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Die Wahrheit stirbt zuerst …
Ein totes Mädchen am See. Ein gefälschter Abschiedsbrief. Der vermeintliche Mörder ist schnell gefasst. Er gesteht – und bringt sich dann in seiner Zelle um. Zuvor jedoch schreibt er mit seinem Blut an die Zellenwand: „Ich war´s nicht.“
Als Sara Linton davon erfährt, ist sie außer sich. Die Polizistin Lena Adams muss den Jungen zu einem falschen Geständnis und in den Selbstmord getrieben haben. Sara will sie ein für alle Mal aus dem Verkehr ziehen und bittet den GBI-Ermittler Will Trent um Hilfe.

 

Letzte Worte 

Originaltitel: Broken
Autor: Karin Slaughter
Übersetzer: Klaus Berr
Verlag: Blanvalet
Erschienen: 10/2012
ISBN: 978-3-7645-0414-4
Seitenzahl: 510 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Der Tod einer jungen Studentin – und dessen dramatische Folgen – bringen Sara auf die Palme und veranlassen sie, sich endlich dem Trauerprozess und dem damit verbundenen Schmerz, zu stellen. Ein Prozess, der Lena Adams zum moralischen Verhängnis wird, und für Will Trent einen unglaublichen Drahtseilakt bedeutet, hat er doch eine ganze Stadt gegen sich, und die Polizisten von Heartsdale sind auch keine Hilfe. Doch Sara und Will haben so ihre eigenen Methoden, die Menschen und Toten zum Reden bzw. dazu zu bringen, ihre Geheimnisse von sich zu geben.

In ruhigem, fast schon dumpfem Tonfall hat Karin Slaughter Letzte Worte verfasst. Die Handlung ist melancholisch und nur an einigen Stellen von dramatischen Szenen aufgewirbelt. Mit diesem Thriller rollt die Autorin die Suche nach einem Mörder diesmal von der anderen Seite her auf: durch viel Vergangenheitsbewältigung.


Stil und Sprache
Der Thriller ist in drei Teile gegliedert. Der Tod einer jungen Studentin ist der Auslöser für das Erscheinen von Will Trent in dem kleinen Städtchen Heartsdale. Sein Auftauchen sorgt für Wirbel und Empörung, um nicht zu sagen Zorn und losgelassene Aggressionen – fährt er doch einen Porsche, arbeitet mit Sara zusammen und wohnt auch noch bei ihren Eltern. Kurz gesagt: Er ist für die Polizisten von Heartsdale ein rotes Tuch. Die Art und Weise wie Karin Slaughter Will Trent in diesem Thriller agieren, denken und sprechen lässt, hat mir ausgesprochen gut gefallen, und auch die feinfühlige Art wie Sara entdeckt das Will Legastheniker ist und wie toll sie damit dann umgeht, das war einfach schön.

Im personalen Erzählstil geht es durch eine sehr unterschiedliche Handlung, die mal etwas zähfließend, mal etwas langatmig und doch sehr aufschlussreich und begeisternd ist. Der Leser erfährt sowohl die Gedanken und Überlegungen von Will Trent, als auch von Sara Linton und Lena Adams. Das ergibt ein äußerst interessantes Zusammenspiel und verleiht dem Abrechnungskampf zwischen Sara und Lena eine reizvolle Note. Trotzdem hat mir, wie schon in den letzten beiden Thrillern von Karin Slaughter, auch hier der besondere Kick – der früher den Thrillern der Autorin so zu eigen war - gefehlt. In sehr gedämpftem Tonfall geht es durch eine eher ruhige Handlung, auch wenn es sehr blutige Szenen und oftmals heftige Wortwechsel zwischen den Figuren gibt.

Zu Beginn der Handlung sind die einzelnen Kapitel noch recht lang, und der eine oder andere Szenenwechsel baut die Spannung - wer die Studentin umbrachte und warum sie sterben musste -, auf. Gegen Ende werden die Kapitel dann immer kürzer und die Szenenwechsel immer schneller.


