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Die junge Sylvie soll sich um den Haushalt des exzentrischen Professors Hrdliczka kümmern, wo sie Zeugin seltsamer und unerklärlicher Vorfälle wird. Als ihr Hendrik, der sympathische Student des Professors, von den Geisterwesen berichtet, die das Haus bevölkern, will sie es zunächst nicht glauben. Doch je länger sie dort auf dem Feenhügel lebt, umso tiefer verstrickt sie sich in die alten Mythen – und in einen Flirt mit Hendrik …

 

Die Nacht der Feen 

Autor: Ursula Isbel
Verlag: Ueberreuter
Erschienen: Januar 2009
ISBN: 978-3-8000-5464-0
Seitenzahl: 253 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Sylvie hätte sich ihre Ferien kaum schlimmer ausmalen können: statt mit Freunden zu verreisen, übernimmt sie den Haushalt für Professors Hrdliczka, einem alten Geliebten ihrer Großmutter. Was sie sich auf der Hinfahrt schon schlimm ausmalt, ist vor Ort noch viel schlimmer. Der Professor beschäftigt sich nicht wie gedacht mit Archäologie, sondern mit mystischen Wesen und sein ganzes Haus sieht aus wie einem Gruselfilm entsprungen. Zum Glück lernt sie bald den Studenten Hendrik kennen, dem sie von den merkwürdigen Ereignissen im Haus berichten kann. Feen sind seine Erklärung dafür und Sylvie muss sich bald eingestehen, dass der Professor nicht halb so verrückt ist, wie gedacht und dass einige der Mythen wahrscheinlich wahr sind.

Ursula Isbel bezieht ihr Buch vor allem auf die nordische Mythologie und baut diese geschickt in unsere heutige Welt ein. Die Verbindung gelingt ihr sehr glaubwürdig, leider kann die Handlung jedoch nicht mit der guten Idee mithalten.


Stil und Sprache
Die Handlung wird durch Sylvie in der ersten Person erzählt. Da sie genauso ahnungslos in die mythische Welt des Professors hineinstolpert wie der Leser, könnten so sehr gut die nötigen Erklärungen eingebunden und eine Verbindung zwischen dem Leser und der Handlung aufgebaut werden. Leider gelingt das Ursula Isbel nur bedingt. Obwohl Sylvie die Handlung erzählt, bleibt sie als Person lange ungreifbar und die Erklärung der mythischen Hintergründe erfolgt eher in Lehrbuchform und nicht in natürlich wirkenden Dialogen. Die Lehrbuchseiten, die Sylvie selbst zu dem Thema liest, unterscheiden sich nur unwesentlich von den langen Monologen des Professors oder eines seiner Schüler zu dem Thema und reißen den Leser kaum mit. Ebenfalls störend wirken sich all die Belehrungen auf die Spannung aus. Der Professor glaubt fest daran, dass die gehäuften Naturkatastrophen mit dem Verhalten der Menschen gegenüber der Natur zusammenhängen und er als Druide versucht da Abhilfe zu schaffen. Leider erwähnt er diesen Zusammenhang nicht nur einmal sondern ständig und es wirkte mehr wie ein erhobener Zeigefinger in Richtung der Leser als eine Meinung der Charaktere, wie eine mühsam eingebundene Botschaft in einem Buch, was eigentlich unterhalten soll.
Den Spannungsbogen sucht man in der ersten Hälfte des Romans vergebens. Lange ist nicht klar, worauf die Geschichte hinaus will und eigentlich passiert nichts außer Sylvies Eingewöhnung in das merkwürdige Haus. Erst gegen Ende des Romans nimmt die Handlung an Fahrt auf und kann den Leser mitreißen. Leider wird dieser positive Eindruck durch ein absolut vorhersehbares Ende wieder etwas geschwächt. Sehr gut gelungen ist hingegen die Liebesgeschichte zwischen Sylvie und Hendrik. Sie kommt anfangs relativ überraschend, entwickelt sich dann aber in einem glaubwürdigen und passenden Tempo weiter. Viele Hindernisse müssen sie zwar nicht überwinden, aber im spannungsarmen Mittelteil ist es diese Entwicklung, die den Leser zum Weiterlesen animiert.
Der Schreibstil von Ursula Isbel beginnt relativ kalt und abgehackt mit vielen kurzen Sätzen, wird aber deutlich besser. Nach ein paar Kapiteln lässt sich das Buch so sehr angenehm lesen. Besonders die Atmosphäre in den gruseligeren Szenen, wenn Sylvie allein im Haus ist, gelingt ihr sehr gut.


Figuren
Sylvie bleibt dem Leser, obwohl sie die Erzählerin ist, lange fremd und relativ ungreifbar. Dieser Eindruck entsteht, trotzdem sie eigentlich ein sehr sympathischer Charakter ist und gibt sich zum Glück im Laufe der Geschichte. Ihre Reaktion auf all die merkwürdigen Vorgänge ist sehr glaubwürdig und auch die Entwicklung, die sie durchmacht, wird gut beschrieben.
Hendrik und der Professor nehmen neben Sylvie die wichtigsten Rollen ein. Ersterer bleibt recht zurückhaltend, im Großen und Ganzen aber glaubwürdig und sympathisch. Der Professor wird als Figur am interessantesten dargestellt, trotzdem man als Leser lange nicht entscheiden kann, ob man ihn überhaupt mag. Seine Leidenschaft für die Feen und andere Wesen, seine verrückten Eigenheiten und sogar seine Naturliebe sind glaubwürdig zu einem interessanten Charakter verbunden. Der eigentliche Star des Buches ist aber sein Vogel Hudin. Er ist Sylvies Unterstützung in den gruseligen Momenten und gleichzeitig immer für  eine lustige Unterbrechungen der Handlung gut.
Alle anderen Nebencharaktere bleiben sehr blass. Einzig die Haushälterin sticht noch positiv hervor, aber der Rest bleibt am Rande erwähnt und teilweise wird nicht klar, warum der Charakter dann überhaupt eingeführt wurde, wenn er dann so unscheinbar bleibt.


Aufmachung des Buches
„Die Nacht der Feen“ erschien als gebundenes Buch mit ansprechender, aber schlichter Gestaltung. Das Cover zeigt das Haus des Professors in atmosphärisch dunklem Licht, umgeben vom im Buch ebenfalls bedeutenden Raben. Damit fällt der Roman zwar sicher nicht unbedingt auf zwischen all den anderen Fantasy-Romanen, aber im Großen und Ganzen ist die Gestaltung passend und ansprechend.


Fazit
Ursula Isbel hatte einige wirklich interessante Ideen für ihren Roman, leider kann die Umsetzung aber nicht mithalten. Schade. Ein bisschen weniger Belehrung und ein bisschen mehr Spannung hätten aus „Die Nacht der Feen“ ein durchaus gelungenes fantastisches Jugendbuch machen können.


2 5 Sterne


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