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Die Hansestadt Lippe (das heutige Lippstadt) im Jahr 1338. Der Handel blüht und gedeiht. Ebenso das Verbrechen. Eine kriminelle Vereinigung von Ratsherren, Hansekaufleuten und Handwerkern betreibt ein schwungvolles Geschäft mit Falschgeld. Der Reichtum wächst, die Gier wächst mit. Das wird einem Mitglied der Bande zum Verhängnis. Zehn Jahre später werden in der Brüderkirche am Altar der Madonna hinter einer stümperhaft gemauerten Wand ein Skelett und drei Münzen gefunden. Elisabeht Werringhausen, Witwe eines erfolgreichen Lipper Hansekaufmannes, und Ademar de Cluny, ihr Jugendfreund und Bursar des Augustinerklosters, haben einen Verdacht: Das Opfer kann nur der verschollene Zwillingsbruder von Elisabeth sein. Als sie der Wahrheit zu nahe kommen, versetzt ein erneuter brutaler Mord die Stadt in Angst und Schrecken. Aber Elisabeth lässt sich nicht entmutigen und lüftet das Geheimnis der Madonna.

 

Das Geheimnis der Madonna 

Autor: Sabine Klewe/Martin Conrath 
Verlag: CEP Europäische Verlagsanstalt
Erschienen: 30. November 2012
ISBN: 978-3-8639-3034-9
Seitenzahl: 220 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Die Zwillinge Benjamin und Elisabeth stehen sich sehr nah. Als Benjamin 1338 verschwindet, hinterlässt er seiner Schwester einen Abschiedsgruß, der sie glauben lässt, dass er sein Glück in der Fremde gesucht hat. Erst als 1348 in der Klosterkirche ein Skelett gefunden wird – das dem Anschein nach noch nicht sehr lange dort versteckt war – beginnt sie die Wahrheit zu ahnen und versucht, die Identität des Opfers zu klären.

Sabine Klewe und Martin Conrath erzählen einen spannenden Kriminalfall vor dem sehr authentisch beschriebenen Hintergrund des 14. Jahrhunderts.


Stil und Sprache

Die Handlung dieses Romans ist frei erfunden. Die Autoren haben sich – wie im Vorwort zu lesen – aber darum bemüht „ ... sie so wirklichkeitsgetreu wie möglich in den realen historischen Kontext des 14. Jahrhunderts einzubetten“ (Zitat).

Um es gleich vorweg zu nehmen: Das ist ihnen überaus gut gelungen. Der Leser fühlt sich tatsächlich in diese Zeit versetzt, so farbig und glaubwürdig werden die Stadt, ihre Umgebung und ihre Bewohner geschildert. Das mittelalterliche Leben – ob nun eine Hochzeit, eine Ratssitzung oder Kleidung und Hausrat - alles ist so bildhaft und treffend beschrieben, dass man die Szenerie buchstäblich vor Augen hat. Auch die sozialen Verhältnisse mit ihren Sitten und Vorurteilen sind sehr gut wiedergegeben.

Der Schreibstil liest sich sehr flüssig und lässt durch die Verwendung immer neuer, stets passender Adjektive keine Längen aufkommen.

Die Geschichte spielt sich auf zwei Zeitebenen ab. Sie beginnt im Mai 1338 am 18. Geburtstag von Benjamin Matern und erzählt nach und nach in Rückblenden 10 Wochen seines Lebens, die der Leser – als Beobachter von aussen – ständig an seiner Seite miterlebt.
Im zweiten Handlungsstrang versucht im Jahre 1348  Elisabeth Werringhausen – Benjamins Zwillingsschwester – herauszufinden, was aus ihrem seit 10 Jahren verschollenen Bruder geworden ist. Dieser Abschnitt wird aus der Sicht verschiedener Personen erzählt, da Elisabeth bei einigen wichtigen Szenen – wie der Auffindung des Skeletts oder der Ratssitzung – nicht zugegen ist. Dadurch ist man immer auf Höhe des Geschehens und erfährt alle Neuigkeiten unmittelbar aus erster Hand. Obwohl schon der Klappentext verrät, dass das Opfer sehr wahrscheinlich Benjamin Matern ist, bleibt die Spannung die ganze Zeit erhalten, da es mehrere Lösungsmöglichkeiten gibt, die erst am Schluß unerwartet, aber stimmig aufgelöst werden.


Figuren
Die Autoren haben ihre Akteure sehr liebevoll und vielschichtig gestaltet. Es sind lebendige Menschen mit Ecken und Kanten, mit Stärken und Schwächen, die Interesse und Anteilnahme wecken.

Elisabeth ist zwar als Geschäftsfrau durchaus emanzipiert und erfolgreich, aber trotzdem ein „Kind“ ihrer Zeit. Witwen durften im 14. Jahrhundert das Gewerbe des verstorbenen Ehemannnes weiterführen, wurden aber von ihrer Umgebung zu einer baldigen neuen Ehe angehalten. Auch Elisabeth sieht sich von ihren Brüdern entsprechend bedrängt, findet aber den Mut, ihre eigene Entscheidung zu treffen.
Dieses Durchsetzungsvermögen fehlt ihrem Zwillingsbruder Benjamin gänzlich. Von seinem Vater nicht anerkannt, gerät er zunächst mit Dummheiten, dann mit kriminellen Machenschaften auf die schiefe Bahn, ist aber immer wieder optimistisch, dass es ihm letztendlich doch glückt, sich irgendwie aus seinen Schwierigkeiten herauszuwinden und woanders ein neues Leben zu beginnen. Als er plötzlich verschwindet, sind seine Freunde und auch seine Schwester jahrelang überzeugt, dass es ihm gelungen ist.

Auch die Nebenfiguren – Bürger, Ratsherren und die Geistlichkeit – fügen sich schlüssig und glaubhaft in die Geschichte ein. Der Leser kann sich ein gutes Bild von ihnen machen und ihre Handlungen – wenn auch nicht immer billigen   doch jederzeit nachvollziehen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt das „Porträt der Maria Maddalena Portinari“ von Hans Memmling. Die Dame trägt einen Kopfputz, wie er auch im Buch beschrieben wird und passt daher – ebenso wie das Kirchenschiff im Hintergrund  sehr gut zur Handlung.
Dem Prolog vorangestellt sind eine kurze Anmerkung der Autoren zum historischen Kontext, sowie eine Karte von Lippstadt im 14. Jahrhundert. Die folgenden Kapitel sind nicht numeriert, sondern mit genauen Daten aus den Jahren 1338 und 1348 versehen, wobei die Rückblenden zur besseren Unterscheidung kursiv gedruckt sind.
Ein Glossar und eine sehr knappe Danksagung beschließen das Buch.


Fazit
„Das Geheimnis der Madonna“ ist ein wirklich interessanter und spannender Kriminalroman  eingebettet in den sorgfältig recherchierten und glänzend geschilderten historischen Hintergrund des Spätmittelalters – den ich sehr gern weiterempfehle.


4 5 Sterne


Hinweise
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