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Nachdem man auf der Erde das Reisen mit Überlichtgeschwindigkeit entdeckt hat, bricht die Menschheit ins All auf - und trifft auf das sogenannte »Konklave«, eine interstellare Organisation, in der etliche außerirdische Spezies versammelt sind. Diese Organisation wurde geschaffen, um den Völkern der Galaxis ihre jeweilige Rolle zuzuweisen. Dies sind die Abenteuer des Kosmonauten Pjotr Chrumow, der eines Tages in seinem Raumschiff einen blinden Passagier entdeckt, einen Vertreter einer kleinwüchsigen Reptilienrasse, die sich gegen das »Konklave« verschworen hat. Zunächst glaubt Pjotr, die Angelegenheit still und leise bereinigen zu können. Er ahnt nicht, dass sich sein Leben - und das aller Menschen - für immer verändern wird.

 

  Autor: Sergej Lukianenko
Verlag: Heyne
Erschienen: 08.01.2009
ISBN: 978-3-453-52411-8
Seitenzahl: 810 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Nachdem die Menschen zu Reisen ins Weltall fähig sind, trifft die Menschheit auf das Konklave. Diese Organisation weist den einzelnen Rassen ihre Aufgaben zu. Die Aufgabe der Menschheit besteht in dem Schicksal von Dienstboten, da sie die einzige Rasse ist, die den Jump (ein Sprung, mit dem in wenigen Sekunden mehrere Lichtjahre zurücklegen werden können) überstehen kann, ohne verrückt zu werden. Sie empfinden dabei sogar ein Hochgefühl, besser als jeder Orgasmus. Deshalb finden sich auch genug Menschen für diesen Job. Allerdings besteht die Gefahr einer Jumphysterie, bei der die Piloten einfach um des Jumps willen so oft springen, bis ihnen der Treibstoff ausgeht und sie irgendwo in der Galaxis stranden.
Und hier beginnt die Geschichte rund um den Raumschiffpiloten Pjotr Chrumow. Nach dem Tod seiner Eltern ist er bei seinem Großvater, dem wohl bekanntesten Gegner der Außerirdischen, aufgewachsen und hat anschließend seine Ausbildung zum Raumschiffpiloten gemacht. Bei einem Routineflug entdeckt er in seinem Frachter einen blinden Passagier. Es ist ein Zähler namens Karel. Zähler sind kleine reptilienartige Wesen, die quasi ein schneller Computer auf zwei Beinen sind. Der erzählt ihm von einem Plan, die „schwachen Rassen“ aus ihrer Position zu befreien. Dabei spielt Pjotr die entscheidende Rolle. Es liegt an ihm, die Menschheit aus der Dienstbotenrolle zu befreien.
Ab ungefähr der Mitte des Buches wird dann die Geschichte des unter Gedächtnisverlust leidenden Außerirdischen Nik erzählt. Nach einem Erkundungsflug erinnert er sich an nichts. Seine Freunde und sein Ausbilder, die ihn bei seiner Heimkehr empfangen, erkennt er nicht mehr und auch sonst kommt ihm alles fremd und eigenartig vor. Seine Freunde versuchen deshalb ihn wieder an sein früheres Leben zu erinnern und helfen ihm, wo sie nur können. Allerdings wird Nik bald klar, dass er sich wahrscheinlich nie wieder dort einfügen werden kann ...


