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Zwei Jahre nach dem Tod der Queen of Fantasy erscheint der Schlussstein der nunmehr vier Bände umfassenden Geschichte von Avalon. Noch einmal wird das frühchristliche Britannien lebendig: Hauptheldin ist Helena, die Mutter des römischen Kaisers Konstantin, der das Christentum zur Staatsreligion erhoben hat. In Bradleys Version der Geschichte ist die britische Prinzessin Helena gerade in ihrer Ausbildung zur Priesterin auf der heiligen Insel Avalon, als sie dem Mann ihrer Träume begegnet -- dem römischen Soldaten Konstantius. Die Liebe der beiden läuft jedoch den Plänen der Hohepriesterin zuwider, und Helena wird von Avalon verbannt. Der Roman folgt nun dem Paar durch die politischen Wirren der römischen Weltgeschichte, erzählt aus Helenas Sicht als Geliebte und Mutter vom Aufstieg Konstantius und von allen damit verbundenen Opfern.

 

Die Priesterin von Avalon 

Originaltitel: Priestess of Avalon
Autor: Marion Zimmer Bradley
Übersetzer: Marion Balkenhol
Verlag: Weltbild Buchverlag
Erschienen: Oktober 2006
ISBN: 978-3898975261
Seitenzahl: 453 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Helena wächst in Großbritannien auf und wird mit 10 Jahren von ihrem Vater auf die mystische Insel Avalon geschickt. Wie ihre Muttter vor ihr soll sie zur Priesterin von Avalon ausgebildet werden. Jedoch nimmt die Herrin der Insel sie keineswegs freundlich auf, sondern verachtet sie vom ersten Tag an. Trotzdem sie die Priesterinnenwürde nach einigen Jahren erhält, bleibt der Hass bestehen und als Helena mit ihrer Liebe zum Römer Konstantius auch noch die Pläne Avalons gefährdet, wird sie schließlich verbannt. Zusammen mit Konstantius verlässt sie zuerst Avalon und dann Großbritannien. Sie folgt ihm in das Römische Reich, mitten hinein in die Intrigen und Abgründe des Kaiserreichs im zweiten Jahrhundert.

Das Buch ist der vierte Band der Avalon-Reihe, kann aber unabhängig von den Vorbänden gelesen werden. Die Autorin selbst hat den Roman lediglich in Rohform hinterlassen und ihre Kollegin und gute Freundin Diana Paxson hat ihn fertig geschrieben und das Vorwort ergänzt. Wie viel des Romans noch von Marion Zimmer Bradley selbst stammt und wie viel lediglich in Stichpunkten vorlag, ist nicht mehr nachvollziehbar.
„Die Priesterin von Avalon“ ist der zweite Band der Bild-am-Sonntag Fantasy-Bibliothek. Sowohl das Erscheinen in dieser Reihe als auch der Text auf der Buchrückseite versprechen einen Fantasy-Roman im Stile der anderen Bücher von Marion Zimmer Bradley. Leider wird dieses Versprechen ganz und gar nicht erfüllt. Lediglich ein kleiner Teil des Buches hat mit Avalon selbst zu tun, der Rest dreht sich reinweg um die römische Geschichte des zweiten Jahrhunderts. Die Fantasy-Teile bleiben auf wenige Prophezeiungen und die Erinnerungen an Avalon beschränkt. Die römische Geschichte ist stattdessen ausführlich und sehr gründlich recherchiert dargestellt, leider jedoch nicht sonderlich spannend.


Stil und Sprache
Mit Ausnahme des kurzen Prologs wird „Die Priesterin von Avalon“ aus Sicht von Helena in der ersten Person beschrieben. Durch sie sehen wir sowohl die Wunder von Avalon als auch die Intrigen des Römischen Reiches. Das ist im ersten Teil, der noch auf Avalon spielt, sehr gut gemacht. Helena selbst kennt die Insel nicht und die Beschreibungen gewinnen so einiges an Lebhaftigkeit. Außerdem werden besonders die dramatischen Szenen dadurch deutlich emotionaler und steigern so die Spannung. Leider geht diese Spannung weitestgehend verloren, als Helena die Insel verlässt. Ihre Reise durch das Römische Reich liest sich über weite Teile wie eine bloße Aufzählung der Fakten, geschichtlichen Hintergründe und politisch relevanten Personen. Lediglich wenige emotionale Katastrophen im zweiten Drittel des Buches können kurzzeitig fesseln, der Rest bleibt spannungsarm. Zusätzlich dazu wirken all die Namen und Orte sehr verwirrend. Zwar ist es gut, dass die Autorin die authentischen damaligen Namen verwendet hat und historisch korrekt beschreibt, allerdings ist es einfach zu viel. Man kann nicht bei jedem genannten Ort zur Karte vorblättern und jede genannte Person im Register nachschlagen. Oft überliest man es deswegen einfach und ist dann verwirrt, warum es zum Beispiel plötzlich kalt wird, während man sie eigentlich noch in Giechenland gesehen hatte.

