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Im Juli 1932 steht die Berliner Polizei vor einem Rätsel: Ein Mann liegt tot im Lastenaufzug von „Haus Vaterland“, dem legendären Vergnügungstempel am Potsdamer Platz, und alles deutet darauf hin, dass er dort ertrunken ist. Und er ist nicht der Einzige, der auf diese Weise ums Leben gekommen ist …
Volker Kutscher schickt seinen Kommissar Gereon Rath auf einer außergewöhnliche Ermittlungsreise, die bis nach Ostpreußen führt. Und Rath an die Grenzen seiner Belastbarkeit.

 

Die Akte Vaterland 

Autor: Volker Kutscher
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
Erschienen: 16. August 2012
ISBN: 9783462044669
Seitenzahl: 563 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Ein Spirituosenhändler wird neben seiner Weinbrandlieferung tot im Lastenaufzug im Haus Vaterland gefunden, seine Lungen voll Wasser, sein Körper, wie sich erst später herausstellt, gelähmt durch ein Indianergift, Curare, das ihm in die Halsvene injiziert wurde. Ein seltsamer Mord, zu dem Gereon Rath zu Beginn seines 4. Falles gerufen wird. Bald eröffnen sich Parallelen zu Mordfällen in Dortmund und Wittenberge, gleiches Vorgehen des Mörders und auch die Opfer kennen sich, kommen alle drei aus Ostpreußen, Treuburg, dem Städtchen, in dem auch die Luisenbrennerei ihren Sitz hat. Alle drei waren vor acht Jahren in eine Schwarzbrennereiaffäre verwickelt – Gereon Rath erhält nun den Auftrag im dortigen Masuren zu ermitteln. Er macht sich auf den Weg nach Ostpreußen während Charly, frisch gebackene Kriminalkommissaranwärterin und Verlobte Raths, als Küchenhilfe verdeckt im Hause Vaterland ermitteln soll.

Auch in Volker Kutschers viertem Fall rund um Gereon Rath wird es dem Leser  weder langweilig noch sind die Geschehnisse vorhersehbar. Hinter spannender Kulisse – Masuren mit seiner ganz besonderen Stellung zwischen Preußen und Polen, wie auch das Berlin der 30-er Jahre, bilden den Rahmen einer spannenden Mordserie, die den Leser über gut 560 Seiten in ihren Bann schlägt. Sowohl die historischen Hintergründe, die Stimmung in der Bevölkerung, politische wie gesellschaftliche Geschehnisse und deren Auswirkungen, werden faszinierend und beinahe beiläufig in die Geschichte eingewoben. Unterschwellig kommen Kommunisten wie Nazis zu Wort, werden Juden beschimpft oder die Kriminalkommssaranwärterin Ritter zum „Negerflittchen“, weil sie sich mit einem Afrikaner zum Essen trifft. Auch allein der Umstand, als Frau Kriminalkommissaranwärterin zu sein und dann auch noch zur Mordkommission – wenn auch nur zeitlich befristet – versetzt zu werden, erregt bei einigen Kollegen offenen Widerstand. Ein Buch, das neben der hochspannenden Kriminalgeschichte wieder tief in das damalige Leben Einblick gewährt.


Stil und Sprache

Volker Kutscher versteht es, eine hochspannende und vielschichtige Kriminalgeschichte zu erzählen, bei der es gleich um mehrere Morde geht, in einem größeren Zeitfenster und auf unterschiedlichen Schauplätzen. Aber wirklich fesseln kann er durch die Einbindung in das damalige gesellschaftliche wie politische Geschehen. Sehr schnell bekommt der Leser die spezielle Atmosphäre Berlins im Jahre 1932 vermittelt, noch auffälliger die Gegebenheiten in dem kleinen Ort in Ostpreußen. Man ist völlig fasziniert von dieser so aufgeladenen Atmosphäre. Volker Kutscher gelingt es, den Leser völlig mit in die damalige Welt hineinzunehmen, ihn zu fesseln und immer wieder neue Facetten und Verstrickungen aufzuzeigen. Seine Sprache ist sehr genau gewählt. Er passt sie optimal an die Umgebung und dem jeweils Sprechenden an. Faszinierend sind die Gespräche der Einheimischen in Ostpreußen, wie auch der unterschiedlichen Gruppierungen in Berlin, deren mgangston. Volker Kutscher entwickelt seine Geschichte langsam, aber beständig, mit vielen Details und so sind auch seine Formulierungen mit Bedacht gewählt.


Figuren
Gereon Rath steht wieder im Mittelpunkt, genauso  sympathisch und eigenbrötlerisch  wie in den Büchern zuvor. Er ermittelt auf eigene Faust, dieses Mal aber auch gezwungenermaßen, wobei er am Ende dem Schicksal etwas nachhilft. Man kann ihm nicht böse sein. Und auch seine Kollegen erscheinen dem Leser gleich sehr vertraut. Es sind teilweise bekannte Gesichter aus den Vorbänden. So Kriminalrat Ernst Gennat, der "Buddha", Leiter der Inspektion A und direkter Vorgesetzter von Rath. Oder auch Oberkommissar Wilhelm Böhm, die "Bulldogge". Beides sehr starke Charaktere, die aber gesunden Menschenverstand und einen guten Kern aufweisen.

Charly, nun Raths Verlobte, auch sie wird dem Leser sehr nahegebracht. Durch sie erfährt man ein wenig von der Rolle der Frau in der damaligen Zeit, nicht unspannend erzählt.

Eine besondere Figur nimmt Tokala, oder auch Kaubuk genannt, ein, der in die Wälder Masurens flieht, dieser bösen Welt den Rücken zukehrt und ein einsames Indianerdasein fristen möchte.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch  ist in Prolog, drei Teile und Epilog gegliedert sowie genau 100, wenn auch kurz gehaltenen Kapiteln. Das Cover zeigt, passend zu den Bänden zuvor, ein Schwarzweiß-Foto Berlins zur damaligen Zeit, diesmal mit Blick auf den Potsdamer Platz und das Kempinski, Haus Vaterland, passend zum Titel. In einer kurzen Nachbemerkung rückt der Autor die fiktive Geschichte und das geschilderte Zeitgeschehen in einen historischen Rahmen.


Fazit

Auch mit Gereon Raths viertem Fall hat mich Volker Kutscher vollauf überzeugt. Es ist eine spannende Kriminalgeschichte mit sehr interessantem historischem Hintergrund, deren Lektüre ich unbedingt empfehlen kann. Dieser Band ist in  sich abgeschlossen und kann ohne Kenntnisse der Vorbände gelesen werden.


5 Sterne


Hinweise

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Backlist:
Band 1: Der nasse Fisch
Band 2: Der stumme Tod
Band 3: Goldstein

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