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Er wäre gern wie Bogart … und ist doch eher wie Monsier Hulot.

Ein kleiner Feinschmecker ist er … und Träumer. Mit den Gedanken meist woanders, hat er dafür das Herz am rechten Fleck. Mitunter etwas schreckhaft – zugegeben – doch wenn’s drauf ankommt, hält ihn nichts und niemand auf. Denn Jackie ist vor allem eins: richtig pfiffig, auch wenn man es ihm selbst auf den zweiten Blick manchmal nicht ansieht!

So heiter und schwungvoll tritt er in die großen Fußstapfen seiner berühmten Detektiv-Kollegen, dass er regelmäßig hineinstolpert … in die Fälle, die nicht schnell genug vor ihm fliehen konnten.

So löst unser junger Privatdetektiv auf seine unverwechselbare Art – immer liebenswert und ein klein bisschen kauzig – die finsteren Mysterien, blutigsten Dramen und durchtriebensten Verbrechen auch schon auf, noch bevor er richtig durchschaut hat, wo er da eigentlich hineingeraten ist …

Mit Jackie Kottwitz (Jérôme K. Jérôme Bloche) verdanken wir Makyo und Serge Le Tendre sowie nicht zuletzt dem wunderbaren Zeichentalent Alain Dodiers eine kleine Perle, die mit der vorliegenden Gesamtausgabe nun endlich auch im deutschsprachigen Raum ihren angestammten Platz unter den zeitlosen Klassikern franko-belgischer Comickunst erhält.

 

Jackie Kottwitz 1 

Originaltitel: Jérôme K. Jérôme Bloche – L'intégrale Tome 1
Autoren:  Alain Dodier, Serge Le Tendre, Pierre Makyo
Übersetzer: Michael Hug
Illustration: Alain Dodier
Verlag: Finix Comics
Erschienen: April 2013
ISBN: 978-3-941236-78-3
Seitenzahl: 160 Seiten
Altersgruppe: ab 12 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Die Storys um den jungen Privatdetektiven Jackie Kottwitz, der seinen Detektiv-Schein per Fernstudium erworben hat, sind durch seine schusselige und ganz eigene Art sehr unterhaltsam und recht humorvoll, auch wenn die Fälle, denen er sich annimmt, einen ernsten Hintergrund haben. Dieser Sammelband enthält die folgenden drei Alben sowie eine Kurzgeschichte:

Der mörderische Schatten
In Paris gibt es eine Serie bizarrer Morde, der Täter wurde von den Medien „Der mörderische Schatten“ getauft. Die 25 Detektiv-Schüler des Professor Maison – darunter auch Jackie Kottwitz – erhalten jeder einen letzten Auftrag als Abschlussprüfung zum Detektiv-Fernstudium: sie sollen jeweils einen anderen Schüler überprüfen, um den Mörder dingfest zu machen, da ihn der Professor in den eigenen Reihen vermutet. Doch der Täter setzt alles daran, sich nach und nach der Mitschüler zu entledigen …

Ein tödliches Spiel
Kottwitz erhält einen Rettungsruf vom Baron de Verville – doch als der junge Detektiv in La Rochelle eintrifft, ist der Baron verschwunden, und in seinem Herrenhaus gehen merkwürdige Dinge vor sich …
Dieser Plot erinnert zunächst an das Brettspiel „Cluedo“, überzeugt aber durch eigene Raffinesse und unvorhergesehenen Wendungen.

Auf immer und ewig
Jackie begibt sich nach Dünkirchen. Hier beschenkt nicht nur ein Unbekannter heimlich arme Leute mit erheblichen Summen. Auch wird eine Reihe von Personen erpresst. Und nicht zuletzt scheint auch Jackies Onkel Sebastian in Schwierigkeiten zu stecken. Was geht hier vor sich?

