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Sie schwebt. Nicht schon wieder der Traum vom Fallen, denkt sie. Diesen Traum ist sie echt leid. Die Szene ändert sich im selben Moment. Jetzt ist Janie draußen. Es ist dunkel. Sie ist allein hinter einem Schuppen, aber sie kann gedämpfte Stimmen hören. Sie war noch nie allein und weiß nicht, wie Leute Träume haben können, in denen sie selbst gar nicht vorkommen. Sie ist neugierig. Nervös sieht sie zu, hofft, dass es kein Albtraum ist, der plötzlich aus dem Schuppen oder den Büschen hervorgestürzt kommt ...

 

Wake 

Originaltitel: Wake
Autor: Lisa McMann
Übersetzer: Tanja Ohlsen
Verlag: Boje
Erschienen: August 2009
ISBN: 978-3-414-82233-8
Seitenzahl: 221 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Janie Hannagan ist 17 Jahre alt und hat eine besondere Gabe  - oder Fluch, je nachdem, wie man es betrachtet. Immer, wenn in ihrer Nähe jemand einschläft und träumt, wird Janie in den Traum hineingezogen. Je schlimmer der Traum, je stärker der Sog. Sie selbst fällt dabei in eine Art Trance, kann sich weder bewegen noch sich aus dem Geschehen ausklinken. Was sie dabei so alles erfährt und miterlebt, wovon sie doch eigentlich gar nichts wissen will, ist enorm. Und die Folgen sind manchmal unvorhergesehen und sogar gefährlich ...

Eine interessante Ausgangslage für eine kurzweilige Geschichte mit viel Potential. Die Umsetzung strauchelt manchmal noch ein wenig an den kurzen Sätzen, aber je länger das Buch, je mehr vergisst man diesen kleinen Mangel.


Stil und Sprache
Das Buch beginnt in der Gegenwart mit einem kurzen Kapitel, danach folgt ein Rückblick, wie alles begann. Sofort wird man mitten in den ersten Traum hinein gezogen. Die Kapitel beginnen immer mit einer Überschrift und sind dann zusätzlich mit Datum und Uhrzeit in verschiedene Abschnitte unterteilt. Das Geschehen wird dabei sehr kurz und knapp geschildert und man rauscht förmlich durch die Jahre, bis man wieder in der Gegenwart angelangt ist. Bis dahin ist der Schreibstil manchmal so, wie wenn man ein Protokoll liest. Danach werden die Kapitel länger und die Handlung wird sorgfältig aufgebaut. Man erlebt sowohl den Alltag zu Hause, in der Schule und auf der Arbeit.

Die Geschichte wird in der 3. Person Präsens aus Sicht von Janie erzählt. Oft sind auch ihre Gedanken in Kursivschrift eingefügt, meistens sarkastische Bemerkungen zu ihrer Lage. Die Erzählweise ist knapp, präzise und schnörkellos, woran man sich erst gewöhnen muss. Dadurch schreitet das Geschehen rasch voran, doch erstaunlicherweise wirkt es weder zu schnell noch gehetzt. Man wünscht sich aber trotzdem zeitweise ausführlichere Szenen. Auch die Gefühle von Janie oder anderen Protagonisten werden klar und verständlich transportiert, sie wirken tiefgründig und glaubhaft. Die Spannung ist dahingehend hoch, dass die Neugier – in welchen Traum und welches Geschehen wird sie diesmal hinein katapultiert und wird es für Janie gefährlich? – immer da ist. Denn der Sog kann sie überall erfassen, z. B. auch, wenn sie nur an einem Haus mit träumenden Menschen vorbei kommt.

Eigentlich ist es ein kurzer Roman, der zusätzlich noch in relativ großer Schrift gestaltet ist. Durch die kurzen Sätze, die das Geschehen sofort auf den Punkt bringen, ist es der Autorin trotzdem gelungen, eine umfassende Story zu erzählen. Die Sichtweise, das Verhalten und die Gefühlswelt eines Teenagers werden dabei sehr gut getroffen und auch die erste Liebe darf natürlich nicht fehlen. Der Schluss ist überraschend und bereitet den Weg vor für eine Fortsetzung.


Figuren
Janie Hannagan geht noch zur Schule und ist eine Einzelgängerin. Erst als vor rund vier Jahren eine Familie ins Nachbarhaus gezogen ist, hat sie Carrie als einzige Freundin. Ihre Mutter ist alleinerziehend, lebt von der Fürsorge und ist Alkoholikerin. So ist Janie völlig auf sich gestellt und arbeitet nebenher möglichst viele Schichten in einem Pflegeheim, um später ein Studium bezahlen zu können. Lange Zeit weiß niemand etwas über ihre Gabe, bis sie sich mit Carl anfreundet.

Carl Strumheller ist ein eigenartiger Typ, der etwas älter ist, jedoch die gleiche Klasse besucht. In den vergangenen Jahren haben sie oft gar nicht miteinander gesprochen oder es herrschte ein gespanntes Verhältnis. Doch als sie zusammen ins Klassenlager fahren – was zugegeben keine so gute Idee von Janie war, da teilzunehmen – entsteht eine zarte Freundschaft.

Carrie Tracer ist vor einigen Jahren ins Nachbarhaus eingezogen und geht mit Janie ebenfalls in die gleiche Klasse. Schon am ersten Tag ihrer Begegnung werden sie unzertrennliche Freundinnen, obwohl Carrie aus ganz anderen Verhältnissen stammt. Ihre Familie ist wohlhabend, doch Carrie ist zu Hause oft nicht glücklich, weil viel gestritten wird. So kommt es regelmäßig vor, dass Carrie bei Janie zu Hause übernachtet. Einige Geheimnisse werden dadurch in den Träumen offenbart, in die Janie hinein gesogen wird.


Aufmachung des Buches
Das Cover des gebundenen Buches ist schlicht, drückt jedoch genau den Inhalt aus. Die Rückseite ist ganz in Schwarz gehalten mit dem weißen Text des Inhaltes. Schlicht aber sehr wirkungsvoll, gefällt mir sehr gut.


Fazit
Ein sehr spannendes Thema perfekt umgesetzt. Einzig die kurzen Sätze und knappen Handlungen sind ungewohnt. Wenn man mit dem Lesen begonnen hat, kann man das Buch kaum noch aus den Händen legen. So habe ich es in einem Zug durchgelesen. Und da der zweiten Band auch im Regal steht, werde ich gleich weiterfahren.


3 5 Sterne


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