Figuren
Wer die Figur der Sara Linton noch nicht kennt, der wird in Letzte Worte mit einer Art Kurzfassung ihres bisherigen Lebens – verteilt über die komplette Handlung – vertraut gemacht. Eine Kurzfassung, die für Kenner dieser Figur, fast schon zu einer langweiligen Routine wird, hat die Autorin dies doch auch schon in dem Thriller Tote Augen aus der Atlanta Reihe so gemacht. Das einzig Gute daran: Der Charakter Sara ist und bleibt auch in diesem Buch überzeugend, tiefgründig und sehr sympathisch. Mit Sara Linton habe ich den schmerzhaftesten und erschreckendsten Trauerschmerzbewältigungsprozess erlebt, an den ich mich - Romanmäßig gesehen - bei einer Figur, erinnern kann.

An ihrer Seite läuft Will Trent zur absoluten Höchstform auf. Eine Höchstform, wie ich sie auch schon in der Atlanta Reihe und dem ersten Teil der Georgia Reihe erlebt habe. Unerbittlich, freundlich und auf höchst ungewöhnliche Weise geht er seiner Arbeit nach, macht sich die gesamte Stadt Heartsdale zum Feind – allen voran die Polizei des Ortes – und bringt nicht nur so manchen Polizisten in arge Bedrängnis, sondern auch die gesellschaftlichen Strukturen. Er und Sara müssen mit den Geistern der Vergangenheit kämpfen – und damit meine ich nicht nur ihre eigenen. Wie sie damit umgehen, was sie daraus machen und welche Folgen das hat, das war nicht nur eindrucksvoll von Karin Slaughter geschildert, es hat auch eine nachhaltige Wirkung bei mir hinterlassen.

Im Gegensatz dazu steht der Charakter Lena Adams. Sie ist heimtückisch, macht unglaubliche Fehler, reagiert aggressiv, ist gereizt und wird raffiniert und unglaublich brillant von Will Trent in die Zange genommen. Lena schafft es mit Bravour, alte Wunden bei Sara wieder aufzureißen, auch wenn die beiden Figuren sich nicht wirklich begegnen – allein die körperlose Präsenz von Lena im Polizeibüro bringt Sara zum sieden. Sara wird in diesem Thriller für Lena zu einer Feindin, wie es sich Lena nie hätte vorstellen können. Den Abrechnungskampf zwischen diesen beiden Figuren hat Karin Slaughter fantastisch in Szene gesetzt.


Aufmachung des Buches
Das rotgebundene Buch hat einen fantastisch gestalteten Schutzumschlag und besitzt ein rotes Lesebändchen. Die Mischung aus Weiß, Rot, Schwarz, Grau und Gelb ist genial. Eine rote Seerose, umringt  von grauen Seerosenblättern, ist der absolute Blickfang des Covers. Die Rückseite des Schutzumschlages sieht nicht weniger gut aus, nur ist hier die Seerose kleiner und es gibt keine Seerosenblätter. Die Inhaltsangabe steht in Schwarz auf weißem Hintergrund. Auf dem linken Klappentext steht eine ausführliche Inhaltsbeschreibung, auf der rechten Klappe ist ein Bild der Autorin zu sehen und ein paar Informationen zu ihr. Endlich mal ein Schutzumschlag, der eines Thrillers würdig ist und mich optisch restlos begeistert.


Fazit
Ein sehr eindringlicher Thriller, der weniger durch blutige Action als vielmehr durch die feinen Zwischentöne und brillante Intelligenz und Betrachtungsweise der Dinge von Will Trent glänzt. Letzte Worte ist kein Thriller, der durch Effekthascherei auf den Leser wirkt. Dieser Thriller wirkt durch ein geniales psychologisches Spielchen zwischen den einzelnen Charakteren und wird gerade dadurch zu einem schönen Lesevergnügen. Zwar lässt sich der Thriller auch gut als einzelnes Buch lesen, da er eine in sich abgeschlossene Handlung hat, doch empfehle ich die Bücher in chronologischer Folge zu lesen, da es im aktuellen Buch sehr oft Rückblenden gibt und das Lesevergnügen so noch schöner wird.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

Backlist:
Band 1: Verstummt
Band 2: Entsetzen
Band 3: Tote Augen

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