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Etwas Schreckliches ist geschehen. Die Schüler einer schottischen Highschool müssen sich fragen: Wie konnte Clem Curran, der neue Mitschüler, so etwas tun? Gab es Vorzeichen? Hätten sie es verhindern können? Viele äußern sich, doch nicht allen Aussagen ist zu trauen …

 

der junge der es regnen liess 

Originaltitel: The Boy Who Made It Rain
Autor: Brian Conaghan
Übersetzer: Alan C. Lyne
Verlag: Baumhaus
Erschienen: Dezember 2012
ISBN: 978-3833901522
Seitenzahl: 206 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Clem Curran kommt neu an eine Glasgower Highschool. Aus dem Süden Englands ist er nach Schottland gezogen und muss sich nun an dieser neuen Schule mit den neuen Mitschülern zurechtfinden. Er ist erst mal der Außenseiter, der Neuling mit dem komischen Akzent, der nirgendwo so recht Anschluss findet. Obwohl nur wenige mit ihm sprechen, haben viele eine Meinung zu ihm. Vor allem nachdem er etwas Schreckliches getan hat und sich plötzlich alle der Frage stellen müssen, wer Schuld daran trägt. Und wer es hätte verhindern können …

Brian Conaghan widmet sich in seinem Buch „Der Junge, der es regnen ließ“ einem an sich ganz normalen Jugendlichen, der auf eine ebenfalls ganz normale Highschool geht. Doch er schafft es um das alltägliche Szenario - ein neuer Schüler kommt zur Schule - eine bewegende Geschichte zu spinnen, die viele Probleme unserer Gesellschaft aufzeigt und gleichzeitig deutlich macht, welche katastrophalen Folgen das schlichte Wegsehen haben kann.


Stil und Sprache
Der Roman von Brian Conaghan ist zweigeteilt. Im ersten Teil geben verschiedene Mitschüler, Lehrer und andere betroffene Personen ihre Aussagen zu Protokoll. Diese schildern das erste Aufeinandertreffen mit Clem und den Alltag an der Schule. Sie geben die Version der jeweiligen Person wieder, wie es zu dem schrecklichen Ereignis kommen konnte. Dabei werden zwar viele Andeutungen auf die Hintergründe gemacht, die Tat selbst bleibt jedoch im Dunkeln. Subtil wird so die Spannung aufgebaut, was nun eigentlich passiert ist und der Wunsch zu verstehen, wie all die Aussagen zusammenhängen, treibt den Leser weiter. Durch den Protokollstil können die verschiedensten Blickwinkel wiedergegeben werden, leider bleiben sie aber alle sehr unpersönlich. Da immer nur über Clem berichtet wird und nur selten Dialoge vorkommen, bleibt die eigentliche Hauptperson fremd und ungreifbar. Es kommen außerdem kaum Emotionen rüber und aus den Aussagen ist schwer zu erkennen, wer von dem Ereignis, was auch immer es nun war, persönlich betroffen ist. Darunter leidet auch die gute Lesbarkeit und man beginnt sich zu langweilen. Die sprachliche Gestaltung in diesem Teil ist hingegen ganz gut gelungen. Einzig, dass die Personen voneinander in der Vergangenheitsform reden, ist ein wenig verwirrend, da man anfangs annimmt, die betroffenen Personen seien tot, bis sie dann zu Wort kommen.

Der zweite Teil wird von Clem selbst erzählt und behandelt die Ereignisse vom Umzug nach Schottland bis zur Tat. Trotzdem Clem kein hundertprozentig sympathischer, weil sehr arroganter Charakter ist, kann der Leser sich im zweiten Teil sehr schnell in ihn einfühlen und spürt nun endlich auch eine emotionale Bindung zur Geschichte. Die Spannung wird mit jedem neuen Puzzlestück weiter erhöht, bis es dann zum nicht ganz unerwarteten, aber doch fesselnden Finale kommt. Bemerkenswert gut ist in diesem zweiten Teil der Schreibstil des Autors. Er gibt Clem eine unglaublich persönliche und authentische Stimme. Immer wieder weicht er dafür von einem reinen Erzählstil ab und  greift geschickt auf stilistische Mittel wie Wortwiederholungen, Lautmalerei und abgebrochene Sätze zurück.


Figuren
Trotzdem Clem Curran erst im zweiten Teil des Romans selbst zu Wort kommt, ist er zweifellos die Hauptfigur. Alle Aussagen drehen sich im Kern um ihn und die gesamte zweite Hälfte wird sogar ausschließlich von ihm erzählt. Wird er bei den Aussagen der anderen noch kaum greifbar, kann man sich in seinem Teil sehr schnell ein klares Bild von ihm machen. Er ist in sich gekehrt, sehr pubertär arrogant und gleichzeitig erstaunlich reif und erwachsen für sein Alter. Mit seinen Hobbies und Interessen passt er nicht wirklich in seine neue Schule und der Leser kann  gut verfolgen, wie aus dem selbstbewussten Musterschüler unter den Kommentaren und Taten seiner Mitschüler ein verängstigter Teenager wurde. Seine Entwicklung wird sehr glaubwürdig beschrieben und die emotionale Bindung im zweiten Teil aufgebaut, so dass man mit ihm leidet, was die Spannung natürlich zusätzlich erhöht.

Neben Clem tauchen noch einige Mitschüler, Lehrer und Eltern in der Handlung auf. Clems eigene Eltern bleiben erstaunlich stark im Hintergrund, kommen selbst nicht zu Wort. Auch die meisten anderen Personen werden im ersten Teil zwar kurz vorgelassen, rücken später dann aber stark in den Hintergrund. Die einzige Ausnahme dazu stellt Rosie Farrell dar, Clems Freundin. Sie spielt eine wichtige Rolle und wird entsprechend detailliert vorgestellt. Ihr Charakter ist durchaus interessant dargestellt, bleibt aber ein wenig zu eindimensional und vor allem im ersten Teil zu emotionslos, besonders wenn man am Ende dann weiß, was tatsächlich passiert ist.


Aufmachung des Buches
„Der Junge, der es regnen ließ“ erschien als Hardcover mit Schutzumschlag. Neben dem großen, leicht hervorgehobenen Titel sieht man auf dem Bild zwei Schatten eines Jugendlichen, leicht verschwommen und von hellem Licht verblendet. Das Cover passt sehr gut zur Atmosphäre des Buches, besonders zum zweiten Teil.


Fazit
Brian Conaghan spricht in seinem Jugendroman ein schwieriges Thema auf eine sehr ungewöhnliche Art an. Leider kann die erste Hälfte seines Romans den Leser emotional nicht wirklich binden, so dass man erst nach hundert Seiten wirklich in Clems Schicksal abtaucht, dann ist es dafür aber umso bewegender.


3 Sterne


Hinweise
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