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Eine Nymphe, die in einem zugefrorenen Fluss auf den Liebsten wartet, der sie befreit; ein junger Mann ohne Gestern und Morgen, der nur durch die Tränen einer Liebenden in der Silvesternacht von seinem tragischen Schicksal erlöst werden kann; eine Elfe, zart und zerbrechlich, die die Kraft der Ewigkeit in sich trägt – diese und viele weitere Geschichten laden zu einer spannenden Reise voll großer Gefühle!

 

Frostzauber 

Autor: diverse
Verlag: rororo
Erschienen: Dezember 2012
ISBN: 978-3499216640
Seitenzahl: 192 Seiten

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Die Idee, Stil und Sprache
Die Anthologie „Frostzauber“ vereint sechs bekannte deutsche Autorinnen, die jeweils ihren ganz eigenen Weg finden, den Zauber des Winters darzustellen. Ergänzend befindet sich im Anhang zu jeder Autorin ein kurzer Absatz zu ihrem Leben und Schreiben.

Den Anfang macht die Herausgeberin selbst, Tanja Heitmann. In „Unter dem Frosthauch“ beschreibt sie die Begegnung einer ans Eis gebundenen Nymphe mit einem jungen Mann, der sich gerade aus der Hektik Londons in den Schwarzwald zurück gezogen hat. Mit einem angenehmen Schreibstil, der besonders bei den Naturbeschreibungen des Winterwaldes wunderschön ist, gelingt es Tanja Heitmann, die Begegnung der beiden magisch und zugleich bedrohlich darzustellen. Ein paar mehr Seiten für die Beziehungsentwicklung hätten der Geschichte nicht geschadet, aber auch so ist sie schön zu lesen.

Als nächstes berichtet Lilach Mer vom „Cirque Indigo“. Ihre Geschichte entführt den Leser in einen zauberhaften Zirkus mitten im verschneiten Paris zu Beginn des 20. Jahrhunderts und es gelingt ihr auf den wenigen Seiten eine extreme Nähe zu ihrer Protagonistin zu erzeugen. Mit einer zarten und großartigen Sprache verzaubert sie den Leser geradezu und rührt zugleich mit ihrer sanften Geschichte zu Tränen.

Im Anschluss erzählt Mechthild Gläser ihre Geschichte „Die gefrorene Zeit“. Sie findet darin einen ganz neuen Ansatz zu einer bekannten Idee der Phantastik und auch sie gestaltet Wortwahl und Schreibstil sehr schön, vor allem bei den Naturbeschreibungen. Auch hier wären ein paar mehr Seiten angebracht gewesen, denn die Hintergründe der einzelnen Charaktere kommen zu kurz, wodurch einige Entscheidungen schwer verständlich sind.

Gesa Schwartz hat die Kurzgeschichte „Jenseits des Lichts“ beigetragen. In ihr flüchtet sich eine junge Frau vor den Schatten der Vergangenheit in den Wald und trifft dort etwas, was noch dunkler ist als ihre eigenen Ängste und sie mit sich zu reißen droht. Die Geschichte hat von allen sechs die düsterste Atmosphäre und ist leider in der Mitte etwas langatmig geraten. Mit einem wunderschönen Schluss wird das aber wieder wettgemacht.

„Preußischblau“ heißt die Geschichte von Antonia Michaelis. Sie handelt von einem jungen Mann, der sich in der Einsamkeit von einer Sternschnuppe wünscht, dass jemand ihn liebt, sei es auch nur für einen Tag oder wenige Stunden. Als am nächsten Abend eine junge Frau vor seiner Tür steht, ahnt er nicht, dass sein Wunsch auf ganz andere Art in Erfüllung gehen würde, als er es je gedacht hätte. Der Autorin gelingt es dabei sehr gut, seine Gefühle und sein besonderes Wesen zu übermitteln. Sie wählt ihre Worte geschickt und arbeitet auch immer wieder mit passenden Wort- oder sogar Satzwiederholungen.

Jennifer Benkau hat die letzte der sechs Geschichten verfasst, „Das Lied des Eiswolfs“. Sie beschreibt darin eine Außenseiterin, die nie wirklich dazu gehörte, weil ihr das wichtigste Talent ihres Dorfes fehlt: die Fähigkeit, das Eis weben zu können. Erst als ihre kleine Schwester in Gefahr ist, erkennt sie, dass sie dafür eine andere, weit mächtigere Gabe in sich trägt. Auch diese Geschichte verzaubert durch eine wunderschöne Sprache und bietet zusätzlich noch eine sehr starke Hauptperson. Leider kommt die Handlungsentwicklung etwas zu kurz und man hätte gerne mehr aus der wundersamen Welt der Eiswölfe erfahren.

Alle sechs Geschichten greifen das Motiv des Winters sehr gut auf und verzaubern den Leser trotz kleinerer Schwächen. Unter all den sehr guten Geschichten der Anthologie ist „Cirque Indigo“ das Highlight.


Aufmachung des Buches
„Frostzauber“ erschien als Taschenbuch und zeigt auf dem Cover das mittlerweile für fantastische Jugendbücher typische Frauengesicht. Dass eine schlafende Frau hinter leichten Eiskristallen abgedruckt ist und in den gedeckten, beinahe verschwommenen Farben des Frosts gehalten wurde, hebt es aber angenehm von der breiten Masse ab und passt sehr gut zum Thema. Die verschnörkelte Schriftart des Titels setzt sich im Buch in den einzelnen Überschriften der Geschichten fort.


Fazit
Tanja Heitmann hat in „Frostzauber“ sechs sehr schöne und winterlich passende Geschichten vereint. Jede einzelne trifft die Stimmung dieser Jahreszeit und verarbeitet sie einzigartig mit vielen neuen Ideen. Die kleineren Schwächen verzeiht man dank der zauberhaften Sprache und dem Highlight „Cirque Indigo“ gerne.


4 Sterne


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