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Das Meer gibt alles wieder her – auch die Wahrheit?

Sechs Leichen. An Händen und Füßen gefesselt. Eine hält einen Rosenkranz.

Ruth Galloway untersucht die Skelette und findet heraus, dass sie aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs stammen.

Damals soll eine Heimwehr die Küste Norfolks verteidigt haben. Die ehemaligen Mitglieder schweigen – doch nach der Vernehmung sterben sie. Einer nach dem anderen. Zufall?

Da spült die Flut eine weitere Leiche an den Strand ...

 

Gezeitengrab 

Originaltitel: The House at Sea's End
Autor: Elly Griffiths
Übersetzer: Tanja Handels
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 08.03.2013
ISBN: 978-3-8052-5023-8
Seitenzahl: 400 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Dr. Ruth Galloway ist seit gut vier Monaten Mutter, doch lange hat sie es nicht Zuhause ausgehalten und unterrichtet bereits wieder an der Universität. Doch noch mehr sehnt sie sich die richtige Arbeit – vor Ort, an Ausgrabungsstätten – zurück. Ihr Wunsch wird schon bald erfüllt, als sechs Leichen in einem Grab im Sand gefunden werden. Allerdings sind diese nicht allzu lange dort verborgen gewesen, sondern stammen aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Was hat es mit diesem Grab auf sich? Die Ermittlungen fördern Dinge ans Tageslicht, die für immer verborgen bleiben sollten – und bergen Gefahr für alle, die zu viel in Erfahrung bringen ...

Der Text der Buchrückseite ist zwar kurz gehalten, verrät aber meiner Meinung nach schon ein bisschen zu viel. Die Grundidee selbst ist überzeugend und grundsätzlich auch gut ausgearbeitet. Schade ist, dass Elly Griffiths mit "Gezeitengrab" nicht an die Spannung der ersten beiden Bände anknüpfen kann.


Stil und Sprache
Die Autorin bleibt ihrem Stil treu und erzählt die Geschichte im Präsens aus Sicht eines allwissenden Erzählers. Dabei gelingt es ihr – trotz der generell eher distanzierteren Erzählform – eine intensive Nähe zu den Hauptfiguren Dr. Ruth Galloway und DCI Harry Nelson aufzubauen, aus deren Perspektive das Geschehen überwiegend wiedergegeben wird. Die ersten Seiten des Buches sind jedoch sehr distanziert verfasst, die Figuren werden nicht beim Namen genannt. Insgesamt wirkt der Schreibstil zu Beginn des Buches recht abgehackt, teilweise auch ein wenig holprig, was aber auch an Clough liegen kann, aus dessen Sicht zunächst erzählt wird. Glücklicherweise ändert sich dies, als Ruth und Harry endlich zu Wort kommen, und der Leser fühlt sich schon bald wieder heimisch im trüben Wetter des Salzmoors.

Ruth, inzwischen Mutter der gut vier Monate alten Kate, hat ihre Arbeit an der Universität bereits wieder aufgenommen, da ihr andernfalls die Decke auf den Kopf gefallen wäre. Allerdings ist es gar nicht so einfach, Baby und Beruf unter einen Hut zu bringen. Und so behandelt ein nicht unwesentlicher Teil dieses Krimis Ruth' persönliche Probleme, ihr schlechtes Gewissen und teilweise auch ihren Egoismus. Es stehen über weite Teile die Figuren selbst im Vordergrund, was sie zu Personen mit Charakter, mit Ecken und Kanten macht, den eigentlichen Kriminalfall aber allzu oft in den Hintergrund drängt. Insbesondere bei den Ausgrabungen der Skelette geht Elly Griffiths überaus detailliert vor, was Ruth' penible Arbeitsweise unterstreicht, andererseits aber auch nicht gerade zu einem hohen Erzähltempo beiträgt. Doch irgendwann kriegt die Autorin die Kurve. Der Fund der sechs Leichen streckt seine Fühler von der Gegenwart (2009) bis zur Zeit des Zweiten Weltkriegs (1940) aus. Nach und nach ergeben scheinbar unabhängige Vorfälle einen Zusammenhang, verheddern sich in ein vielleicht unlösbares Rätsel und sorgen für eine Menge Wirbel, um sich in einem temporeichen und spannenden Showdown zu einem großen Ganzen zusammen zu fügen. Warum nicht gleich so?


Figuren
Die liebgewonnenen Hauptfiguren Dr. Ruth Galloway und DCI Harry Nelson stehen auch in diesem Buch wieder im Mittelpunkt – und haben mit einigen privaten Problemen zu kämpfen. Ruth hat inzwischen ihr gemeinsames Kind zur Welt gebracht, allerdings darf niemand wissen, dass Harry der Vater ist, schließlich ist er verheiratet und hat bereits zwei Töchter. Der Druide Cathbad ist ebenfalls wieder mit von der Partie und bereichert die Geschichte mit seiner ganz eigenen Art. "Erik hat immer gesagt, Cathbad habe magische Fähigkeiten. Zumindest verfügt er offenbar über die Fähigkeit, sich gezielt irgendwo zu materialisieren." (Seite 298) – und dem scheint tatsächlich so zu sein, denn wenn Cathbad gebraucht wird, ist er zur Stelle.

Die Figuren sind allesamt wieder hervorragend ausgearbeitet und überzeugen auf ganzer Linie – selbst diejenigen, die nur einen recht kurzen Auftritt in der Geschichte haben bzw. nebensächliche Rollen einnehmen.


Aufmachung des Buches
Auch der dritte Band dieser Krimi-Reihe ist lediglich als Klappenbroschur erschienen und nicht – wie der Auftaktband – als gebundenes Buch. Das Cover passt dabei nicht nur sehr gut zum zweiten Teil, sondern vor allem auch zum Inhalt und zur Stimmung im Buch. Auch der deutsche Titel ist gut gewählt und gefällt mir sogar noch besser als der Originaltitel "The House at Sea's End".
Die Verarbeitungsqualität ist gut, nach dem Lesen weist der Buchrücken keinerlei Knicke auf und ist nur wenig verzogen.


Fazit
Nach einer Spannungsflaute weiß Elly Griffiths zum Ende hin den Leser doch noch zu fesseln, mehr als ein Durchschnittskrimi ist aber dennoch nicht dabei herum gekommen. Schade, das kann die Autorin besser!


3 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Fall 1: Totenpfad
Fall 2: Knochenhaus

 

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