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Jacqueline stellt ihre Koffer auf der bretonischen Insel Yeu bei ihrer 80jährigen Cousine Nane ab. Die Frauen haben sich seit 50 Jahren nicht gesehen und Welten trennen sie. Jacqueline zieht sich in eine Scheinwelt zurück. Doch Nane beschließt, sie wachzurütteln. Gleichzeitig beschließt der verlassene Ehemann Marcel, Jacqueline zu beweisen, dass er mit 76 noch Manns genug ist, einen Traum zu verwirklichen: die Loire im Alleingang stromabwärts zu schwimmen. Dabei macht er zahlreiche Bekanntschaften und begegnet auch sich selbst. Während Marcel gegen den Strom schwimmt, stellen sich die beiden alten Damen der Vergangenheit: Familiengeheimnisse, eine verpasste Jugendliebe, eine Engelmacherin kommen zum Vorschein ...

 

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Originaltitel: Notre Dame de l'Ile
Autor: Caroline Vermalle
Übersetzer: Karin Meddekis
Sprecher: Tobias Dutschke
Verlag: Radioropa
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-8368-0631-2
Spieldauer: 419 Minuten, 6 CDs und 1 MP3-CD; ungekürzte Fassung

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Die Grundidee der Handlung
Kurz nach ihrem 76. Geburtstag beschließt Jacqueline, ihr Leben neu zu beginnen. Sie verlässt Ehemann Marcel und zieht sich zu ihrer Cousine Nane auf eine kleine Insel zurück. Dort muss sie sich jedoch den Gespenstern ihrer Vergangenheit stellen. Denn Nane weckt längst verschüttet geglaubte Erinnerungen. Marcel seinerseits möchte sich mit dem Ende der Ehe nicht abfinden. Er hofft, Jacqueline seine Liebe beweisen zu können, indem er nicht nur die Loire hinunter schwimmt, sondern auch das Meer bis zur Insel durchschwimmt. Er kommt an die Grenzen seines Seins.

Caroline Vermalle stellt nicht zum ersten Mal unter Beweis, dass sie sich gut in ältere Menschen hinein versetzen kann. Allerdings vermag sie mit diesem Roman nicht an ihren wunderbaren Erstling anzuknüpfen. Ihre Idee, Jacqueline durch Insekten und Winde beobachten zu lassen, ist zwar nett gemeint, aber in der Umsetzung ist es eher befremdend, wenn nicht gar störend. Auf dieses Element hätte sie gut und gerne verzichten können. Denn ihre Protagonisten sind starke Figuren, ihre Geschichte unterhaltsam und überraschend und ihre Sprache überzeugend. Leider wirken sich jedoch gerade die überflüssigen Elemente auf das Hörbuch negativ aus, so dass das Ganze einen etwas schalen Beigeschmack bekommt.


Darstellung des Hörbuchs
Sprecher Tobias Dutschke ist ein Profi. Das kommt auch bei diesem Hörbuch wieder im besten Sinne zum Ausdruck. Mit Empathie und einem gewissen Schalk in der Stimme erzählt er Jacquelines Geschichte. Allerdings vermag auch Dutschke den Part mit den erzählenden Insekten und Winden nicht auszumerzen. Da er hier kaum mit seiner Stimme variert - wozu er zweifellos in der Lage wäre, gelingt es ihm an anderer Stelle doch ausgezeichnet - kommt die Geschichte jedes Mal ins Stocken, sobald die erzählenden Insekten auftreten. Das ist sehr bedauerlich. Lebendig und überzeugend liest Dutschke jedoch die Geschichte an sich, was den Hörgenuss doch deutlich hebt. Seiner ausdrucksstarken Lesung ist es auch zu verdanken, dass die Spannung bis zum Schluss erhalten bleibt und die verschiedenen Überraschungen, die den Hörer erwarten, auch gut zur Geltung kommen.

Auf musikalische Untermalung oder Gestaltung hat der Verlag bei diesem Hörbuch vollständig verzichtet. Einige bretonische Weisen wären auf jeden Fall eine Bereicherung gewesen. Aber das Fehlen der Musik wirkt sich auf den Hörgenuss grundsätzlich nicht besonders stark aus.


Aufmachung des Hörbuchs
Sehr großzügig zeigt sich der Verlag bei der Präsentation des Hörbuchs. Nebst der Audio-Version wird dem Kunden gleich eine MP3-Version mitgeliefert, was dem Kunden die freie Wahl lässt, welches Format er bevorzugt. Die beiden Versionen sind getrennt voneinander in einer handelsüblichen Jewel-Box zu haben, auf ein umfangreiches Booklet muss der Kunde aber verzichten. Dies fällt jedoch nicht wirklich ins Gewicht, finden sich doch alle relevanten Angaben auf dem hübsch umgesetzen Cover.


Fazit
Wer "Denn das Glück ist eine Reise" der Autorin kennt, dürfte von ihrem zweiten Roman etwas enttäuscht sein. Sie kann nicht an die wunderbare Erzählung anknüpfen. Wer sich aber ganz auf den neuen Roman einlassen kann, dürfte nicht nur ein aussergewöhnliches Werk in Händen haben, sondern auch eines, das mehrere Überraschungen bereit hält. Auf jeden Fall aber gelingt es der Autorin erneut, dem Alter ein Gesicht zu geben und Mut zu machen, seine Wünsche auch dann noch auszuleben, wenn die 70 überschritten sind.


3 5 Sterne


Hinweise
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