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Wie wird ein junger Tagedieb, der seine Kindheit in einer Höhle verbrachte, zu einem glühenden Verfechter der Freiheit? Wie wird ein jüdischer Überlebenskünstler zu einem anerkannten Arzt? Und wie wird ein Mädchen mit einem schweren Schicksal zu einer Aufsehen erregenden Modeschöpferin? Die Antwort liegt in Venedig. Denn dort, im Labyrinth der Gassen und Kanäle der geheimnisvollen Lagune Europas, zwischen der Pracht San Marcos und dem Elend der Spelunken von Rialto, findet sich das gesamte Panorama des Lebens ...

 

Das Maedchen das den Himmel beruehrte 

Originaltitel: La regazza che toccava le stelle
Autor: Luca Di Fulvio
Übersetzer: Katharina Schmidt/Barbara Neeb
Sprecher: Philipp Schepmann
Verlag: Lübbe Audio
Erschienen: Februar 2013
ISBN: 978-3-7857-4798-8
Spieldauer: 621 Minuten, 8 CDs; gekürzte Lesung

Hier geht's zur Hörprobe


Die Grundidee der Handlung
Nachdem das jugendliche Gaunertrio Mercurio, Benedetta und Zolfo bei einem Überfall den jüdischen Geschäftsmann Shimon Baruch schwer verletzt hat, flüchtet es nach Venedig, um dort ein neues Leben aufzubauen. Auf der Reise zur Lagunenstadt stoßen die drei auf einen Heereszug, der sich auf der Rückkehr aus dem Krieg befindet. Mit ihnen reisen der jüdische Arzt Isaaco und seine Tochter Giuditta. Mercurio fühlt sich stark zur jungen Arzttochter hingezogen, was von Benedetta mit Eifersucht mitverfolgt wird. Als sich die Liebe zwischen Mercurio und Giuditta immer stärker abzeichnet, zettelt Benedetta eine gefährliche Intrige an und lässt Giuditta als Hexe verhaften. Doch auch ohne diesen Prozess wird die Lage in der Lagunenstadt ungemütlich: Ein religiöser Eiferer hetzt erfolgreich gegen die Juden und sorgt für die Einführung eines Ghettos. Mercurio erkennt, dass Giuditta hier keine Zukunft hat. Aus dem kleinen Gauner von einst ist ein gewiefter Geschäftsmann geworden, der jedoch dem Arzt Isaaco als Verehrer seiner Tochter ein Dorn im Auge ist. Isaaco versucht, die beiden auseinander zu bringen.

Mit dem Roman "Das Mädchen, das den Himmel berührte", hat der Autor Luca Di Fulvio sein großes Erzähltalent erneut unter Beweis gestellt. Dafür hat er eine völlig andere Epoche gewählt als mit seinem ersten Erfolg "Der Junge, der Träume schenkte". Angesiedelt ist die Geschichte im Venedig des 16. Jahrhunderts. Selber in der Lagunenstadt aufgewachsen, erzählt der Autor sehr überzeugend und voller Liebe zu seiner venezianischen Hauptstadt. Auch wenn die Handlungsweise der einzelnen Protagonisten vereinzelt etwas gesucht scheint - da und dort wünschte man sich noch eine etwas deutlichere Einbindung der Denkstruktur in die gewählte Epoche - so ergibt sich doch eine runde Story mit überzeugendem historischen Hintergrund. Die Ghetto-Bildung zu diesem Zeitpunkt zeigt eindrücklich auf, wie lange sich diese Art von Ausgrenzung und Völkerhass halten konnte, waren doch die Bedingungen nicht anders als zu späteren Epochen und vor allem zur Zeit des zweiten Weltkriegs. Aber auch die Passage mit der Syphilis ist ein guter Spiegel einer Zeit, in der die Menschen Epidemien machtlos gegenüber standen, weil ihnen die Heilmittel fehlten. Luca Di Fulvio hat einen fulminanten Roman geschrieben, der bis auf wenige kleinere Unfeinheiten (wie etwa einige etwas zu stark schwarz-weiß gezeichneten Figuren) zu überzeugen vermag.


Darstellung des Hörbuchs
Der Autor hätte sich wohl kaum eine bessere Stimme für die Umsetzung seines Romans wünschen können. Philipp Schepmann präsentiert den Stoff so, als hätte er ihn selber geschrieben und sei tief damit verbunden. Er schlüpft gekonnt in die verschiedenen Rollen, variiert seine Stimme so sehr, dass ein farbenprächtiges Klangbild entsteht und liest in einem angenehmen Tempo. Mit leichten Temposteigerungen, Verändern der Sprechlautstärke oder Dehnung und Pausen erzeugt der Sprecher Spannung und nimmt den Hörer mit auf eine lange, niemals aber langweilige Reise. Leider ist das Hörbuch gegenüber dem geschriebenen Roman stark gekürzt worden. Der Wegfall einiger tragender Passagen etwa von der Reise Shimon Baruchs macht es vereinzelt schwierig zu verstehen, was in diesem jüdischen Kaufmann vorgeht. Obwohl das Hörbuch mit seinen über 620 Minuten bereits eine überdurchschnittliche Länge erreicht hat, hätte der Verlag gut daran getan, eine Vollversion anzubieten. Schön gemacht sind die Übergänge von CD zu CD - eine sanfte Musik kündigt das Ende des jeweiligen Datenträgers an und macht es dadurch einfach, den Zeitpunkt für den Wechsel nicht zu verpassen.


Aufmachung des Hörbuchs
Obwohl acht CDs umfassend, wird das Hörbuch "Das Mädchen, das den Himmel berührte" in einem Klapp-Schuber aus Pappe präsentiert. Durch die Menge der CDs wird diese Form sehr instabil und eignet sich kaum als vernünftiger Schutz der einzelnen CDs. Spätestens nach dem zweiten Mal herausziehen wollen die CDs zudem nicht mehr richtig im Karton stecken bleiben, weshalb bei einer leichten Unachtsamkeit leicht die eine oder andere CD hinausrutschen und kaputt gehen kann. Es wäre wünschenswert gewesen, wenn der Verlag hier zu einer stabilen Karton-Box gegriffen hätte. Weil bei Einsteckschuber das Beilegen eines Hefts kaum sinnvoll ist, finden sich alle wichtigen Details auf die Innenseiten der Hülle gedruckt. Um die Daten alle lesen zu können, ist es jedoch nötig, die einzelnen CDs ganz heraus zu ziehen, was recht umständlich ist.


Fazit
Ein facettenreicher, farbenprächtiger Roman wird in eine wunderbar konzipierte Hörbuchfassung mit einem überzeugenden Sprecher umgesetzt. Wenn die unglücklichen Kürzungen und die Einschränkung bei der Präsentation des Hörbuchs im Klapp-Schuber nicht wäre, würde es sich hier um eine rundum gelungene Sache handeln. So gibt es leider für das schlechte Handling und die fehlenden Passagen einen leichten Punkteabzug.


4 5 Sterne


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