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Dagmar Schmidbauer klein


Dagmar Isabell Schmidbauer, Journalistin und Krimiautorin, lebt mir ihrer Familie im Bayerischen Wald. Sie hat bereits einige Krimis veröffentlicht und verlegt. Mit „Der Tote vom Oberhaus“ ist nun der zweite Band einer Reihe erschienen, die noch lange nicht erschöpft ist. Darüber, aber auch über anderes, spricht die Autorin in unserem Interview.


Liebe Frau Schmidbauer, erst einmal herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit nehmen, einige Fragen zu beantworten.
Es ist immer wieder interessant zu erfahren, wie Autoren eigentlich zu ihrem Beruf gekommen sind. So möchten wir auch gerne Ihre Geschichte hören.

Eigentlich durch Zufall. Nachdem meine sechs Kinder mich nicht mehr ständig brauchten, habe ich nach einer Aufgabe gesucht, die mich fordert. Ich habe diese Geschichte schon oft erzählt und viele finden, dass sechs Kinder Anforderung genug sind, aber mir ging es vor allem darum, etwas zu schaffen, das bleibt. In einem Großfamilienhaushalt ist es ja leider so: kaum hat man die Küche aufgeräumt, ist die Waschmaschine fertig, und wenn die Wäsche hängt, fliegt irgendwo ein Glas um. Nach dem Spazierengehen liegt der Flur voller Jacken, Mützen und Schuhe und wenn alles weggeräumt ist, wird es Zeit fürs Abendessen. [lacht] Nachdem meine Jüngste in den Kindergarten kam, hatte ich auf einmal viel freie Zeit und wusste sofort, dass ich die nicht mit Putzen verbringen will. Also habe ich es mit meinem ersten Roman versucht. Letztlich ist das Schreiben eine wunderbare Möglichkeit, für die Familie dazu sein, wenn sie mich braucht und gleichzeitig etwas für mich zu tun. Allerdings ist es unerlässlich, sich feste Zeiten zu nehmen.


Hatten Sie schon früher den Wunsch einmal Krimis zu schreiben oder hat sich das mehr oder weniger einfach entwickelt?

Tatsächlich hatte ich schon in meinem sogenannten „Übungsbuch“ eine Leiche im Keller und ich habe dann schnell gemerkt, dass mir die Aufklärungsarbeit und vor allem das Spuren verwischen viel mehr Spaß macht, als über Kinder und Küche zu schreiben. Durch meine Tätigkeit als Journalistin bin ich das Recherchieren gewöhnt und es macht mir einfach großen Spaß, immer wieder eine Geschichte hinzuzufügen.


Könnten Sie sich vorstellen auch einmal ein anderes Genre zu bedienen? Wenn ja, welches?

Ehrlich gesagt: Nein! Ich mag es einfach, Geschichten logisch aufzubauen und gleichzeitig den Leser an der Nase herumzuführen. Und obwohl ich eine blühende Fantasie habe, reicht sie wohl nicht aus, um zum Beispiel eine Fantasiegeschichte zu schreiben.


Haben Sie ein bestimmtes Ritual, dass Sie beim Schreiben einhalten (müssen)?

Bei mir handelt es sich um kein richtiges Ritual, aber ich brauche Abstand zum Alltag, muss eine Tür hinter mir zu machen, um in meine fiktive Welt einzutauchen, und ich brauche Ruhe, damit ich die Stimmen meiner Figuren hören kann. Ich lese meine Texte oft laut, um zu sehen, ob ich den richtigen Tonfall getroffen habe.


Wie sieht bei Ihnen ein typischer „Schreibtag“ aus?

Wenn ich richtig gut bin und mitten in der heißen Phase eines Krimis stecke, dann schreibe ich vormittags von neun bis eins und am Nachmittag noch einmal von vier bis sieben. (Das geht heute, weil meine Kinder jetzt schon erwachsen sind.) Zwischendrin mache ich immer wieder eine Pause, brauche viel zu Essen und zu Trinken und auch ein bisschen Bewegung. Manchmal liege ich auch auf dem Sofa, schließe die Augen und stelle mir die Szene, an der ich arbeite vor. Das beflügelt meine Fantasie und danach geht es dann wie von selbst voran.


Man ist immer wieder erstaunt, wo Autoren ihre Ideen hernehmen, ohne sich dabei ständig zu wiederholen. Gibt es bestimmte Orte oder Zeitpunkte, an denen Ihnen die Ideen kommen? Und wie entwickelt sich dann eine Story?

