die Geschichte der sympathischen Mika, die in einer erschreckend realistischen, dystopischen Welt aufwächst und sich schließlich gegen diese zur Wehr setzt. Während Anna Palm ihr Abitur macht und nebenbei bereits an ihrem nächsten Roman arbeitet, nahm sie sich die Zeit, für die Leser-Welt ein paar Fragen zu beantworten.


Hallo Frau Palm, erstmal vielen Dank, dass Sie sich die Zeit für dieses Interview nehmen. Ihr Roman „Schmetterling aus Staub“ erschien im Februar im Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag. Sie entwickeln darin eine düstere Dystopie von Deutschland. Was hat Sie zu dieser Zukunftsversion inspiriert?

Die Menschen. Ich liebe es, unterschiedliche Menschen zu beobachten und zu analysieren. In meinem Kopf teile ich ihnen gern ein Hauptpersönlichkeitsmerkmal zu. Daraus ist die Idee entstanden, dass ein Diktator in einem futuristischen Deutschland Menschen nach einem solchen Vorgang selektiert. Allerdings heißt es auf keinen Fall, dass Menschen nur durch ein Persönlichkeitsmerkmal definiert werden können. Das wird im Roman auch nach und nach deutlich. Schriftlich habe ich das erste Mal meine Altersgenossen in "Harmonie", "Risiko", "Ehrgeiz" und "Macht" eingeteilt, und dann fand ich das als Buchidee plötzlich richtig gut.


Ihr Buch spricht sich sehr eindeutig für die Vielschichtigkeit aller Menschen und gegen ein strenges Schubladendenken aus. War diese Botschaft von Beginn an Ziel der Geschichte oder hat sie sich eher nebenbei aus der Handlung ergeben?

Sie war auf jeden Fall immer ein Ziel der Geschichte. Mir ist aufgefallen, dass ich Menschen "ihr Merkmal" nach nur wenigen Sekunden zuteile, es ist immer nur der erste Eindruck. Da sind auch schnell Vorurteile dabei. Und es ist so schade, wenn man sich von diesen leiten lässt. Man kann Menschen auf so viele verschiedene Arten und Weisen kennenlernen, und das finde ich unheimlich spannend. Jeder Mensch ist sozusagen ein Kaleidoskop an Charaktereigenschaften, und manche dieser Eigenschaften sind ein wenig verborgen. Und wenn man Menschen für immer und ewig in dieselbe Schublade wegsperrt, können diese durch die starren Rollenerwartungen auf Dauer unglücklich werden.  


Die Menschen werden in Ihrem Roman in vier klar getrennte Gruppen unterteilt: Ehrgeiz, Macht, Risiko und Harmonie. Welcher dieser vier Gruppen fühlen Sie selbst sich am ehesten verbunden und wieviel von Ihnen steckt auch in den vier Hauptcharakteren?

Darüber habe ich natürlich schon mehrmals nachgedacht. [lacht] Und ich bin immer zu dem Schluss gekommen, dass ich erst ehrgeizig werde, wenn mein Harmoniebedürfnis gestillt ist. Ich bin wirklich kein Fan von Konflikten. Wenn es alles harmonisch genug ist, erwacht mein Ehrgeiz. Ich bin ziemlich zielstrebig, manchmal vermutlich sogar etwas übermotiviert.
Mein Harmoniebedürfnis, meine gelegentliche Lust auf ein kleines, wohl dosiertes Risiko und meinen Hang zu irgendwelchen Fettnäpfchen findet man in Mika wieder. Ich rede wohl so gerne und so viel wie Aaron, und bin manchmal auch so empfindlich wie Finn. In Janna kann man mich - hoffentlich! - nicht wiedererkennen.


Dystopien sind gerade ein sehr erfolgreiches Genre und stellen einen wichtigen Teil der Jugendbuch-Neuerscheinungen dieses Jahr dar. Was fasziniert Sie persönlich an diesem Genre?

Hätten Menschen aus dem 15. Jahrhundert gewusst, dass man in der Zukunft miteinander sprechen und sich sehen kann, obwohl man tausende Kilometer voneinander entfernt ist, hätten sie von Magie gesprochen. In unserer Zukunft wird es wieder Dinge geben, die wir heutzutage als Zauberei bezeichnen würden. Diesen exponentiell steigenden Fortschritt finde ich wahnsinnig faszinierend. Zudem gehört zur Dystopie ja auch die Unterdrückung des Volkes durch die Regierung, und diese ist für mich sozusagen körperlich spürbar. Ich liebe es, wenn ein Buch so eine Wirkung auf einen hat. Man fiebert ununterbrochen mit der Hauptfigur - meistens dem Freiheitskämpfer - mit, dass er es schafft, aus dem System auszubrechen und es bestenfalls zu zerstören. Von "Die Tribute von Panem" von Suzanne Collins träume ich beispielsweise regelmäßig, so sehr hat mich dieses Buch gefesselt.


