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Kein Tolkien-Fan kann ohne dieses Werk auskommen!

Über 150 Illustrationen und Dokumente rund um den Hobbit. Alle Quellen, Personen, Schauplätze und Gegenstände aus J.R.R.Tolkiens zeitloser Erzählung. Der komplette Text des Hobbit mit der Fahrt zum Erebor, reich kommentiert von dem Tolkien-Forscher Douglas A. Anderson.

 

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Originaltitel: The Annotated Hobbit
Autor: Douglas A. Anderson(Herausgeber) und John R.R. Tolkien
Übersetzer: Wolfgang Krege (Hobbit), Lisa Kuppler (Anmerkungen)
Verlag: Klett-Cotta
Erschienen: 23. April 2012
ISBN: 978-3608937145
Seitenzahl: 418 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Das muss ja eine schöne Überraschung für Bilbo gewesen sein, als er nach überstandenem Abenteuer endlich nach Hause zurückkommt und dort sein Hausrat versteigert wird! Aber man weiß ja inzwischen, dass es nicht ohne Risiko ist, seinen Fuß vor die Tür zu setzen, denn man weiß nie, wohin die Straßen einen leitet. Und so geht es mir auch ein bisschen mit dem Großen Hobbitbuch – wohin wird es mich führen, wird mir das Wieder-lesen des "Hobbits" noch Freude bereiten, wenn ich alle Anmerkungen durch habe? Wenn ich weiß, wo Tolkien abgeschrieben hat oder doch nicht? Welche Quellen er zu Rate zog und / oder anzapfte?
Kurzum: nach der Lektüre kann ich nur sagen, dass ich den Hobbit nun mit anderen Augen sehe und er mir noch besser gefällt, denn ich habe hinter die Geschichte des Kinderbuches geblickt und den Herrn der Ringe (HdR) in seinen Anfängen entdeckt.

Im Rückblick wirkt Der Hobbit manchmal wie eine Fingerübung für das folgende große Werk des HdR; oft als kleiner Bruder abgetan, der stilistisch nicht mithalten kann. Aber das stimmt nicht, denn im Großen Hobbitbuch wird in einer Unmenge von Anmerkungen klar, dass Tolkien hier schon vom unbeschwerten Auenlandstil bis hin zum hohen Ton alles verwendet; wenn er sich auch entschieden hat, nicht nur als allwissender Erzähler aufzutreten, sondern seine Leser immer auch wieder direkt anzusprechen. Ursprünglich für die Tolkienkinder erzählt, erfährt Der Hobbit nach dem Erscheinen des HdR noch etliche Umgestaltungen (um ihn an die größere Erzählung inhaltlich anzupassen) – in den Anmerkungen erfährt man detailliert, um welche es sich handelt, und wann sie vorgenommen wurden. Auf die Quellen, die Tolkien inspirierten, wird ebenfalls sehr häufig und ausführlich eingegangen. Die deutsche Ausgabe des "Annotated Hobbit" wird zudem noch um die Besonderheiten und Schwierigkeiten der deutschen Übersetzung(en) ergänzt. Aufgrund der überbordenden Fülle an Informationen fällt es mir schwer, hier alles aufzuzählen, was in den Kommentaren Erwähnung findet. Wer sich für das Verlagshandwerk interessiert, wird ebenso bedient, wie die Leser, denen der Künstler Tolkien am Herzen liegt. Viele kleine, manchmal zu kleine, Schwarz-Weiß-Abbildungen zeigen Tolkiens Illustrationen und die der anderen Künstler, welche die vielen Bücher ausstatteten, die weltweit in diversen Übersetzungen erschienen sind. Einige Farbtafeln in der Mitte des Buches geben Tolkiens Originale, Gemälde von Alan Lee und Ted Nasmith, sowie die Cover der verschiedenen Ausgaben des Buches bei DTV und Klett-Cotta wieder.

