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„Ach Sancho, es ist doch immer dasselbe: Sobald sie dir dein Manuskript zurückgeschickt haben, schließt du dich hier ein suchst Trost bei Hammett und Chandler.“
1945. Ein kleiner Ort im Baskenland. Gerade will Sancho Bordaberri seinen letzten Krimiversuch im Meer versenken, als sein Blick auf einen Felsen fällt, den Schauplatz eines tödlichen Verbrechens, das nie aufgeklärt wurde. Der junge Buchhändler hat einen Geistesblitz: Getreu dem Vorbild seiner fiktionalen Helden wird er den alten Mordfall selbst lösen. Realistischer kann sein nächster Hardboiled-Krimi wirklich nicht werden ...

 

Nur ein Toter mehr 

Originaltitel: Sólo un muerto más
Autor: Ramiro Pinilla
Übersetzer: Stefanie Gerhold
Verlag: dtv
Erschienen: 01. Mai 2012
ISBN: 978-3-423-24911-9
Seitenzahl: 288 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Sancho Bordaberri ist Buchhändler. Nebenbei versucht er sich aber auch als Krimi-Autor. Dieses Genre hat es ihm einfach angetan, Hammett und Chandler sind seine großen Vorbilder. Doch bisher wurde jedes seiner Manuskripte vom Verlag abgelehnt. Eigentlich hatte Sancho bereits beschlossen, das Schreiben an den Nagel zu hängen, als ihm wie von selbst eine Story zufliegt. Ein Mord, der vor zehn Jahren in dem kleinen Ort im Baskenland verübt wurde, ist bis heute nicht aufgeklärt worden. Sancho geht der Sache nach und schlüpft selber in die Rolle des Privatermittlers Samuel Esparta, der in seinen Büchern die Hauptrolle spielt.

Es ist weithin bekannt, dass das Leben selbst immer noch die besten Geschichten schreibt. Das merkt auch Sancho, weshalb er sich eine reale Begebenheit für seinen neuen Plot sucht. Die Schwierigkeit ist nur, die Grenze zu finden, wo Wahrheit aufhört und Fiktion beginnt.


Stil und Sprache
Ramiro Pinilla lässt seinen Protagonisten seine Geschichte selber erzählen. Mal ist er Sancho der Buchhändler und mal Samuel, der Privatdetektiv. Obwohl es keine konkreten Hinweise gibt, ist der Wechsel gut sichtbar, so dass man immer weiß, wer gerade die vorliegenden Situationen durchlebt. Das Geschehen ereignet sich zwar schon 1945, dennoch hat man nicht das Gefühl, allzu weit in der Zeit zurückzureisen. Sicherlich, im Vergleich zu manch anderen Geschichten ist es auch wirklich nur ein Katzensprung, dennoch war diese Zeit eine völlig andere als heutzutage. Der Unterschied wird zwar deutlich, es ist aber dennoch so, dass man das Gefühl hat, diese Jahre selber noch erlebt zu haben.
Der flüssige Erzählstil trägt dazu bei, dass man vollkommen in das Geschehen eintauchen und sich einfach treiben lassen kann. Es fällt leicht, Samuels Ermittlungen zu folgen, fast so als würde man ihm dabei helfen. Spannung ist vorhanden, allerdings nicht in einem solch hohen Maße wie bei manch anderen Büchern. Man merkt schnell, dass es sich um einen etwas gediegeneren Kriminalroman handelt, der nicht darauf aus ist, soviel Blut wie möglich zu vergießen. Brutalität wird nicht gänzlich ausgeschlossen, jedoch im Rahmen gehalten, so dass es nicht einzig um Mord und Totschlag geht. Dann wäre die ganze Atmosphäre hinüber. Vielmehr werden hier auch andere Aspekte deutlich hervorgehoben, wie die handelnden Figuren oder auch die Umgebung, in der sich das Ganze abspielt.


Figuren
Sancho Bordaberri und Samuel Esparta sind gleichzeitig eine Person und dann doch wieder zwei verschiedene. Der Buchhändler Sancho scheint in seiner neuen Rolle als Privatermittler regelrecht aufzublühen. Er kleidet sich für diesen Zweck nicht nur anders, auch sein gesamtes Auftreten verändert sich. Zunächst mag diese Konstellation sich ein wenig wirr anhören, man muss auch tatsächlich erst einmal richtig begreifen, was Sache ist, doch das ist schnell geschehen. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, einen Mord, der vor zehn Jahren verübt wurde, endlich aufzuklären. Dabei sind seine Ermittlungen allesamt Recherchen für sein neues Buch, das auf dieser wahren Begebenheit beruhen soll. Sancho / Samuel merkt allerdings nicht gleich, dass er ziemlich viel Staub aufwirbelt, von dem einige Menschen gehofft haben, dass er sich inzwischen gelegt hätte.Der Hauptdarsteller ist ein leicht tollpatschiger, aber dennoch liebenswerter Charakter. Dadurch, dass er die Geschichte selber erzählt, nimmt er den Leser an die Hand und führt ihn durch das Geschehen, dementsprechend näher verbunden ist man ihm.

Auch die anderen Charaktere werden sehr gut dargestellt. Auf Grund der Befragungen, die Samuel durchführt, erfährt man vieles über die agierenden Personen, so dass sich von ganz alleine ein gutes Bild ergibt. Einfache Beschreibungen sind daher hier überhaupt nicht nötig, was sich zum einen positiv auf die Darstellung der Figuren auswirkt, andererseits aber auch dazu beiträgt, dass sich keine Längen ergeben.


Aufmachung des Buches
„Nur ein Toter mehr“ ist als Klappenbroschur bei dtv erschienen. Das beinahe durchgehend grünliche Cover zieht sofort die Blicke auf sich. Im unteren Bereich sitzt ein schwarzer Rabe auf einem aufgeschlagenen Buch, vermutlich ein Manuskript von Sancho. Am Himmel braut sich ein richtiges Unwetter zusammen, das nur darauf wartet endlich loszulegen. Schlicht und dennoch aussagekräftig, gut gewählt.


Fazit
Einen Buchhändler, der zu seiner eigenen fiktiven Figur wird, hat man so noch nicht gesehen. Ein guter und interessanter Krimi, der sich lohnt.


4 Sterne


Hinweise
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