Während Ihr Roman „Die Selbstvergessenen“ ebenfalls eine Dystopie behandelt, gehört Ihr erster Roman „Ellen, Schutzengel“ eher in das Urban Fantasy Genre. Gab es Unterschiede beim Schreibprozess in diesen beiden Genres?

Zum Schreiben von Dystopien gehört mehr technische Recherche: Könnte es irgendwann möglich sein, dass etwas so funktioniert? Bei "Ellen, Schutzengel" war es einfacher, mich von meiner Umwelt inspirieren zu lassen, weil Ellen ja in unserer Welt lebt. Da ist häufiger mal ein guter Spruch von einer Freundin oder einer meiner Lieblingssongs eingeflossen. Natürlich lässt man sich bei Dystopien auch inspirieren, aber Songs aus dem Jahr 2013 würden da ein wenig fehl am Platz wirken.


Wie sieht der Schreibprozess generell aus? Sind Sie eher eine der Autroinnen, die drauf los schreiben und mal gucken, wo die Geschichte hin will oder planen Sie die Handlung und die Charaktere vorher akribisch durch?

Als ich fünf war, habe ich wild drauf losgeschrieben, als würde mir jemand hinterherhetzen und mich beißen, wenn ich nicht schnell genug schreibe. Das mündete dann in einen Mix aus Realistik, Fantasy, Dystopie und Krimi. Mamas "Da ist kein roter Faden" habe ich wütend ignoriert. Seit ich jedoch beim Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag arbeite, verfasse ich vor jedem Roman ein Exposé und eine Gliederung. Das kannte ich vorher nicht so, es hilft mir aber strukturell unheimlich weiter. Platz für Spontanität gibt es trotzdem noch mehr als genug, es ist nicht jede Seite verplant.


Haben Sie beim Schreiben bestimmte Rituale, ohne die Sie nicht auskommen? Schreiben Sie zum Beispiel immer zu einer bestimmten Tageszeit oder mit einem besonderen Soundtrack?

Ich schreibe am Liebsten morgens oder abends, mit Milchkaffee oder türkischem Apfeltee. Dazu schalte ich meine Youtube-Playlist ein, die besten Seiten schreibe ich mit Musik, die unter die Haut geht. Eins meiner Lieblingsschreiblieder ist zum Beispiel "Feeling a moment" von Feeder. Jedoch stelle ich auch häufig fest, dass ich meine Playlist gar nicht mehr wahrnehme, wenn ich richtig ins Schreiben vertieft bin.


Ihre ersten drei Romane sind jeweils mit einem Abstand von einem Jahr erschienen. Ist für nächstes Jahr auch schon ein Buch geplant und wenn ja, was erwartet den Leser?

Es ist auf jeden Fall ein Buch geplant. Wahrscheinlich wird es eine realistische Geschichte, mehr darf ich leider noch nicht verraten.


Ihre Romane haben Sie bisher neben der Schule geschrieben. Wie haben Sie die Verpflichtungen aus Schule und dem sicher sehr zeitaufwändigen Hobby unter einen Hut gebracht?

Im Ernstfall geht Schule vor. Ich habe zum Beispiel gerade mein Abi gemacht. Generell ließ sich das aber immer gut koordinieren. Natürlich habe ich nicht in meiner Abiturlernphase nach zehn Stunden Mathe noch eben meinen nächsten Roman fertig geschrieben. [lacht] Aber davor hat mir die Schule genug Lücken gelassen, um diverse Buchseiten zu füllen. Dazu muss ich sagen, dass Schreiben keine Pflicht, sondern pure Entspannung für mich ist. Dabei lasse ich einfach mal die Gedanken fliegen, wohin sie wollen. Ich habe manchmal meine "Schreibphasen", insbesondere am Wochenende oder in den Ferien. Da schreibe ich mitunter fast den ganzen Tag, das tut einfach gut.


Sie werden Ihren Schulabschluss nun in diesem Jahr machen. Wie geht es danach für Sie weiter, als hauptberufliche Schriftstellerin oder bleibt das Schreiben ein Hobby?

Heutzutage können die meisten Schriftsteller von ihrem Geld nicht leben. Deswegen werde ich erstmal Journalismus studieren, und zwar am Allerliebsten an der TU Dortmund. Ich wünsche mir so sehr, dass das klappt. Weiter schreiben werde ich auf jeden Fall, ich könnte gar nicht anders. Und ich hoffe einfach, dass ich damit irgendwann so richtig einen raushaue. Aber wer weiß schon, was die Zukunft bringt.


Eine letzte Frage noch zu Ihnen als Leserin statt als Autorin: Welches Buch würden Sie den Lesern, denen Ihre Bücher gefallen haben, empfehlen und warum?

"Die Rebellion der Maddie Freeman" von Katie Kacvinsky ist ein klasse Roman, selbstverständlich eine Dystopie. Maddie ist ein süßes und sympathisches Mädchen, die futuristische Welt ist haarsträubend gruselig und die Liebesgeschichte ein echter Volltreffer!


Vielen Dank für das Interview!

Hat Spaß gemacht!

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