Im  Anhang findet sich erstmals der komplette Abdruck der Fahrt zum Erebor, in der Gandalf seine Version der Ereignisse erzählt. Weiter gibt es eine Abhandlung "Über Runen", die sich von der im HdR unterscheidet. Eine umfangreiche Bibliographie, die aber wegen der vielen bisher erschienen Bücher (absichtlich) nicht vollständig ist, sowie ein Nachwort der Übersetzerin, das die Geschichte des "Hobbit" in Deutschland zusammenfasst, ergänzen die bereits oben erwähnten Anmerkungen zu den deutschen Ausgaben.
Der Informationsgehalt des Buches ist hoch, dabei aber flüssig formuliert und manchmal mit Ironie gewürzt. So ziemlich alle zur Zeit wichtigen Tolkienexperten werden zitiert und auch Tolkien selbst kommt, durch Zitate aus seinen Briefen, zu Wort. So entsteht eine kurzweilige Präsentation von Forschungsergebnissen, die den Laien nie überfordern.

Allerdings – und das ist der einzige Schwachpunkt – muss man sich in den durchaus durchdachten Aufbau des Buches erst mal einfinden. Zunächst erscheint er ein wenig verwirrend. Um den Text der Erzählung herum gebaut wurden die Anmerkungen in blauer Schrift, sofern sie sich auf den Inhalt beziehen. Schwarz und in anderer Schrift gedruckt werden sie, wenn sie sich mit den jeweiligen Übersetzungen und der Kunst im und um den "Hobbit" herum beschäftigen. Damit käme man noch klar, wenn sich die Anmerkungen nicht zum Teil über mehrere Seiten hinzögen und es nicht noch zusätzliche Fußnoten (Quellennachweise) gäbe, die man am Ende eines jeden Kapitels findet. Und dass man am Ende von Kapitel 11 eine Seite vergessen hat, dürfte sich inzwischen bei den Tolkien-Fans, für die dieses Buch gedacht ist, herumgesprochen haben. Ich denke, dass das aber eine lässliche Sünde ist, die wegen der Komplexität des Stoffes wohl nicht zu vermeiden war, das Buch womöglich aber zu einem Sammlerstück macht.

Noch eine kleine Anmerkung von mir zum Schluss: Wolfgang Krege übersetzte die Erzählung, was grade noch gut geht (im Gegensatz zum HdR), aber an das moderne "Sie" statt des "Du" oder "Ihr" der Übersetzung von Walter Scherf muss man sich gewöhnen. Dafür liegt hier zum ersten Mal eine vollständige Übersetzung der letzten überarbeiteten Ausgabe (mit allen Liedern) des "Hobbit" vor.


Aufmachung des Buches
Das Hardcover ist mittelblau eingebunden. Der tiefblau gehaltene Schutzumschlag ist aufwändig gestaltet: ein Rahmen mit goldenen, keltisch anmutenden Ornamenten umschließt Titel, Untertitel und Autoren, welche ihrerseits einen Ausschnitt aus Tolkiens Gemälde des Drachen Smaug umgeben. Ein wunderbares Cover, zu dem passend, dass das Buch ein goldfarbenes Lesebändchen erhielt. Das Inhaltsverzeichnis findet man gleich zu Beginn, die üblicherweise beigefügte Karte von Wilderland versteckt sich in den Anhängen auf Seite 411 – etwas prominenter platziert hätte sie mir besser gefallen, denn sie trägt zur besseren geographischen Orientierung bei. Alles in allem gibt es bei der Ausstattung nichts auszusetzen, außer den bereits weiter oben erwähnten zu kleinen Abbildungen der Buchcover. Fairerweise muss man aber sagen, dass ein größeres Format das Buch wohl um einiges dicker gemacht oder man vieles gar nicht erst in die Anmerkungen aufgenommen hätte, was sehr schade gewesen wäre. Irgendeine Form von Kompromiss muss man eben eingehen.


Fazit
Für jeden Tolkien-Fan, selbst wenn er sich nur wenig für die Hintergründe interessiert, ein Muss. Nun kann Der Hobbit ebenbürtig neben dem Herrn der Ringe stehen.


5 Sterne


Hinweise
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