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Die Lage in der großen Stadt spitzt sich zu. Während Shir Khan langsam aber sicher seine Machtposition ausbaut, organisieren Mowgli und seine Kameraden den Widerstand. Aber ein Tiger gibt sich nicht ohne Weiteres geschlagen. Auge um Auge und Zahn um Zahn muss die Befreiung aus der Umklammerung des Despoten erkämpft warden. Wer wird diesen Kampf für sich entscheiden, oder wird am Ende doch allein das Chaos regieren?

Für das große Finale ihrer Dschungelbuch-Adaption geben Crisse und N’Guessan die Zeichenfeder an Guy Michel weiter, der diese Herausforderung mit Bravour zu meistern versteht und uns einen Abschlussband präsentiert, der den beiden Vorgängeralben in nichts nachsteht.

 

Winzling 3 

Originaltitel: PETIT D’HOMME: CHAOS
Autor: Crisse
Übersetzer: Oriol Schreibweis
Illustration: Guy Michel
Verlag: Finix Comics
Erschienen: 11/2012
ISBN: 978-3-941236-59-2
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Der Beschreibung auf der Rückseite des Comicalbums lässt sich nichts mehr hinzufügen, möchte man den Ereignissen des dritten Bandes nicht vorweggreifen. Die apokalyptische Adaption des Dschungelbuches in eine größtenteils zerstörte Welt findet nun ihren Abschluss, die Handlungen sind im Großen und Ganzen überzeugend konzipiert, der Machtkampf zwischen dem Tyrannen und Mowgli mit seinen Freunden treibt die Spannung noch einmal nach oben.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Dem Leser sei empfohlen, zunächst die ersten beiden Bände aus dem Hause Finix zu lesen, sollte er sie noch nicht kennen, denn der dritte Teil nimmt die Handlungen fließend wieder auf – eine sehr knappe Zusammenfassung gibt es höchstens in Form von kurzen Erzähltexten aus Sicht von Mowglis Hund Rudyard, der auch im weiteren Verlauf der Geschichte gelegentlich Kommentare zu den Szenen aus seiner Sicht liefert.

Zu Beginn des letzten Teils dieser Trilogie wird auf der ersten Seite das Leben der Stadt – imposant aus der Vogelperspektive – und das in der Kanalisation unter ihren Straßen gegenübergestellt. So stellt sich der Kontrast aus scheinbarer Zivilisation, Wohlstand, aber auch Dekadenz einerseits und Armut, Schmutz, Verfolgung und Zerstörung andererseits überdeutlich dar. Doch auch innerhalb der Stadt ist vieles nicht in Ordnung. Vermittelt der Blick von oben zunächst noch eine imposante Skyline, so wird der – zur Endzeitstory passende – Verfall recht vieler Straßen und Gebäude umso deutlicher, je tiefer man in die Häuserschluchten eintaucht. Von hier ergibt sich eine andere Perspektive auf die zahlreichen Ruinen und einige der eingestürzten Wolkenkratzer.

In den Übersichten über den Untergrund oder die Stadt stellt der Zeichner die Figuren wenig individuell, zum Teil nur als leere Hülle dar. Dies ist für reine Statisten auch okay. Etwas anders sieht es da mit den für die Geschichte wichtigen Figuren aus – sie sind aus Gruppenansammlungen heraus zu erkennen, und sobald sich der Zeichner ihnen perspektivisch nähert, nimmt der Detailgrad auch deutlich zu. Vergleicht man die Charaktere mit den Vorgängerbänden aus der Zeichenfeder von N’Guessan, fällt der Illustrator-Wechsel auf, auch wenn Michel sich stark an den vorherigen Ausarbeitungen seines Kollegen orientiert. Sein Stil ist jedoch runder, weicher – am deutlichsten fiel mir der Unterschied bei Baghira auf. Sie hat ihre katzengleiche Anmut in den Bewegungen erhalten, ihr Gesicht hat aber bei ihrem ersten Auftritt schönere Züge als bisher. Bei Balu sticht besonders die etwas andere Ausführung der Brille ins Auge. In anderen Szenen werden die Gesichter der Kinder und Erwachsenen auch schon mal vernachlässigt, auch wenn sie dem Betrachter nahe sind – dann fehlen teilweise Münder und Nasen oder sind eher nur rudimentär angedeutet.
Baghiras übliches Outfit betont ihre weiblichen Kurven ohnehin schon sehr gut, in ihrer neue Bekleidung, in der sie ab Seite 29 zu sehen ist, wirkt sie geradezu sexy – und dabei völlig verändert. Ganz anders der Antagonist: seine strenge, graue Uniform mit der Schirmmütze lässt Shir Khan an manchen Nazi-General denken, eine Assoziation, die vermutlich nicht zufällig beim Leser entsteht und zu den brutalen Methoden des „Tigers“ passt. Gepaart ist dieser Auftritt mit manch exotischen Elementen, wie dem Sendeplatz auf Seite 35 – sie erinnern an das ursprüngliche Setting des „Dschungelbuchs“.

Selten fallen dem aufmerksamen Leser kleine Ungereimtheiten auf: auf Seite 14 hält der junge Shir Khan in einer Rückblende sein Messer in der linken Hand, stürzt sich dann – beide Hände leer – auf seinen Gegner und hält im nächsten Augenblick die blutige Klinge in der Rechten.

Der Comic findet seinen Abschluss in drei großen Bildern – zwei über Doppelseiten, das letzte im vollen Seitenformat – auf dem einige zusätzliche Panels platziert wurden. Auf diese Weise können sich die letzten Bilder voll entfalten und die Ruhe, mit der diese Szenen verbunden sind, besser ausdrücken.


Aufmachung des Comics
Das Comicalbum wird als Hardcover-Ausgabe in einem knapp über Din A4 großen Format aufgelegt. Wie man es von Finix Comics nicht anders kennt, ist die Verarbeitungsqualität wieder große Klasse – hier werden sich auch nach mehrmaligem Lesen keine Spuren zeigen. Der Karton des Außenumschlags und das angenehm dicke, griffige Papier im Innern sind von guter Qualität, genauso die Druckausführung. Auf den weinroten Vorsatzpapieren findet sich vorne wie hinten eine Zeichnung von Mowgli, neben ihm auf einem Stein ein kleiner Frosch.


Fazit
Die Adaption des Dschungelbuchs in das Endzeitgenre findet hier in dramatischen Ereignissen seinen Abschluss. Der Zeichnerwechsel ist geglückt, Michels Artwork kann größtenteils überzeugen, auch wenn es sich kleinere Schwächen leisten mag. Für Fans der Serie dennoch ein Muss!


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Das Erwachen
Band 2: Das Geheimnis

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