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Die junge Fotografin Sara reist durch den mittleren Westen der USA, auf der Suche nach dem einen, besonderen Foto. Als ihr in einem Museum der Comanche Makah über den Weg läuft, ist sie hingerissen. Das perfekte Gesicht für das perfekte Foto.
Doch wie erklärt sich die Vertrautheit zwischen ihnen? Was haben die intensiven Träume zu bedeuten, die sie seit ihrem ersten Zusammentreffen immer häufiger heimsuchen? Träume, die sie in die Vergangenheit reisen lassen, in eine Welt, die längst untergegangen ist. Immer mehr Fragen tauchen auf, die mit dem Verstand nicht zu beantworten sind.
Als Pflichten Sara zurück nach New York zwingen, wird sie von Visionen überwältigt. Sie spürt, dass nur Makah ihr helfen kann. Verzweifelt versucht sie ihn wiederzufinden, doch als es ihr endlich gelingt, bricht Unheil über die beiden Liebenden herein. Schatten aus ferner Vergangenheit drohen ihr Leben zu zerstören, auf Sara wird ein Mordanschlag verübt.
Während Vision und Wirklichkeit zunehmend verschwimmen und eine tragische Liebe aus längst vergangenen Zeiten ihren Weg in die Gegenwart findet, kämpft Makah um das Leben der Frau, der sein Herz gehört. 

 

Nocona 

Autor: Britta Strauss
Verlag: Sieben Verlag
Erschienen: August 2012
ISBN: 978-3-864430-84-8
Seitenzahl: 523 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Ethnologin und Fotografin Sara besucht verschiedene Indianerreservate und die entsprechende Museen, um Fotos für einen Bildband zu schießen. Ihre letzte Station führt sie ins Museum der Comanchen. Sofort fühlt sie eine unglaubliche Nähe und tiefe Emotionen, als sie die Inhalte der verschiedenen Schaukästen betrachtet. Dort begegnet ihr Makah, ein Nachfahre dieses Stammes, und sofort spüren beide eine unerklärliche Vertrautheit und Liebe zueinander. Noch am gleichen Tag muss Sara zurück nach New York. Damit beginnen für beide turbulente Zeiten mit Visionen und Träumen, die immer mehr ihren Alltag bestimmen und auch gefährliche Situationen heraufbeschwören. Und als sich die beiden endlich wiedersehen, ist es für sie schon fast zu spät ...

Zwei wundervolle Liebesgeschichten mit einem Schuss Esoterik. Der Schluss war dann eher etwas schwach, das Rätsel um die Visionen ist für mich nicht richtig aufgelöst oder begründet.


Stil und Sprache
Zwei Handlungsstränge werden parallel zueinander abwechselnd erzählt. Zum einen die Lebens- und Liebesgeschichte vom Häuptlingssohn Nocona und seiner zukünftigen Frau Naduah in der Vergangenheit. Beide sind noch sehr jung, als sie sich zum ersten Mal begegnen. Sowohl die persönliche Entwicklung wie auch die aufkommende Liebe sind überzeugend dargestellt. Dabei fließen die damaligen Gepflogenheiten und Gebräuche mit ein, sodass man fast den Rhythmus der wummernden Trommeln hören bzw. fühlen, die wunderbaren Landschaften sehen und die dazugehörenden Gerüche schmecken kann. Gleichzeitig erfahren die Leser in der Gegenwart, wie die Beziehung zwischen Makah und Sarah entsteht. Kapitelweise wird dabei sowohl in der Zeit gependelt wie auch von Person zu Person. Zu Beginn jedes Kapitels sind immer die Hauptperson und die Jahreszahl der Ereignisse als Überschrift und Leitfaden vermerkt. Die Geschichten sind jeweils in der 3. Person Präsens aus Sicht des jeweiligen Hauptprotagonisten erzählt.
Trotz der vier verschiedenen Sichtweisen der Personen und den schnell wechselnden Erzählperspektiven ist es der Autorin sehr gut gelungen, dass der Leser die Übersicht behält. Die alltäglichen Lebensumstände sowie die entsprechenden Umgangs- und Anstandsregeln spiegeln sich in der Erzählweise, man fühlt sich richtig in der jeweiligen Epoche. Nach und nach verwischt der Übergang zwischen Gegenwart und Vergangenheit, da die Träume und Visionen von Makah und Sarah deren Alltag immer mehr überfluten. Spannung wird dahingehend aufgebaut, dass man einerseits aus dem Geschichtsunterricht weiß, wie die Indianer letztendlich besiegt und unterdrückt wurden und andererseits die Entwicklungen, Hoffnungen und Träume von Nocona/Naduah wie auch Makah/Sara hautnah miterlebt. Und natürlich wechselt die Erzählweise immer an der spannendsten Stelle von der Gegenwart in die Vergangenheit oder umgekehrt, sodass man auf beiden Handlungssträngen dem Kommenden entgegenfiebert.

