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Wien 1913: Lysander Rief, ein aufstrebender junger Schauspieler, lernt in der Praxis seines Psychoanalytikers die betörende Hetti Bull kennen und ist ihr sofort verfallen. Hetti öffnet ihm die Türen zum ausschweifenden Wiener Künstlerleben und spielt mit ihm ein undurchschaubares Spiel aus Verführung und Verrat, das ihn schließlich zur Flucht nach London und in die Arme britischer Agenten treibt.

 

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Originaltitel: Waiting for sunrise
Autor: William Boyd
Übersetzer: Patricia Klobusiczky
Sprecher: Heikko Deutschmann
Verlag: D>A<V
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-86231-181-1
Spieldauer: 456 Minuten, 6 CDs; gekürzte Fassung


Die Grundidee der Handlung
Lysander Rief will sich in Wien von einem bekannten Psychoanalytiker wegen einer sexuellen Störung helfen lassen. In der Praxis des Arztes trifft er auf eine junge Frau, die ihn durch ihre unverfrorene Art gleichermaßen provoziert wie auch fasziniert. Er geht mit ihr ein Verhältnis ein, obwohl sie gebunden ist. Dies führt nach einigen Wirren dazu, dass er mithilfe der englischen Botschaftsmitarbeiter aus Wien flüchten muss, um nicht eine mehrjährige Gefängnisstrafe in Kauf nehmen zu müssen. Den Botschaftsmitarbeitern auf diese Weise verbunden, kann Lysander nicht ablehnen, als sie ihn um eine Spionagetätigkeit bitten. In Genf soll er sich mit einem Agenten treffen, der ihm Informationen zu einem Maulwurf im Kriegsministerium beschaffen soll. Der Einsatz kostet Lysander fast das Leben. Kaum genesen, wird ihm erneut eine gefährliche Aufgabe übertragen. Der junge Mann soll den Maulwurf nun vor Ort ausfindig machen. Nicht alle wollen aber, dass er den Verräter aufdeckt.

Es braucht zunächst eine ganze Weile, um sich mit Boyds Roman anzufreunden. Das Ausbreiten der sexuellen Anomalie von Lysander Rief ist ein langweiliger und nicht gerade viel versprechender Einstieg in die Geschichte. Ist diese Phase aber erst mal bewältigt, öffnet sich der Thriller wie ein Fächer. Er hält alles bereit, was mach sich von einem Thriller wünschen kann: Ein ansprechender Plot mit viel Atmosphäre, Spannungselemente, überraschende Wendungen und gar ein großes Maß an jüngerer Historie. Das alles verarbeite William Boyd zu einem überzeugenden Roman, bei dem sowohl die Protagonisten als auch der Plot gut ausgearbeitet sind.


Darstellung des Hörbuchs
Heikko Deutschmann ist eine gute Besetzung für die Umsetzung dieses Hörbuchs. Er liest den Thriller mit einer humorvollen Note in der Stimme, was aber so dezent bleibt, dass der Hörer nie das Gefühl bekommt, die Geschichte würde nicht genügend ernst genommen. Da der Roman einerseits in tagebuchartige Sequenzen und andererseits in Erzählungen aus Sicht eines Aussenstehenden eingeteilt ist, stellt die Vertonung für den Sprecher eine große Herausforderung dar. Er meistert sie ganz gut, versteht es, durch Variationen seines Lesetempos und der Stimme die Charaktere heraus zu arbeiten. Gut gelingt Deutschmann die unterschiedliche Betonung, die dem ganzen einen exotischen Reiz verleiht. Trotz allem bleibt der Roman verhältnismässig trocken in der Umsetzung, das dürfte am eher schwierigen Stoff der Kriegsjahre liegen. Und daran, dass keinerlei musikalische Elemente eingebaut sind, was sich allerdings nicht störend auswirkt.


Aufmachung des Hörbuchs
Abgegeben wird das Hörbuch in einem recht unhandlichen, allerdings handelsüblichen Case mit instabiliem Kartondeckel und zwei aufklappbaren Plastikhüllen, die je drei CDs fassen. Auf ein Begleitbuch wurde vollständig verzichtet, die notwendigen Angaben finden sich auf der Innenseite der Hülle. Allerdings ist es notwendig, einen Teil der CDs herauszunehmen, um zu den Informationen zu gelangen. Die Verpackung bietet den CDs leider wenig Schutz, sie fällt schnell auseinander und auch die CDs lösen sich teilweise sehr leicht von der Halterung und können angesichts der offen gehaltenen Hülle auch leicht verloren gehen. Hier ist dem Hörer zu empfehlen, die Hülle mit einem Gummiband zu stabilisieren und die CDs auf diese Weise zu schützen.


Fazit
Abgesehen vom etwas drögen Einstieg in das Hörbuch wird dem Hörer in "Eine große Zeit" viel geboten. William Boyd kann Atmosphäre schaffen und hervorragend erzählen, Heikko Deutschmann setzt das Ganze absolut überzeugend in ein Hörbuch um. Wer historische Thriller mag, kann hier gut zugreifen, muss sich aber bewusst sein, dass hier das Gewicht eher auf der dichten und raffinierten Spionagegeschichte liegt denn auf blutrünstigen Szenen.


4 5 Sterne


Hinweise
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