Stil und Sprache
Das Buch ist in vier große Teile unterteilt, in denen die Geschichte aus der Sicht von Pjotr Chrumow und des Außerirdischen Nik erzählt wird. Dabei bedient sich Lukianenko der Vergagenheitsform, da Pjotr die geschehenen Ereignisse aus seiner Sicht wiedergibt. Wer schon einmal ein Lukianenko-Buch gelesen hat, weiß, wie gut er Orte und Menschen beschreiben kann, ohne dabei den Spannungsbogen oder die Geschichte zu unterbrechen. Dabei benutzt er öfter auch Vergleiche mit wohl nur russischen Lesern bekannten Geschichten, Büchern oder Märchen, die mir leider bisher bei allen seinen Büchern unbekannt waren. Das fällt allerdings nicht sonderlich ins Gewicht, da stören mich schon eher die Längen, die im 3. Abschnitt des Buches auftauchen. Dort wird völlig das Tempo aus der bis dahin schwungvollen Geschichte genommen, und es kommt einem fast vor, als würde man mit einem neuen Buch beginnen, mit neuen Charakteren und einer neuen Geschichte. Nichtsdestotrotz fühlt man sich mitten in die Handlung hinein versetzt und die fantastische Welt, mit ihren tollen und weniger tollen Eigenarten, zieht einen nach einer Weile in ihren Bann und die Geschichte gewinnt wieder deutlich an Fahrt.
Speziell in diesem Buch fühlte ich mich doch oft an Werke des großen Stanislav Lem erinnert, dem wohl größten polnischen Science-Fiction-Autor aller Zeiten. Nichts ist so einfach wie es scheint und man kann nicht einfach jemanden in die gute oder böse Schublade stecken. Nicht selten stellt sich einem die Frage: Gibt es wirklich „böse“ Rassen? Ist nicht jede Rasse aus ihrer Sicht „gut“? Diese Frage zieht sich durch die gesamte Geschichte und wird selbst am Ende nicht völlig klar.


Figuren
Da sich im ersten Teil der Geschichte alles um Pjotr Chrumow, und im zweiten Teil um Nik, einen Außerirdischen, dreht, werde ich mich hier hauptsächlich diesen beiden Figuren widmen. Man kann sich sehr gut mit den Beiden identifizieren, da man ihre Gedankengänge und Gefühle sehr gut nachvollziehen kann. Die restlichen Charaktere sind aber auch sehr gut ausgearbeitet und ihre Motive nicht immer so einfach zu durchschauen.

Pjotr:
Wie bereits erwähnt, starben seine Eltern schon früh und er kam als Kind zu seinem Großvater, den er immer mit Großpapa anreden musste. Nachdem er die Schule beendet hatte, fing er mit der Pilotenausbildung an, die er auch erfolgreich abschloss. Geprägt durch seine Erziehung ist er ein eher ruhiger Mensch und neigt eigentlich auch nicht zu Heldentaten.
Dann gibt es da noch seinen Großvater, einen strikten Feind der Außerirdischen, der sich mit seinen Hassreden gegen sie auf der Erde einen eher zweifelhaften Namen gemacht hat.

Nik:
Die zweite, sehr wichtige Person ist Nik. Er ist ein Außerirdischer, der sein Gedächtnis bei einem Erkundungsflug verloren hat. Was es mit ihm auf sich hat sollte sich jeder selbst erlesen. Aber Nik wird schnell klar, dass er mit dem Gesellschaftssystem, einen an die frühere Sowjetunion erinnernden Sozialismus, nicht zurechtkommt wird. Er fühlt sich fremd in seiner eigenen Welt und kollidiert deshalb auch mit den Meinungen der restlichen Bevölkerung.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist in dem bekannten Design der Lukianenko-Bücher erschienen. Das bedeutet: Großer silberner Titel. Außerdem sieht man meiner Meinung nach noch zwei kollidierende Planeten. Extras wie Karten, Stichwortverzeichnis oder ähnliches fehlen leider komplett.


Fazit
Wer die anderen Bücher von Sergej Lukianenko kennt, wird hier nicht enttäuscht werden. Eine frische Story, interessante Charaktere und nicht zuletzt das Lukianeko-typisch ungewöhnliche Ende können auch hier wieder voll überzeugen. Einziger Wermutstropfen sind die vereinzelten Längen, über die man aber getrost hinweg sehen kann. Alles in allem ein gutes Buch, welches sich seine 4,5 Sterne verdient hat.


4 5 Sterne


Hinweise
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