Schon sehr bald wird klar, dass die beiden Hauptprotagonisten aus der Vergangenheit ein Liebespaar werden und man nimmt an, dass es Makah und Sara in der Gegenwart genauso ergehen wird. Die Gefühle sind glaubhaft und gut getroffen, sei es Verwirrung, Angst, Verzweiflung oder Zuneigung. Auch der Schrecken des Krieges, die Verfolgungen und der Untergang der Indianderstämme ist schonungslos und glaubwürdig. Die erotischen Szenen sind eher dezent. Die Idylle und Ruhe der Natur in der Vergangenheit ist mit viel Liebe zum Detail beschrieben. Dem gegenüber sind das Chaos und die Hektik des Alltags in New York spürbar, mir haben vor allem die Taxifahrten und das jeweilige Verkehrschaos gut gefallen.


Figuren
Sarah Merger ist Ethnologin und arbeitet schon einige Jahre in einem Verlag. Für ihren neusten Auftrag soll sie Bilder aus Reservaten, Museen und von Indianern selbst beschaffen. Sie ist eine typische Großtadtfrau und lebt schon Jahre in New York. Eigentlich hat sie für einen Freund gar keine Zeit, fühlt sich jedoch so sehr zu Makah hingezogen, dass sie ihn unbedingt wiedersehen muss. Makah befindet sich seit einigen Jahren wieder im Reservat, nachdem er in der Großtadt gewohnt hatte. Er lebt in einer einfachen Hütte und hat weder Telefon, Computer noch Handy. Für die Gemeinschaft erledigt Makah alle möglichen Arbeiten wie Reparaturen an Häusern und Anlagen. Nebenbei ist er Führer für Trackingausflüge zu Pferd und verkauft indianische Kunstgegenstände, die er selbst herstellt. Die gesamte Gemeinschaft des Reservats leidet unter der Armut, es fehlt sowohl an Essen, Brennholz und Baumaterial und die Vorurteile gegenüber den Indianernachfahren sind noch überall spürbar.

Als Cynthia Ann Parker 1836 im Alter von 9 Jahren bei einem Indianerüberfall verletzt wird, retten ihr die Nunumu – wie sich die Comanchen selbst nennen – das Leben und ziehen sie in ihrem Stamm groß. Cynthia erhält den Namen Naduah und ist seit dem Indianerüberfall, bei dem sie Nocona erstmals begegnete, in den Häuptlingssohn verliebt. Ihr Ziehvater bringt ihr alle Traditionen, die Jagd und Heilkunst bei, sodass sie ihr weißes Erbe immer mehr verdrängt und glücklich aufwächst. Nocona zieht mit 15 Jahren erstmals bei dem besagten Indianerüberfall in den Krieg und wird dort schwer verwundet. Nur die Pflege durch Cynthia entreißt ihn aus dem dunklen Koma zurück ins Leben. Eine Verbindung durch Raum und Zeit entsteht zwischen diesen beiden, obwohl sie manchmal jahrelang getrennte Wege gehen.

Vor allem in der Vergangenheit sind viele Nebenfiguren mit kleinen eigenen Geschichten und Schicksalen gut beschrieben. Etwas weniger fließt aus der Gegenwart mit ein, bezieht sich doch der größere Teil der erzählten Geschichte auf die Vergangenheit. Doch auch Sara's Chefin und deren Assistent, der die Augen kaum mehr von Makah abwenden konnte, haben mir sehr gut gefallen.


Aufmachung des Buches
Das Cover des großen Taschenbuchs zeigt den Kopf einer Indianerfrau mit hellen Haaren, was sehr gut Naduah oder Sara sein könnte. Der große Schriftzug „Nocona" in Blau führt etwas in die Irre, denn es ist der Name des Häuptlingssohns. Die verschiedenen braunen Erdfarben passen perfekt zum Inhalt und auf der Rückseite ist eine schöne Prärielandschaft zu sehen. Auf der letzten Seite des Buches ist ein Foto der echten Cynthia Ann Parker und eine Abbildung ihres erwachsenen Sohnes zu sehen, des letzten Indianerhäuptlings der Comanchen.


Fazit
Zwei wundervolle Lebens- und Liebesgeschichten werden nebeneinander erzählt. Zudem erfährt man gleichzeitig interessante Einzelheiten über die Lebensweise der Comanchen. Atemberaubende Landschaften sind beschrieben, aber auch der Kampf ums Überleben und die Schattenseiten fehlen nicht. Einzige Abstriche gibt es für den Schluss, der etwas zu wenig Überraschung bietet. Insgesamt eine tolle Unterhaltung, die den Leser auch nach der Lektüre noch zum Nachdenken bringt.


4 Sterne


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