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Wer Geld hat, möchte mehr davon haben. Diese Triebfeder bringt ehrenwerte Männer dazu, Dinge zu tun, die sie besser nicht machen sollten. Sie lassen sich mit Geschäftspartnern ein, mit denen sie besser nichts zu tun hätten. Sie machen Geschäfte, bei denen ein paar Jahre Gefängnis noch die mildeste Strafe sind, wenn sie auffliegen. Sie waschen Geld.

 

Das stille Geld 

Autor: Claudio Cantele
Verlag: Molden Verlag
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-85485-297-1
Seitenzahl: 176 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Ein Koffer voll Geld soll von einem harmlosen Bankangestellten von Triest aus über die italienische Grenze gebracht werden. Die Herren, die die Millionen verschieben und "waschen" sollen, haben einen nahezu perfekten Plan ausgearbeitet, wie sie den Auftrag am besten abwickeln können. Noch ahnen sie nicht, dass ihnen die Guardia di Finanza bereits auf der Spur ist und als dann am vereinbarten Ort die Geldübergabe stattfinden soll, kommt alles anders als gedacht.

Die Idee wirkt sehr realitätsnah und hätte durchaus das Potential für eine ganze Serie, wenn es dem Autor denn gelingt, ansprechende Charaktere mit starken Motiven zu gestalten und eine Hauptperson zu finden, mit der man sich identifizieren kann.


Stil und Sprache
Das Buch besteht aus sehr vielen kurzen Kapiteln, die mit dem jeweiligen Handlungsdatum, der Abbildung eines Aktenkoffers und dem aktuellen Ort sowie ab und zu mit einer groben Zeiteinteilung eingeleitet werden. Eines der größeren Kapitel wurde in mehrere kleinere Unterkapitel geteilt, die mit countdownartigen Zeitangaben die Situation genauer nachvollziehbar machen.

Die Geschichte, die in der dritten Person erzählt wird, zeigt in den einzelnen Kapiteln meistens die unterschiedlichen Blickwinkel der Protagonisten in den einzelnen Szenen, ab und zu werden die Leser auch von einem "allwissenden Erzähler" in die Situation eingeführt. Zu einem besseren Gesamtverständnis der Geschichte tragen auch die eingeflochtenen Rückblenden in Form von Erinnerungen oder durch Gespräche bei. Hier erfahren die LeserInnen dann auch, wie es zur aktuellen Situation der jeweiligen Figur gekommen ist.Trotz der meist kurzen Kapitel, die einen Roman oft wesentlich flotter machen können, gelingt es der Geschichte nicht so recht, Tempo aufzunehmen. Durch die vielen Personen- und Ortswechsel ist ein Einfühlen in die jeweilige Situation schlichtweg kaum möglich und so wirkt der Krimi stellenweise fast eher wie eine Situationsbeschreibung als wie eine spannende Geschichte.

Da im Prinzip keiner der Mitspieler eine „weiße Weste“ hat oder unverschuldet in eine schwierige Situation geraten ist und da sich zusätzlich nahezu jeder Protagoist für einen gewissen Preis kaufen lässt, wirkt keine der Figuren wirklich sympathisch. Das erschwert die Identifikation mit den Charakteren, besonders, da auch kein adäquater Hauptdarsteller zu Stelle ist, der die Geschichte tragen könnte. Bedauerlicherweise fällt dadurch ein "Held", egal ob Gangster oder PolizistIn, weg, und ohne tragfähigen Protagonisten, der sich in einer gefährlichen Situation oder Konflikt befindet, hält sich auch die Spannung in Grenzen, denn es wird kaum einen der LeserInnen emotional berühren, wenn einem der Figuren im Buch etwas zustößt. Der Schreibstil des Autors wirkt teilweise etwas distanziert und noch etwas unausgereift, was sich z.B. auch in dem langen Gespräch zwischen Flavio und Guido von Seite 27 bis 38 zeigt.


Figuren
Die Figuren sind nicht besonders ausführlich ausgearbeitet, reagieren eher statisch und schaffen es dadurch auch nicht wirklich, sympathisch zu wirken und den Leser mit einzubeziehen. Die einzige Motivation, die alle Figuren verbindet, ist die Gier nach Geld und Macht. Dadurch kommt auch keine rechte Spannung auf, da ja im Prinzip alle Figuren das gleiche Ziel haben und in die gleiche Richtung laufen. Für einen Roman ist das bedauerlicherweise etwas dürftig, da die Probleme der Protagonisten dadurch am Verständnis des Lesers vorbei gehen und auf Dauer nicht wirklich interessant sind.

Da auch ein starker Hauptcharakter fehlt, der die Geschichte tragen könnte, werden sich viele LeserInnen mit den Figuren nicht wirklich identifizieren können. Bedauerlicherweise war es mir nicht möglich, irgendeine der Personen wirklich nett zu finden, sodass ich mit ihr mitzittern konnte. Dieses „Problem“ zieht sich durch das ganze Buch, da es bei allen Figuren an einer fundierten Charakterisierung mangelt, die Protagonisten deswegen recht blass wirken und sich dadurch auch nicht weiterentwickeln und entfalten können.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem Schutzumschlag versehen. Die Covergestaltung passt gut zum Thema und der Rückseitentext gibt einen kurzen Einblick in die Essenz der Geschichte. Auf der Innenseite des Schutzumschlages findet man einen etwas ausführlicheren Einblick in das Thema und auf der rückseitigen Innenklappe entdeckt man die Kurzvita des Autors. Auf den letzten Seiten des Buches findet man sechs weitere Krimi-Veröffentlichungen des Molden Verlages. Die Formatierung des Textes ist sehr leserfreundlich und die Kapitel sind gut sichtbar voneinander getrennt. Protokolle und Briefe wurden deutlich anders formatiert und sind so auch gleich zu erkennen.


Fazit
Das Buch ist ein interessanter Einblick in die Geldgeschäfte, die auf verschlungenen Wegen zustande kommen. Die Idee ist spannend, doch leider gelingt es dem Autor noch nicht so recht, die dramatischen und menschlichen Aspekte bei diesem Thema zu zeigen, sie den LeserInnen spannend zu präsentieren und auch emotional näherzubringen. LeserInnen, die eine eher nüchterne Lektüre bevorzugen, könnten das Buch durchaus anregend finden. Krimifreunde, die ein klug eingefädeltes Verbrechen in einer spannenden Geschichte lesen möchten und starke Charaktere bevorzugen, sollten lieber zuvor ins Buch hineinlesen, um zu sehen, ob Ihnen der Schreibstil zusagt.


2 5 Sterne


Hinweise
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