Smaller Default Larger

Stockholm 1880: Bei einer Opernaufführung begegnet Beatrice Löwenström Seth Hammerstaal, Stockholms begehrtestem Junggesellen. Mit ihrem flammend roten Haar entspricht die 17-jährige Beatrice nicht dem Schönheitsideal, doch Seth ist ganz verzaubert von dem eigensinnigen Mädchen, und auch Beatrice kann sich dem Charme des notorischen Frauenhelden nicht entziehen. Aber bald wird sie feststellen müssen, dass die Weichen für ihre Zukunft bereits gestellt sind – und sie führen weder zu Freiheit noch zu Glück und schon gar nicht zu Seth …

 

Ein ungezaehmtes Maedchen 

Originaltitel: Överenskommelser
Autor: Simona Ahrnstedt
Übersetzer: Wibke Kuhn
Verlag: Wunderlich
Erschienen: 20. Juli 2012
ISBN: 978-3805250283
Seitenzahl: 578 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Schon wer den Umschlagtext des Buches liest (in dem der wesentliche Inhalt zusammengefasst ist), weiß, dass es sich hier um eine Liebesgeschichte handelt und man muss auch festhalten, dass es ein reiner Liebesroman in historischer Gewandung ist und mit einem historischen Roman im eigentlichen Sinne nichts zu tun hat. Aber ein Liebesroman muss nicht immer in „Groschenromanniveau“ verfasst sein und ein guter Autor, der die gängigen Klischees vermeidet, kann aus einer banalen Liebesgeschichte einen zauberhaften und eindringlichen Roman schaffen.
Simona Ahrnstedts Bemühungen, einen qualitativ hochwertigen Liebesroman zu schreiben, sind zweifelsfrei spürbar, aber leider ist ihr die Umsetzung nur bedingt gelungen.


Stil und Sprache
Die Autorin stellt den Leser in teilnehmende Position, der als Beobachter fungiert und auch Einblick in die Gedankenwelt seiner beiden Protagonisten erhält. So ist der Leser den Figuren immer einen Schritt voraus, weiß um das Geschehen und kennt ihre Gedanken und Gefühle. Sprachlich leicht, aber auch ungeschliffen, erlaubt Ahrnstedt durch die lockere Erzählweise ein schnelles Eintauchen in die Geschichte und ein flüssiges, spannendes Vorankommen, sodass die fast 600 Seiten wie nichts gelesen sind.

Dass das Buch Ende des 19. Jahrhunderts spielt, macht sich nur durch die strenge gesellschaftliche Hierarchie bemerkbar, in der die Meinung einer Frau noch nichts zählt und sie sich dem Mann unterzuordnen hat. Dies ist aber so ziemlich das einzige - bis auf die Kutschen und die Kleidung - was darauf hinweist, dass man sich in der Vergangenheit befindet. Die Geschichte selbst könnte ebenso in London wie auch in Wien spielen, denn historische Hintergründe, wie politisches Geschehen oder technische Errungenschaften, finden kaum bis gar keine Erwähnung.
Es ist die gesellschaftlich patriarchische Struktur, auf der die Liebesgeschichte von Beatrice und Seth basiert. Beatrices Onkel und Vormund kann die junge Frau nicht leiden und verschachert sie regelrecht, um für sich einen Vorteil daraus zu ziehen. Aber Beatrice und Seth lieben sich und können doch nicht zueinander finden, wenn ein Skandal vermieden werden soll. Kommt einem bekannt vor? Schon irgendwo in einem anderen Buch gelesen? Für wahr, es ist nicht von der Hand zu weisen, dass Ahrnstedt sich eines sehr gängigen Musters bedient hat und auch noch mit allerlei Klischees aufwartet, denn auch die Guten sind von den Bösen natürlich schnell zu unterscheiden und es gibt auch allerlei Missverständnisse zwischen den Liebenden.

