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„Hinterher tat es ihm immer leid. Dann schwor er sich jedes Mal, dass er das Spiel nie wieder spielen würde. Mit niemandem. Bis jetzt hatte er diesen Schwur jedes Mal gebrochen. Doch es wa nicht seine Schuld. Niemand hatte Schuld.“
Ein Mörder, der seine Opfer für Puppen hält. Ein Dorfidyll, das keines ist. Eine junge Frau, die ihre größte Angst überwinden muss, um zu überleben.

 

 Der Wind bringt den Tod

Autor: Ole Kristiansen
Verlag: dtv
Erschienen: 01. Juni 2012
ISBN: 978-3-423-21376-9
Seitenzahl: 496 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Seit einem schweren Unfall hat Jule panische Angst vor dem Autofahren, ob als Beifahrerin oder Fahrerin. Daher ist es für sie alles andere als angenehm, als sie erfährt, dass sie ein großes Projekt leiten soll, dass etwa zwei Autostunden entfernt liegt. Doch um ihren Job nicht zu verlieren, muss sie ihre Angst überwinden. Niemand konnte ahnen, dass sie in ein Dorf gerät, in dem ein Mörder sein Unwesen treibt. Er foltert und verstümmelt seine Opfer, allesamt große, blonde, junge Frauen. Exakt die Beschreibung, die auch auf Jule zutrifft...

Ein Dorfidyll, das keines ist, ist nun keine großartig neue Idee, aber wie bei allem gilt, es kommt darauf an, was daraus gemacht wird. Der Autor spielt gekonnt mit bekannten Klischees, schafft es aber gleichzeitig, den Leser zu überzeugen, dass er etwas Neues konstruiert hat. Mit Spannung gespickt, ergibt dies eine fesselnde Geschichte, die auch später noch nachhallt.


Stil und Sprache
Erzählt wird die Geschichte aus der beobachtenden Perspektive. Die meiste Zeit über begleitet man Jule bei ihren Unternehmungen. Hin und wieder aber erhält man aber auch einen kleinen Einblick in die Sicht des Täters, natürlich ohne zu erfahren, um wen es sich dabei handelt. Im Grunde könnte es jeder sein, denn in dem Dorf, in dem Jule beruflich zu tun hat, gibt es niemanden, der kein Geheimnis hütet.

Der Autor bedient sich einfacher und verständlicher Sprache. Auch unterlässt er es, Bandwurmsätze zu produzieren, so dass man dem Geschehen gut folgen kann. Mit den einfachsten Mitteln gelingt es ihm, Spannung zu erzeugen, die sich immer auf recht hohem Niveau bewegt. Manchmal droht sie ein wenig abzusacken, doch schnell wird der Faden wieder aufgenommen, so dass dies nur merkt, wer sehr aufmerksam und konzentriert liest.

Ole Kristiansen spielt nicht nur mit den Klischees, die ein kleines Dorf zu bieten hat, sondern auch mit der Verwirrung des Lesers. Er legt zig Spuren, die alle darauf hindeuten, die Wichtigste zu sein, so dass man natürlich jede weiter verfolgt. Allerdings hat man so schließlich einige Verdächtige, aber keinen konkreten Hinweis, wer es nun tatsächlich ist - oder ob man den wahren Täter vielleicht noch immer nicht entdeckt hat. Im letzten Viertel lichtet sich das Dickicht relativ rasch, was eigentlich nicht so ganz zum vorherigen Konstrukt passt. Hier hätte man sich gewünscht, dass die Verwirrung noch ein bißchen weiter gesponnen wird.


Figuren
Einerseits ist Jules Angst vor Autos und dem Fahren nachvollziehbar, andererseits hat man aber auch das Gefühl, dass sie sich teilweise viel zu sehr hineinsteigert. Vermutlich kann man ihre Situation erst wirklich verstehen, wenn man sie selber erlebt hat, was sich aber natürlich niemand wünscht. Trotz ihrer diversen Panikattacken wirkt Jule sympathisch und vor allem ehrgeizig. Sonst würde sie nicht versuchen, ihre Angst zu überwinden, sondern eher ihren Job aufgeben. Da man sie die gesamte Zeit über begleitet, entwickelt man schnell eine Art Beziehung zu der Figur. Man hat das Gefühl, ihr zur Seite stehen zu müssen, damit sie die Aufgaben, die vor ihr liegen, meistern kann. Das wird hauptsächlich daran liegen, dass viel von ihrem Seelenleben ausgebreitet wird, um ein möglichst umfassendes Bild ihres Charakters zu erhalten.

Die anderen Figuren werden etwas weniger ausführlich dargestellt. Jedoch trotzdem so, dass gut einzuschätzen ist, wer vertrauensvoll ist und wem man besser aus dem Weg gehen sollte. Auch wenn jeder so sein Geheimnis hat, lassen sich gute Eindrücke davon gewinnen, wer vermutlich zu welchem Lager gehört.


Aufmachung des Buches
Dieses Taschenbuch aus dem dtv-Verlag ziert ein sehr düsteres Cover. Man sieht das Meer, in dem ein einsamer Pfahl und sechs Windräder stehen. Die Windräder schlagen die Brücke zum Inhalt, da es um ebensolche bei Jules Projekt geht. Auf dem Pfahl sitzt ein Rabe, der, obwohl er den Betrachter nicht anschaut, unheilverkündend wirkt. Die Wolken am Himmel haben sich zusammengezogen und scheinen nur darauf zu warten, ihre Schleusen zu öffnen, um ein Unwetter zu erzeugen. Stimmungsmäßig passt das Titelbild voll und ganz zum Inhalt.


Fazit
Ole Kristiansen ist mit „Der Wind bringt den Tod“ ein guter Thriller gelungen, der den Leser fesselt und teilweise einfach nur sprachlos macht. Trotz kleiner Kritikpunkte empfehlenswert.


4 Sterne


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