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Das Golden Age des Comic mag vorbei sein, aber es gab nie bessere Comics als heute. Das Spektrum reicht vom grafischen Roman über autobiografische und persönliche Geschichte bis hin zu Reiseberichten, Biografien und Literaturadaptionen. Und der Comic hat gerade erst angefangen, sich seiner Möglichkeiten als Erzählform bewusst zu werden.
„Der Comic im Kopf“ von Frank Plein ist ein Buch für Comiczeichner und  –autoren, die in ihrem Erzählen einen Schritt weitergehen und sich bewusst mit dem Handwerk des Erzählens im Comic auseinandersetzen wollen.

 

Der Comic im Kopf 

Autor: Frank Plein
Illustrationen: Markus Hockenbrink
Verlag: Interessenverband Comic e.V. ICOM
Erschienen: 7. Juni 2012
ISBN: 978-3-88834-923-2
Seitenzahl: 192 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Das unterhaltsame und sehr interessante Buch wendet sich sowohl an Comiczeichner und jene, die es noch werden wollen, als auch an Leser, die daran interessiert sind, wie Comics entstehen und welche Erzählkraft in ihnen wohnt. Comicautoren oder –zeicher werden sich bestimmt auch einige hilfreichen Tipps und Kniffe mitnehmen oder andere Arbeitsweisen kennenlernen können. In 13 großen Kapiteln, die sich in viele durchnummerierte und mit Überschriften versehene  kleinere Abschnitte unterteilen, geht der Autor auf die Entwicklungsstationen eines Comics und seines Zeichners bzw. Texters ein. Begleitet von witzigen, textunterstützenden Illustrationen, beginnt das Buch mit der Frage „Was genau macht eine gute Story aus?“ und stellt dem Leser die erste riesige Hürde - den Kampf mit dem persönlichen Schweinehund, der zwischen der Idee und dem ersten Comicstrich steht - vor.

Egal ob es um die Figurentwicklung, die Dialoggestaltung oder die Plotentwicklung geht, der Autor Frank Plein hat es geschafft, aus diesen vielen umfangreichen Themen die Essenz herauszufiltern und dem Leser eingängig und in konzentrierter, aber gut verständlicher Form zu servieren. Der Leser erfährt eine Menge über Charaktere und ihre Eigenarten, über die Choreografie einer Kulisse und wie man eine Szene am Besten ins Bild setzt. Wie wichtig und aufschlussreich Dialoge und Wortwechsel in Verbindung mit der Körpersprache der gezeichneten Figuren sein können, wird ebenfalls eindringlich gezeigt. Am Schluss wird dem Leser auch noch das Geheimnis enthüllt, wie ein Skript als Grundgerüst weiterentwickelt wird und schließlich zur gut ausgearbeiteten Comicseite heranreift. Für alle Interessierten, die sich noch mehr in die Materie vertiefen und ins Detail gehen wollen, findet man im Buch oft Bemerkungen über weiterführende Literatur und im Anhang eine Bibliografie empfehlenswerter Fachbücher. Doch auch andere Comicautoren kommen in dem Buch zu Wort und geben einen kleinen Einblick in ihre persönlichen  Arbeitsweisen, die sich in der Ideensuche, Entwicklung und Ausführung oft sehr voneinander unterscheiden.

Der Autor verwendet das „Du“, um die Leser direkt anzusprechen, ein Umstand, der fast das Gefühl aufkommen lässt, sich mit dem Autor direkt zu unterhalten. Das schafft eine tolle Leser-Autor-Beziehung, die man durchaus fast kumpelhaft nennen könnte, obwohl man den Autor in den seltensten Fällen persönlich kennen dürfte. Der lockere Schreibstil vermittelt Informationen, ohne in irgendeiner Form oberlehrerhaft zu wirkten. Ebenso merkt man in jeder Zeile sehr deutlich, dass der Autor voller Begeisterung bei der Sache ist und diesen Enthusiasmus gibt er auch in seinem Buch wieder. Das Wissen wird gut verständlich und in amüsanter Form wiedergegeben, sodass man überhaupt nicht bemerkt, wie viel von dem geschrieben Text im Gedächtnis „hängenbleibt“.

Die Leidenschaft des Autors für das Metier Comic ist ansteckend und vielleicht wird so mancher Leser, der bis jetzt nur so nebenbei, ab und zu aus Jux ein Comic auf ein Blatt Papier gekritzelt hat, sein Hobby ein bisschen professioneller angehen. Und wer weiß? Möglicherweise bietet das Buch den richtigen Zündstoff für den Senkrechtstart einiger Leser beim Entwerfen eines neuen Comic.


Aufmachung des Buches
Das broschierte Buch ist mit den Maßen 23,8 x 16,8 cm etwas größer als ein A5 Format. Das Coverbild passt optimal zum Inhalt und spricht den Leser ebenso gut an wie der Rückseitentext. Das Inhaltsverzeichnis ist eines der beststrukturiertesten, das mir je untergekommen ist und macht die Navigation im Buch zu einem Klacks. Die Hauptkapitel sind in kleiner Abschnitte unterteilt, die allesamt mit fettgedruckten Überschriften versehen und, abgesehen vom 1. Kapitel, auch fortlaufend durchnummeriert sind.

Beispielzeichnungen und Ausschnitte aus Comicseiten unterstützen die Erklärungen optimal und machen sie sicht- und leicht merkbar. Im Anhang findet man einen Bibliographie, eine Liste von 10 Autoren und ihrer Comics und eine Erklärung welche Ziele, Ideologien und Leistungen sich hinter "ICOM" verbergen.


Fazit
Ein absolut empfehlenswertes Buch für alle Comiczeichner und -fans und alle, die es noch werden wollen, von einem Autor, der genau weiß, worüber er schreibt, und der genau den richtigen Ton für "seine" Leser gefunden hat. Einen unterhaltsameren, besser recherchierten Einblick in die Entstehung eines Comics und die Comicbranche und mehr Informationen auf weniger Seiten wird man meiner Meinung nach nirgendwo bekommen.


5 Sterne


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