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Yuki und sein bester Freund Tetsu schlagen sich mehr schlecht als recht durchs Leben und vor allem leben sie gefährlich! Denn ihre Stadt wird von gefährlichen Straßengangs regiert. Als die beiden versuchen, ein Depot einer Gang auszurauben, erwischt sie der Anführer der Verbrecher! Er macht Yuki ein Angebot, das dieser nicht ablehnen kann…

 

Acid Town 1 

Originaltitel: Acid Town, Volume 1
Autor: Kyugo
Übersetzer: Dorothea Überall
Illustration: Kyugo
Verlag: Carlsen Manga
Erschienen: Dezember 2012
ISBN: 978-3-551-72614-8
Seitenzahl: 193 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahren


Die Grundidee der Handlung
Zwei befreundete Jungs, einer mit düsterer Vergangenheit, geraten mitten hinein in den Machtkampf zweier rivalisierender Clans der Yakuza (jap. Mafia). In einer immer wieder mit Rückblenden durchsetzten Geschichte entspinnt sich ein beklemmendes, gewalttätiges Szenario, das den Hauptfiguren eine wenig glückliche Zukunft in Aussicht stellt. Das Erzähltempo ist dabei ungewöhnlich langsam. Wie sich der Plot entwickeln wird, lässt sich nur schwer erahnen, da der Fokus hauptsächlich auf Momentaufnahmen liegt und die Rückblenden einiges an Raum einnehmen.

Obwohl im Auftaktband noch nicht viel passiert und auch Story-Ansatz und Setting nun wahrlich nichts Neues bieten (z.B. erinnern das Gang-/Yakuza-Milieu und die vagen Shounen Ai-Andeutungen in der Beziehung Yuki/Tetsu stark an Wild Adapter oder die Figur des undurchsichtigen, coolen Hyodo an Asami aus Finder), war ich ganz gebannt von diesem Manga und fragte mich mit mulmigem Gefühl, was da in den Folgebänden noch auf mich zukommen mag. Es ist zum einen die meisterhafte Bildsprache, die fesselt (dazu später mehr), zum anderen trifft man hier auf den seltenen Glücksfall, dass vom ersten Moment an zu allen drei Hauptpersonen eine gleichstarke, intensive Nähe aufgebaut wird. Das Gefühl der Anteilnahme und der Neugier wächst mit jeder Seite.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Das mit sehr dünner Zeichenlinie ausgeführte Artwork entspricht dem neuen Trend im Boys Love Genre: realistisch, minimalistisch, mit Hang zum Dunklen, Düsteren, ganz ohne stimmungsaufhellenden Zierrat wie Verniedlichungen, Deformierungen oder Blumen etc. Wer z.B. Kou Yonedas Stil (No touching at all) mag, wird sich hiermit sehr wohl fühlen. Auch die schmalen oder androgyn gezeichneten Figuren entsprechen dem aktuellen Trend. Gekleidet sind die zwei Jungs und die jüngeren Gangmitglieder in lässige Sweatshirts und Jeans. Die Yakuza-Anführer kommen natürlich im Anzug daher, wobei Hyodo geschmackvoll angezogen wie ein Geschäftsmann für mich eher dem Bild des ernst zu nehmenden und kühl agierenden Gangsters entspricht als sein schmieriger Möchtegern-Gegenspieler mit Pomade im Haar, getönter Brille und aufgesetzter Fröhlichkeit. Bei dem wirkt nicht einmal seine lange Narbe am linken Auge sonderlich einschüchternd.

Die Hintergründe sind funktionell gestaltet und bleiben niemals ganz leer. Erdrückend oder von der Handlung ablenkend sind sie allerdings auch nicht. Sie geben mal mehr und mal weniger detailliert ein trostloses Großstadtsetting wieder mit Nacht- oder Regenszenen, steilen Hochhausfassaden und viel Beton. Das alles wirkt kalt und abweisend, Wärme und Behaglichkeit sucht man vergebens. Als Farbtöne überwiegen Grauabstufungen und Schwarz.

Das Besondere an diesem Manga ist jedoch seine Bildkomposition. Das geniale Zusammenspiel zwischen actionreichen oder gewalttägigen Szenen und den stillen Momenten ist einzigartig. Insgesamt mit relativ wenig Text konzipiert, konzentriert sich der Blick dadurch automatisch auf die Zeichnungen. Nicht nur, dass diese Bilder einen atmosphärisch dichten Sog entwickeln, sie sind zu einer Aussagekraft fähig, die so manchen phrasenhaften oder schlecht übersetzten Text in den Schatten stellt. Soll jetzt aber nicht heißen, Dorothea Überalls Übersetzung wäre in Acid Town schlecht, ich meine dies eher allgemein, dass anhand einer brillant gezeichneten Bildsprache mit wenig oder gar keinem Text, wie sie hier anzutreffen ist, erzählerisch manchmal mehr erreicht wird als mit einer miesen textlichen Unterstützung.


Aufmachung des Manga
Der Manga wird bei Carlsen als sogenanntes Großtaschenbuch herausgebracht, das im Format in etwa den Mangas von EMA und Tokyopop entspricht. Die matten Umschlagdeckel sind etwas dicker und robuster als die der Kleintaschenbücher bei Carlsen, was sich dann halt auch im etwas höheren Preis niederschlägt. Als Extra hat der Band nur die übliche Glanz-Farbseite hinter dem vorderen Umschlag zu bieten, denn auf ein Bonuskapitel oder ein Nachwort verzichtete die Mangaka leider.
Die beide Buchdeckel umspannende Coverillustration ist im Stil des Neo-Surrealismus gehalten. Yuki (vorne) und sein Freund Tetsu wurden mit dem Rücken zueinander mitten in ein unwirkliches neonfarbiges Puzzle aus Hochhäusern, Schachfiguren und Zebrastreifen gesetzt.


Fazit
Eigentlich hat der Manga vom Ideenansatz her nichts wirklich Neues zu bieten und auch die Handlung beginnt zu verhalten, um schon viel darüber aussagen zu können. Trotzdem bin ich noch ganz benommen von Acid Town und verspreche mir einiges von den Folgebänden. Wieso? Weil Charakterzeichnung und Bildsprache schon mal brillant sind und im Plot Potenzial und Möglichkeiten für was ganz großes stecken.

 
4 Sterne


Hinweise
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