Auch der Schreibstil konnte nicht wirklich überzeugen. Ist er zu Beginn und Ende des Romans, besonders in den magischen Szenen, sehr gut und trifft sowohl die Stimmung des Augenblicks als auch die Emotionen von Helena, lässt er in der Mitte stark nach und wird zum Mittelmaß. Weite Teile, vor allem im Zenith des Romans, sind bloße Aufzählungen und es wird selten mit überzeugenden Bildern oder emotionalen Wörtern gearbeitet.


Figuren
Helena ist eine sehr starke und interessante Persönlichkeit. Sie hat Ansichten, die ihrer Zeit weit voraus waren und auch genügend Charakterstärke, um, soweit es die Umstände zulassen, nach ihnen zu leben. Im Laufe des Romans wird beinahe ihr komplettes Leben beschrieben und so erleben wir die Wandlung von einem aufgeschlossenen, wissbegierigem Mädchen zu einer verantwortungsbewussten, starken Frau, die letzendlich sogar dem römischen Kaiser die Stirn bietet. Während dieser Wandlung bleibt Helena weitestgehend nachvollziehbar und glaubwürdig. Ihre wenigen irrationalen Entscheidungen passen doch zum Charakter und ihre weltliche Rolle wird sehr gut mit ihren mystischen Wurzeln verbunden.

Ebenfalls sehr gut ausgearbeitet wurden ihre wenigen Begleiter auf ihrem Weg, ehemalige Diener, die ihr aus unterschiedlichen Motiven später die Treue halten. Sie alle werden zwar nicht sonderlich ausführlich dargestellt, aber trotzdem sind sie authentisch und die relevanten Dinge erfährt man über sie. Leider trifft das nicht auf alle Figuren zu. Besonders die beiden wichtigen Männer in Helenas Leben, ihr Mann und ihr Sohn, blieben blass. Große Zeitsprünge machen ihre Entwicklung unverständlich und sie bleiben beide auch, vermutlich unbeabsichtigt, sehr unsympathisch. Über die anderen politischen Personen erfährt man so gut wie nichts, lediglich die historischen Fakten bezüglich Position und Verwandschaftsbeziehungen. Es hätte dem Buch sehr gut getan, weniger Charaktere einzuführen und diese dann lebhafter und ausführlicher zu umschreiben. So bleibt es eine bloße Aufzählung, die weder besonders spannend noch bewegend ist.


Aufmachung des Buches
„Die Priesterin von Avalon“ erschien in dieser Sonderedition der Fantasy-Bibliothek und ist sehr ansprechend aufgemacht. Das Cover zeigt neben dem Bild von Helena auch verschiedene Ornamente am Rand, die glänzend hervorgehoben sind. Das gebundene Buch ohne Schutzumschlag hat im Innenteil des Deckels die anderen Bücher der Sonderreihe abgebildet. Zusätzlich dazu ist der Romantext durch Karten von Großbritannien und dem Römischen Reich sowie einem Index der Orte und Personen ergänzt. Außerdem sind die Überschriften, sowohl der Kapitel als auch der Buchteile, hübsch gestaltet worden und in unregelmäßigen Abständen unterbrechen Bilder den Text, diese stehen aber nicht immer in inhaltlichen Zusammenhang zum Stand der Geschichte.


Fazit
Marion Zimmer Bradley ist eine der bedeutensten Fantasy-Autorinnen, aber dieser Roman wird ihrem guten Ruf leider ganz und gar nicht gerecht. Er ist eher ein historischer als ein Fantasy-Roman und trifft damit die Erwartungen nicht. Zusätzlich dazu sind auch die zeitgenössischen Beschreibungen einem ausführliches Lehrbuch ähnlicher als einer spannenden Geschichte. Für den guten Anfang, das besser werdende Ende und eine starke Hauptperson gibt es noch 1,5 Sterne, aber empfehlen kann man „Die Priesterin von Avalon“ leider nicht.


1 5 Sterne


Hinweise
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Abbildung entspricht nicht der beschriebenen Ausgabe, sondern der Originalausgabe des Fischer Verlags

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