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Schule, Geigenunterricht, Orchester, Hockey, Hausaufgaben, das ist Annas Alltag. Wie anders das Leben sein kann, erfährt sie erst durch ihre neue Klassenkameradin Tibby. In dem idyllischen Häuschen am Fluss fühlt Anna sich pudelwohl, gerade weil es hier nicht so piekfein ist wie zu Hause, sich die Geschirrstapel türmen dürfen und eine Schar schnurrender Katzen das Haus bevölkert. Gemeinsam erleben die beiden ungleichen Freundinnen dort einen fantastischen Sommer.
Doch dann bröckelt die Fassade und Anna muss feststellen, dass Tibby es alles andere als leicht hat. Unter der Last ihrer Sorgen immer bedrückter und launischer, verlangt Tibby ihrer Freundschaft alles ab. Anna bemüht sich darum, Tibby zu helfen, stößt aber immer mehr an ihre Grenzen. Und dann ist da auch noch Easy, in den Anna sich verliebt und mit dem sie immer öfter Zeit verbringt. Wie ernst Tibbys Lage ist, merkt Anna erst, als es fast zu spät ist.

 

Fluesterherz 

Originaltitel: Het Fluisterboek
Autor: Debora Zachariasse
Übersetzer: Eva Schweikart
Verlag: Coppenrath
Erschienen: Januar 2011
ISBN: 978-3815753019
Seitenzahl: 340 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Als Annas Grundschulfreundin Tibby zurück an ihre Schule kommt, beginnt für Anna ein großes Abenteuer. Während bei ihr zu Hause viele Regeln, eine sehr adrette Stimmung und ein strenger Terminplan vorherrschen, kann Tibby tun und lassen, was sie will. Ihr Vater ist mit einer Band auf Tour, ihre Mutter geht so in ihrem neuen Laden auf, dass sie keine Zeit für Kontrollen findet. Und so führt Tibby ein freies Leben in einem verwunschen wirkenden Haus, und Anna beneidet sie sehr darum. Während der gemeinsamen Monate, die aus den beiden Mädchen Freundinnen machen, muss sie jedoch erkennen, dass Tibby keineswegs das perfekte Leben hat und dass Freiheit manchmal schlimmer sein kann als jegliche Regeln.

Die erzählte Geschichte spielt in unserer Zeit und behandelt ein sehr emotionales Themengebiet. Debora Zachariasse gelingt es, dieses sehr glaubwürdig zu schildern und den Lesern sowohl Spannung als auch ein sehr emotionales Ende zu geben.


Stil und Sprache
Die Autorin siedelt ihre Geschichte in zwei Zeitebenen an. Sie beginnt in der Gegenwart und schildert die bereits geschehenen Ereignisse rund um Tibby und Anna in der Vergangenheit. Immer wieder blenden kurze Zwischenpassagen in das Jetzt zurück und liefern dadurch dunkle Vorahnungen, selbst als das Leben der beiden Mädchen noch perfekt zu verlaufen scheint. Das trägt zur Spannung bei und wurde sehr gut eingebunden.
„Flüsterherz“ ist in beiden Zeitebenen aus der Sicht von Anna beschrieben und nutzt dafür auch Anna als Ich-Erzählerin. Diese eingeschränkte Sichtweise ermöglicht sowohl eine emotionalere Bindung des Lesers an die Geschichte als auch den Aufbau der Spannung. Durch die Wechsel zwischen den beiden Zeiten wird schon früh eine Grundspannung aufgebaut, die auch in den glücklichen Phasen am Anfang gehalten werden kann. Der Autorin gelingt es sehr gut, immer wieder Vorzeichen der kommenden Geschehnisse einzuflechten, die einem oftmals erst später als bedeutend wieder einfallen.

Der Schreibstil von Debora Zachariasse orientiert sich stark an ihrer Ich-Erzählerin. Es wird zwar keine ausgefallene Jugendsprache genutzt, dafür aber auch auf eine zu erwachsene und komplizierte Sprache verzichtet. Das trägt zur Authentizität der Geschichte bei und erleichtert die Identifikation mit der Hauptfigur.


Figuren
Anna beschreibt die Handlungen und ist somit die zentrale Figur der Geschichte. Fünfzehn Jahre alt, eine gute Schülerin und einige anspruchsvolle Hobbies, Annas Leben scheint das einer Vorzeigetochter zu sein. Dadurch, dass das Buch aus ihrer Sicht geschrieben ist, erfährt der Leser jedoch sehr schnell, dass sie sich in all dem eingeengt fühlt. Sie will ausbrechen und folgt dafür sehr gerne den Anweisungen ihrer wilden Freundin Tibby, anfangs als vertrauensvolles Mädchen, dann als rebellische Jugendliche und schließlich als besorgte Freundin. Die Entwicklung von Anna ist sehr gut dargestellt, allerdings wirkt ihr Verhalten vor allem in der Mitte des Romans sehr klischeebehaftet und wird dadurch etwas vorhersehbar. Dies bessert sich aber deutlich zum Ende hin und zum Höhepunkt der Geschichte ist Anna wieder durchgängig glaubhaft dargestellt.

Der Schwachpunkt bei den Figuren liegt in den Nebencharakteren. Während Tibby noch sehr ausführlich und lebhaft beschrieben wird, bleiben die anderen eher blass und stark im Hintergrund. Trotzdem sie teilweise wichtige Rollen in der Handlung einnehmen, kommen sie sehr eindimensional daher und im Falle der Eltern beider Mädchen wirken sie zusätzlich auch noch übertrieben.


Aufmachung des Buches
Das Cover von „Flüsterherz“ ist auffallend schön gestaltet. Neben Titel, Autor und Verlag ist ein Zitat aus dem Buch abgedruckt, umrahmt von roten Zeichnungen mit drei blauen Schmetterlingen, die leicht erhoben geprägt sind. Der inhaltliche Zusammenhang der Zeichnungen mit dem Buch erschließt sich zwar nicht, aber immerhin ist ein ägyptisches Symbol dabei, was zum Hobby von Anna passt. Auch im Inneren des Buches sind über den Zwischenpassagen ägyptische Symbole abgedruckt. Ansonsten sind keine Zeichnungen enthalten, aber sowohl die Zwischenpassagen als auch kurze Texte, wie zum Beispiel der einer Postkarte, sind durch Kursivstellung oder andere Schriftarten hervorgehoben. Alles in allem eine wirklich schöne Aufmachung, die auch zu der bewegenden Geschichte passt.


Fazit
„Flüsterherz“ ist ein sehr emotionales Jugendbuch, das bis zum Schluss tief bewegt. Kleinere Schwächen in der Ausarbeitung der Figuren werden durch eine spannende, aber vor allem gefühlsbetonte Geschichte ausgeglichen. So ist der Roman von Debora Zachariasse ein empfehlenswertes Buch, was mit seinem Ende sicher Jugendliche ebenso wie Erwachsene zum Nachdenken anregen wird und den Leser lange nicht mehr loslässt.


3 5 Sterne


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