Der Geburtstag
In dieser Kurzgeschichte hat Jackie Kottwitz den Geburtstag seiner Verlobten vergessen. Das kann Ärger bedeuten. Doch so schnell gibt er noch nicht auf …


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Ein umfangreiches Vorwort von Alain De Kuyssche – Anfang der 80er Jahre Verleger bei Dupuis – eröffnet diesen Sammelband, bevor es mit der ersten Geschichte losgeht. Die Figuren wurden in bestem franko-belgischem Stil der jungen 80er Jahre zu Papier gebracht und sind Dodier nicht nur lebendig, sondern in ihrem Aussehen auch sehr individuell gelungen. Passend auf diese Epoche ist nicht nur der Kleidungsstil abgestimmt worden, auch die Emotionen der Charaktere sind jederzeit eindeutig in den Gesichtern zu erkennen. Die Hauptrolle spielt natürlich Jackie Kottwitz, ein etwas schrulliger, aber liebenswerter Typ, der zunächst nicht wirklich ernst zu nehmen ist. Mit dem Hut und dem Trenchcoat ähnelt er auf den ersten Blick vielleicht Humphry Bogart, doch sein jugendliches Gesicht, seine runde Brille und nicht zuletzt seine schlaksige Gestalt lassen ihn weit von einem erfahrenen Meisterdetektiv entfernt sein. Und doch besitzt er eine gewisse Hartnäckigkeit, die ihn von einer abstrusen Situation in die nächste befördert – von dem Zeichner wurde dies in passende und nicht selten auch humorvolle Bilder übertragen. Seine Überlegungen sind mal als begleitender Text in eigenen Kästchen, mal in den Sprechblasen zu erkennen und zeigen ihn als mehrschichtigen Charakter.

Eingebettet werden die Haupt- und Nebenfiguren meist in die entsprechende Umgebung, denn auf unifarbene Hintergründe greift Dodiers eher selten zurück. Die Stadtansichten von Paris, La Rochelle und Dünkirchen weisen dabei einen hohen Grad an feinen Einzelheiten auf und sind überzeugend ausgearbeitet worden. Nur bei Hintergründen wie Büschen oder belaubten Bäumen hat sich der Zeichner einen etwas weniger ausgeprägten, aber jederzeit ausreichenden Detailgrad erlaubt.

Die Kolorierung der drei Alben wurde komplett erneuert und entspricht dem Stil der späten 70er bzw. der frühen 80er Jahre – relativ große Flächen sind jeweils in einer Farbe gestaltet, nur Linien oder Schraffuren verleihen ihnen eine gewisse Struktur. Verläufe findet man jedoch nicht. Die Farbtöne selbst sind matt und gedeckt, überwiegend hat der Kolorist auf erdig-warme Farben zurückgegriffen. Nur in schlecht beleuchteten Räumen oder der Düsternis manch nächtlicher Szene nehmen die Bilder einen grünlich-grauen Ton an, in dem sich die Figuren entweder als schwarze Silhouetten bewegen oder aus dem die hellere Kleidung, beispielsweise Kottwitz Mantel, heraussticht. Auch wenn die Farben einfach gehalten wurden, sind sie doch immer in der Lage, Atmosphäre zu erzeugen.
Ähnliches gilt für die Kurzgeschichte Der Geburtstag, nur wurde hier die alte Kolorierung abgedruckt, in der die Farben ebenso gedeckt, aber zugleich satter sind und einen ganz feinen Magenta-Stich haben.

Die Bilder wurden auf weißem Hintergrund – und mit weißen Stegen getrennt – angeordnet und unterstreichen damit die Gestaltung dieses Klassikers. Die Lesereihenfolge ist jederzeit klar, und dort, wo Comicanfänger vielleicht Probleme haben könnten, helfen kleine Pfeile in den Stegen dabei, sich jederzeit zurecht zu finden.


Aufmachung des Comics
Der schlicht, aber sehr passend gestaltete Hardcover-Sammelband zeigt auf der Vorderseite Jackie Kottwitz, der gerade um eine Hausecke herum lugt. Auf der Rückseite finden sich neben der Inhaltsbeschreibung die drei Cover der hier zusammengefassten Titel.

Die Verarbeitung des Comicalbums ist – wie man es von Finix Comics gewohnt ist – wieder mustergültig: die Materialwahl des Umschlags und des griffigen, recht dicken Papiers kann genauso wie die Fadenbindung und Verleimung überzeugen und wird sich auch nach vielen Lesestunden keine Schwäche erlauben.


Fazit
Jackie Kottwitz, seines Zeichens Privatdetektiv, ist zwar recht eigen, aber dafür umso liebenswerter. Seine Fälle löst er auf unterhaltsame und humorvolle Art, doch mit Raffinesse. Mit schönen Zeichnungen ins Leben gerufen, ist diese Gesamtausgabe eine heiße Empfehlung für jeden Fan klassischer Comics!


4 Sterne


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