Man könnte sagen, mich springt eine Idee an. Es ist, wie so oft, ich lese eine Zeitung oder höre einen Bericht und auf einmal merke ich, dass mich dieses Thema nicht mehr loslässt. Dann beginne ich zu überlegen: Was wäre wenn? Und schon bin ich mitten drin. Anfangs sind das nur einzelne Bruchstücke, aber nach und nach kommen immer mehr Fragmente hinzu und irgendwann merke ich: Jetzt ist es Zeit, mit dem Planen zu beginnen. Dazu nehme ich immer einen großen Block und einen weichen Bleistift, stelle mir schriftlich Fragen, bis meine Antworten in einen sinnvollen Text übergehen. Anders verhält es sich bei den Orten, an denen meine Geschichten spielen. In „Marionette des Teufels“ war es das Stadttheater, das ich mir sehr genau angesehen habe und in „Der Tote vom Oberhaus“ musste ich natürlich alles über das Oberhaus wissen, um meine Figuren an die interessantesten Stellen zu führen. Ja und dann ist es tatsächlich so, dass meine Figuren auch ein Wörtchen mitzureden haben. Zum Glück weiß ich inzwischen, dass das vielen Autoren so geht. [lacht}


War zu dem Zeitpunkt, als Sie „Marionette des Teufels“ geschrieben haben, schon klar, dass sich daraus eine Reihe ergeben wird, auch wenn nicht mehr alle einstigen Hauptpersonen mitspielen? Soll die Reihe noch weiter fortgeführt werden?

Irgendwie hatte ich es recht schnell im Gefühl, dass diese Figuren und natürlich die Stadt Passau über einen längeren Zeitraum zusammenspielen können und sollen. Im Moment schreibe ich am dritten Teil. Der spielt bei Hochwasser, und diese spezielle Form ist einfach typisch für die Stadt. Ja und ich glaube, ich habe noch lange nicht alles von Franziska und Hannes und all den anderen erzählt. Die Konstellation, in der die Figuren zueinander stehen, gibt jedenfalls noch Stoff für so manche Fortsetzung. Und meine Leser fiebern ja schon mit, wie es wohl weitergeht. Wünschen sich etwa eine Frau für Hannes, oder wollen wissen, was es mit Schneidlinger und Paulina auf sich hat.  


Der Schreibprozess nimmt bekannterweise eine gewisse Zeit in Anspruch. Bleibt Ihnen da wenigstens noch etwas Freizeit, um Hobbies nachzugehen?

Wenn der Schreibprozess läuft, ist das das Schönste, was ich mir vorstellen kann. Aber es bleibt tatsächlich immer noch Zeit für andere Sachen. Spazierengehen, Schwimmen, Lesen, Stricken oder einfach durch die Stadt bummeln und nach neuen interessanten Winkeln Ausschau halten. Obwohl das ja dann schon wieder mit dem Schreiben zu tun hat.


Lesen Sie selber gerne Werke von Kollegen? Holt man sich dort vielleicht sogar die eine oder andere Anregung?

Da ich meinem eigenen Stil folge, habe ich keinen Grund abzuschreiben, und das würde auch gar nicht funktionieren. Ich schau mir gern Krimis im Fernsehen an und lese auch ab zu einen, aber viel lieber lese ich Bücher über ein Thema, das mich gerade interessiert. Über Rechtsmedizin zum Beispiel, oder über die Passauer Geschichte.  


Gibt es sonst noch etwas, das Sie unseren Lesern gerne mit auf den Weg geben oder mitteilen wollen?

Allen, die davon träumen, selbst ein Buch zu schreiben, kann ich nur empfehlen: Hinsetzen und anfangen. Es ist nämlich nicht so, dass es irgendwann von selbst geht, wenn man nur lange genug wartet. Auch ein Genie braucht Betriebsstunden. Und darum mein Tipp: Nehmen Sie sich einen großen Schreibblock, einen weichen Bleistift und schreiben Sie die erste Frage drauf: „Mit welchem Thema möchte ich mich über einen langen Zeitraum beschäftigen?“ So, und jetzt einfach mal alles aufschreiben, was an Gedanken durch den Kopf wandert … Das ist der Anfang, danach heißt es einfach dranbleiben.

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