«Dat is dat Viech vom Günther vonne Ecke. Der hat ’n Hühnerstall im Garten. Is abba ’n ganz Friedlichen. Der Hahn, meine ich. Der Günther auch. Wird nur laut, wenn seine Weiber abgängich sind.» «Der Hahn?» «Der auch.»
Nessy fängt ihr neues Leben dort an, wo schon lange kein Schmelztiegel mehr ist: im Ruhrgebiet. Während sich alles renoviert, bleiben die Menschen trotzdem, wie sie sind: so normal, dass man Politiker einladen möchte, hier zu wohnen, in den Ghettonetto zu gehen und sich von Irina die Hosen kürzen zu lassen. Und dort, wo die Herzen der kleinen Leute noch größer als ihre Klappen sind, findet Nessy schließlich alles, was sie braucht: Wirsing, eine Handballmannschaft und ihren Traummann mit Problemfrisur.
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Autor: Vanessa Giese |
Die Grundidee der Handlung
Nessy zieht nach der Trennung von ihrem Freund aus dem Sauerland nach Dortmund, ausgerechnet nach Hörde, in einen – sagen wir mal – etwas benachteiligten Stadtteil. Das ist schon fast alles, denn es geht eigentlich nur um ihre ersten Monate im Ruhrgebiet, wie sie sich langsam einlebt, die Menschen kennenlernt, die hier leben. So eine Außenansicht auf eine Region kann ziemlich daneben gehen, zum Glück versteht es die Autorin, zu grobe Klischees zu umgehen und am Ende glaubt man ihr anstandslos, dass sie ihr Herz an den Pott verloren hat.
Stil und Sprache
Ich muss gestehen, dass ich diesem Buch recht misstrauisch gegenüber stand: Eine Bloggerin schreibt ein Buch – und dann noch über eine Region, in der ich geboren und aufgewachsen bin und heute immer noch lebe. Aber Vanessa Giese hat alles richtig gemacht, hat nicht einfach Blogbeiträge zusammengestückelt, sondern eine eigenständige Geschichte geschrieben, die durchaus Unterhaltungswert besitzt. Nessy erzählt ausschließlich in der Ich-Perspektive von ihrem Umzug nach Dortmund, von ihrer neuen Arbeitsstelle, den Kollegen, den Mädels aus der Handballmannschaft, den Männern, die sie kennenlernt. Das wirkt authentisch und lebendig, hat die meiste Zeit über recht viel Tempo und macht richtig Spaß.
Sogar den „Dialekt“ der Region hat sie getroffen, der eigentlich keiner ist, sondern ein Sammelsurium an Sprachen und Dialekten. Dabei macht sie zum Glück nicht den Fehler, alle Figuren so klingen zu lassen wie einst Adolf Tegtmeier. Hier spricht eben nicht jeder „Ruhrpott“, mancher mehr, andere eben weniger, ein russisch oder polnisch klingender Satzbau ist ebenso normal wie ein türkischer Akzent. Dass die Geschichte nebenbei noch gut erzählt und spannend ist, hilft enorm und macht sie noch sympathischer.
Figuren
Man weiß natürlich nicht, wie viel an eigenen Zügen die Autorin ihrer Hauptfigur Nessy gegeben hat, fest steht aber, dass Nessy das Herz am rechten Fleck hat und so sehr gut ins Ruhrgebiet passt. Sie ist weder schüchtern noch naiv, geht gern auf Menschen zu und macht jeden Blödsinn mit. Das hilft in den meisten Situationen enorm, besonders die Handballmädels sind mir da in guter Erinnerung geblieben. Die haben es nämlich in sich und ich bin sicher, dass es sie alle wirklich gibt. Wenn nicht, dann sind sie auf jeden Fall so gut beschrieben, dass man sie zu kennen glaubt.
Auch die verschiedenen Männer in Nessys Leben haben ihre Eigenheiten, Nessy hat vollkommen echt wirkenden Eltern und sonstige Verwandte, Bürokollegen sind und bleiben Bürokollegen und so macht jede einzelne Figur von Anfang bis Ende Spaß.
Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch zeigt auf dem Cover die Autorin, wie sie mit einem älteren Herrn an einer typischen Ruhrgebiets-„Bude“ ein Bier trinkt. Etwas klischeehaft, aber noch so gerade okay. Innen gibt es recht lange Kapitel, die jeweils mit einer kurzen Überschrift versehen sind.
Fazit
Das Ruhrgebiet und seine Menschen aus Sicht einer Sauerländerin, das ist bei weitem nicht so klischeelastig wie gedacht und macht richtig Spaß – auch wenn man selbst von hier stammt. Witzige Unterhaltung für ein paar entspannte Stunden.
Hinweise
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