Was sich hier nun vielleicht etwas zynisch liest, hört sich aber schlimmer an als es ist. Ist man gegenüber dem einen oder anderen Klischee nicht allzu empfindlich und sieht darüber hinweg, muss man der Autorin zugestehen, dass sie es versteht, dem Leser kurzweilige Stunden zu bescheren und ihn in eine bezaubernde, aber nicht immer heitere Geschichte zu entführen. Wenngleich keine großartigen oder überraschenden Wendungen auftreten, so muss das junge Paar doch einiges durchstehen, sodass eine Fülle von Ereignissen vorkommt und keine Längen auftreten. Ob die sprachlichen Schwächen rein der Autorin anzulasten sind oder ob vielleicht ein Teil auch an der Übersetzung liegt, lässt sich natürlich nicht sagen.


Figuren
Arme Protagonistin, die ihrem Verwandten dankbar für die Fürsorge sein muss ... Natürlich ist die junge Frau auch sehr außergewöhnlich, zwar nicht schön im klassischen Stil, aber sehr attraktiv, anziehend und intelligent. Dann ist da noch ein unabhängiger, toll aussehender, heiß begehrter und reicher Junggeselle, der sich in die hübsche Frau verliebt. Aber sie finden nicht zueinander, weil der böse Onkel die Heirat verhindert und so irren sie - jeder für sich alleine leidend - durch die Geschichte. Bis zum fulminanten Schluss.
Es ist eine sehr leicht Geschichte und wer zu diesem Roman greift, wird sich kaum vielschichtige Figuren und ebensolche Charaktere erwarten – die gibt es nämlich nicht. Es sind die Guten auf der einen Seite, - die, die der jungen Protagonistin Beatrice und dem attraktiven Gegenpart Seth nur wohlwollend gegenüberstehen -, und die Bösen auf der anderen Seite die, wie Beatrice' Onkel und der alte, widerliche Graf Rosenschöld, eine Heirat des Paares zu verhindern wissen. Die meiste Zeit begleitet man zwei unglückliche Menschen und bangt mit ihnen, wann sie sich nun doch endlich bekommen.

Es gibt nur schwarz/weiß gemalte Darsteller, egal, ob Haupt- oder Nebenfiguren, Zwischentöne existieren nicht. Sympathisch oder nicht, gute oder böse, ehrliche oder unaufrichtige, anziehende oder widerliche – scharfkantig geschnittene Charaktere dominieren das Geschehen. Zwar kann man so manche Handlung der beiden Protagonisten nicht ganz nachvollziehen, aber der Unterhaltung tut dies keinen Abbruch. Allerdings muss man eines der Autorin lassen: wenn ihrer Protagonistin Gefahr droht, so kommt nicht stets der mutige Ritter auf dem weißen Ross daher, um sie zu retten, sondern sie muss die eine oder andere schlimme Szene auch durchstehen.


Aufmachung des Buches
Ein netter Liebesroman in schöner und gelungener Aufmachung. Keine billige Broschur, sondern eine geschmackvolle Hardcoverausgabe, deren Schutzumschlag ansprechend und vor allem zum Inhalt passend gestaltet ist. Der Ausschnitt aus dem Gemälde „Butterlies“, das die vordere Seite des Covers ziert, malte der 1976 geborene russische Künstler Dimitry Lisichenko im Stil des Impressionismus. Das Motiv könnte ohne weiteres ein Porträt der Protagonistin sein, und wenn man im Buch erfährt, wie gut dieser Figur die Bilder der damals noch relativ jungen Stilrichtung des Impressionismus' gefallen, so muss man dem Gestalter des Layouts zu seiner Wahl gratulieren.

Unzählige Kapitel führen durch die Geschichte, die alle mit Monat, Jahreszahl und Ort veresehen sind. Zum Schluss findet die Autorin noch Dankesworte an jede Menge Menschen, die sie beim Schreiben unterstützt haben.


Fazit
Wer gerne Liebesromane verschlingt, kommt mit diesem Buch voll auf seine Kosten. Freunde des historischen Genres werden vergeblich nach historischen Begebenheiten suchen und wenig Authentisches im Buch finden. Lebendig und flott erzählt, beschert einem die Autorin kurzweilige und romantische Stunden. Ist man nicht allzu anspruchsvoll, kann man mit den beiden Protagonisten mitfiebern, mitleiden und sich auch mit ihnen freuen. Ein unterhaltsamer Liebesroman, der aber dem von der Autorin vorangestellten Motto von Jane Austens "Stolz und Vorurteil" nur im Gedanken nahe kommt.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo