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Toklo spürte, wie die Bärengeister an seinen Tatzen zerrten, ihn ins Wasser zogen, und er meinte, die Stimmen von Tobi und seiner Mutter zu hören. Komm zu uns, flüsterten sie. Komm ins Wasser …

Der Grizzly Toklo ist mit seinen neuen Gefährten Ujurak und Lusa endlich am Großen Bärensee angekommen. Dort versammeln sich zum Längsten Tag unzählige Braunbären, Schwarzbären und Eisbären, um die Geister gnädig zu stimmen. Auch die junge Eisbärin Kallik zieht es zum See in der Hoffnung, endlich ihren Bruder zu finden. Doch zwischen all den ausgewachsenen Bären ist kein Platz für Junge ohne Schutz. Es herrschen Unruhe und Feindseligkeit. In ihrem erbitterten Kampf ums Überleben scheinen die Bären vor nichts mehr zurückzuschrecken. Toklo, Lusa, Ujurak und Kallik geraten in große Gefahr …

 

Seekers 02  Originaltitel: Seekers, Great Bear Lake
Autor: Erin Hunter
Übersetzer: Anne Emmert
Verlag: Beltz & Gelberg
Erschienen: 03/2012
ISBN: 978-3-407-81105-9
Seitenzahl: 319 Seiten


Grundidee der Handlung
Die Zusammenfassung auf der Buchrückseite gibt die Inhalte des zweiten Bandes von „Seekers“ bereits gut wieder, daher würden weitere Ausführungen zu viel vorwegnehmen. Die Bärengemeinschaft, bestehend aus Toklo, Ujurak und Lusa, hat wieder reichlich Abenteuer zu bestehen, genauso wie die einsame Eisbärin Kallik. Zudem muss sich Toklo seinen größten Ängsten stellen. Für Leser ab 10 Jahren, aber auch für Erwachsene eine fesselnde Reise zum Großen Bärensee im Westen Kanadas …


Stil und Sprache
Erin Hunter erzählt in der dritten Person, immer aus Sicht eines der drei Bärenjungen Lusa, Toklo oder Kallik. Damit keiner von ihnen in den langsam zusammenlaufenden Handlungssträngen zurückfällt, wechselt zunächst mit jedem Kapitel die Perspektive. Zudem kann der Leser damit nicht nur die Ereignisse mit verfolgen, sondern erhält so auch Einblick in die Gedanken und Gefühle von einem der Drei. Um den Erlebnissen der Freunde am Großen Bärensee genug Platz einzuräumen, passt sich der Erzählrythmus den Handlungen an, so dass die Perspektive auch schon mal für zwei Abschnitte bei einem der jungen Protagonisten verbleibt.

Ujurak überrascht erneut mit mystischen Fähigkeiten, so leitet er die Bärengruppe unbeirrt, nur den in ihm ruhenden Instinkten folgend, und treibt sie auf ihrer Reise zum Großen Bärensee an, während er verborgene Zeichen der Natur zu lesen vermag. Mit seinen Verwandlungen in andere Tiere hält er seine Freunde ebenfalls mächtig auf Trab. Aber auch einige Träume – oder sind es Visionen? – verleihen den Handlungen einen Hauch des Fantastischen. Die drei Bärenrassen umwebt Erin Hunter geschickt mit eigenen Hintergründen und Mythen, so lernt Toklo am Großen Bärensee die Legende von Arcturus kennen. Damit erhält die Geschichte eine zusätzliche Tiefe.
Als Lusa am See auf hunderte ihrer Artverwandten trifft und in Miki einen neuen Freund findet, lernen kleine wie große Leser – unauffällig in die Geschichte eingeflochten – eine Menge über Schwarzbären, ihre Fähigkeiten und ihre Nahrungsquellen. Doch es ist an dem Versammlungsort nicht alles friedlich: alte Rivalitäten, schwere Einzelschicksale, Auseinandersetzungen mit anderen Bärenarten und der große Hunger bringen für Ujurak, Toklo, Lusa und Kallik auch Gefahren mit sich. So bringt ein Wiedersehen mit einem „alten Bekannten“ Toklo in arge Bedrängnis. Der Leser fühlt und fiebert mit ihm, und die Angst in Toklo wird einfühlsam beschrieben. Er muss sich schwierigen Aufgaben stellen, reift aber an ihnen. Auch Kallik erwartet am See eine böse Überraschung. Diese Passagen sind von Erin Hunter so spannend geschrieben, dass man das Buch kaum aus den Händen legen möchte.

Insgesamt ist der Schreibstil des Autorenteams, welches sich hinter dem Pseudonym verbirgt, klar und der jungen Zielgruppe angepasst. Dies fällt vor allem bei den Dialogen im Streit der Eisbärenjungtiere im zweiten Teil des Buches auf – in Anbetracht des Alters der Protagonisten ist dies aber durchaus authentisch. Für reifere Leser mag dies stellenweise etwas einfach erscheinen, dennoch gelingt es durch die Sprachwahl die jüngere wie auch ältere Leserschaft in die Welt der Bären zu entführen und bei ihren Abenteuern mitfiebern zu lassen.

Ähnlich wie auch in Erin Hunters Warrior Cats-Reihe spielen die Umweltverschmutzungen, Klimaveränderungen und zunehmenden territorialen Einschränkungen der Tiere durch den sich ständig ausbreitenden Menschen eine nicht unbedeutende Rolle. Hiervon sind nicht nur die Bären, sondern alle Tierarten betroffen – am deutlichsten formuliert es Ujurak nach einer seiner Verwandlungen: „Jedes Mal, wenn ich mich in ein anderes Lebewesen verwandle, merke ich, dass wieder ein Stück von der Welt stirbt. Die Krankheit breitet sich überall aus – in der Luft und im Wasser und tief in der Erde. Es passiert zu viel, als dass man dagegen ankäme!“ (Seite 49). Ein zentrales Thema, welches sich durch das gesamte Buch zieht, ist der zunehmende Mangel an Beute durch klimatische Veränderungen und der damit verbundene Hunger. Diese Themen sind es – vermittelt ohne erhobenen Zeigefinger –, die den Leser immer wieder betroffen und nachdenklich machen.


Figuren
Die Protagonisten und vielen Nebencharaktere sind Erin Hunter erneut hervorragend gelungen, denn sie alle wirken glaubhaft und sind – ihrer Rolle entsprechend – mit dem nötigen Hintergrund versehen. Dabei werden neue Tiere – zumeist Bären – so vorgestellt, dass der Leser nie den Überblick verliert. Der Blick liegt natürlich überwiegend auf den drei Bärenjungen aus der Gattung der Schwarz-, Braun- und Eisbären. Sie werden auf ihrer Reise, auf sich allein gestellt, reifer und erwachsener, während ein enges Band der Freundschaft sie zusammenhält.
Toklo ist mutig und für einen Jungbären schon stark, und so übernimmt er Verantwortung für Lusa und Ujurak. Besonders im ersten Teil des Buches ist er meist knurrig und mürrisch – in den Passagen, die aus seiner Sicht geschrieben wurden, erkennt der Leser dann den Grund dafür und die Ängste und Sehnsüchte, die sein Verhalten bestimmen. Und obwohl er auf den ersten Blick weniger sympathisch erscheinen mag, sind es doch diese Hintergründe, die ihn in einem anderen Licht dastehen lassen. Und so wächst einem Toklo zunehmend ans Herz.

Kallik setzt die Suche nach ihrem Bruder Taqqiq fort. Ihr Weg führt sie weg vom Meer und tief in die leeren Ebenen Kanadas. Besonders schlimm nagt die Einsamkeit an ihr, aber auch ihr Hunger ist allgegenwärtig. Als sie auf der Wanderung zum See einen stillen und ungewöhnlichen Reisegefährten bemerkt, nähert sie sich ihm vorsichtig an, und gemeinsam fällt es ihnen leichter, sich der Einsamkeit entgegenzustellen.


Aufmachung des Buches
Die Hardcover-Ausgabe orientiert sich an der Aufmachung von „Die Suche beginnt", diesmal ist der Buchumschlag in kräftigen Grüntönen gehalten. Die Illustration der Umschlagdeckel ist gelungen und zeigt wunderschöne, stimmige Ausschnitte des von hohen Bergen umgebenen Großen Bärensees. Von der matten Gestaltung heben sich der in glänzendem Silber aufgedruckte Titel und das Logo ab und bilden so ein edles Finish.

Auf den Vorsatzpapieren finden sich wieder Karten von Nordamerika, anhand derer man die Wanderungen der Bären mit verfolgen kann – vorne eine Karte aus Sicht der Bären, hinten hingegen eine Menschensicht mit eingetragenen Städten.


Fazit
Während die Abenteuer am Großen Bärensee für Toklo, Lusa, Ujurak und Kallik große Gefahren mit sich bringen, lassen sie die Freunde auch stärker zusammenrücken. Spannung ist garantiert, gleichzeitig lernt man so manches über die Lebensweise der Eis-, Braun- und Schwarzbären. Die Einflüsse des Menschen auf die Tierwelt machen hingegen immer wieder nachdenklich.


4 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Die Suche beginnt

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