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Erin blickte sie unverwandt an - mit diesem Blick, bei dem Magelis Hirn den Dienst versagte.
"Wir sind uns so ähnlich", sagte er. "Und doch so verschieden. Als lebten wir in zwei getrennten Welten. Ich in der Welt der Elfen und du in der Welt der ..."
"Menschen", beendete sie den Satz für ihn.
"Menschen", bestätigte er, als sei das für ihn ebenso verrückt wie für sie die Vorstellung von einem Elfenreich. "Das verlorene Land", murmelte er so leise vor sich hin, dass Mageli nicht sicher war, ob sie es überhaupt hören sollte.

 

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Autor: Katrin Lankers
Verlag: arsEdition
Erschienen: Januar 2012
ISBN: 978-3-7607-7980-5
Seitenzahl: 438 Seiten


Die Grundidee der Handlung
Auf den ersten Blick wirkt Mageli Meyer wie eine ganz normale Jugendliche. In der Schule steht sie jedoch stets im Abseits und auch in der Familie fehlt die innere Verbundenheit. Ihr Vater ist selten zu Hause, ihre kleineren Brüder nerven und mit ihrer Mutter steht sie auf Kriegsfuß. Sie gehört einfach nicht dazu, als sei sie ein vertauschtes Kind. Einzig ihrer besten Freundin Rosann kann sie sich anvertrauen. So berichtet Mageli ihr selbstverständlich auch von der nächtlichen Begegnung mit Erin, dem Jungen mit den Zauberaugen. Während Rosann Zweifel hegt und vielmehr an einen Traum glaubt, hält Mageli an dem unsichtbaren Band zwischen dem geheimnisvollen Fremden und ihr fest, dieses Gefühl, einander schon ewig zu kennen. Es soll nicht bei einem Treffen bleiben ...
Erin erzählt ihr vom Elfenreich. Er selbst sei der Sohn des Elfenkönigs Livian, dem Herrscher über das Dunkle Reich. Sein Steckenpferd sind Kampftechniken, magische Künste liegen ihm hingegen weniger. Mageli schwirrt der Kopf! Bindet ihr Erin einen großen Bären auf oder sollten Licht- und Dunkelelfen wahrhaftig existieren? Als Erin plötzlich fernbleibt und stattdessen um Hilfe bittet, zögert Mageli nicht, die Grenzen zwischen den Welten zu kreuzen.

Die Idee zweier getrennter Welten zwischen Traum und Realität zieht den Leser zweifelsohne in ihren Bann. Katrin Lankers findet ein gutes Mittelmaß und überzeugt mit einem ausgewogenen, flotten Erzählstil.


Stil und Sprache
"Elfenblick" beginnt nach einer persönlichen Widmung der Autorin mit einem Zitat aus William Shakespeares Romeo und Julia, das gleichwohl Bezug auf den Inhalt des Romans zu nehmen scheint. Der anschließende Prolog gibt geheimnisvolle Hinweise auf ein schicksalhaftes Orakel und ein besonderes Kind. Derart in gespannte Erwartung versetzt, folgt der Leser einer verzwickten Geschichte zwischen Magie und Wirklichkeit, Liebe und Leid. Zwanzig Kapitel führen in dritter Person Singular aus Sicht der weiblichen Hauptfigur durchs Geschehen. Ab und an gewährt Katrin Lankers zusätzliche Einblicke in parallele Vorkommnisse, die auf drohendes Unheil verweisen. Bevor es jedoch zum großen Showdown kommt, lässt es sich die Autorin nicht nehmen, in aller Ruhe auf Umstände und Kulisse einzugehen. Sie verfolgt Magelis Alltag in der Schule, Begegnungen in der Nachbarschaft und das familiäre Miteinander. Die Gestaltung der Schauplätze erhält dabei ebenso viel Aufmerksamkeit wie Gedanken, Äußerungen und Handlungen des Teenagers. Interessant ist der Ansatz über Magelis Recherche, ob sie gegebenenfalls vertauscht wurde. Viele Andeutungen und ihr Aussehen verraten allerdings schon früh die Zusammenhänge. Doch trotz der Vorhersehbarkeit der Hintergründe gelingt es Katrin Lankers, eine fesselnde Geschichte zu konstruieren. Mit Erins Erscheinen ruft sie typisches Romantik-Repertoire ab: Gutaussehender junger Mann erweist sich als Held und bewirkt zudem deutliches Kribbeln bei der weiblichen Hauptfigur. Der Unterhaltung tut dies jedoch keinen Abbruch. Mit dem Wechsel ins Elfenreich wird die Erzählung zunehmend phantastisch. Die Ausgestaltung der Elfenstadt Enigmala ist wahrlich gut gelungen. Die Ereignisse spitzen sich schließlich zu und der Leser teilt Angst und Hoffnung. Die Sprache ist modern und einfach, genau auf die Zielgruppe des Romans ab zwölf Jahren zugeschnitten.


Figuren
Im Mittelpunkt des Geschehens steht die sechzehnjährige Margarethe-Elisabeth, kurz Mageli, ein blasses Mädchen mit weißblonden, taillenlangen Haaren und auffallend spitzen Ohren. Sie wohnt mit ihren Eltern Jost und Linda Meyer, ihren kleinen Brüdern Junior, Theo und Paul, sowie Kater Felix alias Shakespeare in einer beschaulichen Nachbarschaft Niederbachems. Ihre beste Freundin Rosann aus Oberbachem fällt mit feuerroten Haaren, schwarzen Klamotten und Piercings auf. Beide werden nicht selten von ihren Mitschülern Marc, Ben, Melanie und Jessica getrietzt. Im Gegensatz zur eher schüchternen Mageli, weiß sich Rosann jedoch schlagfertig zur Wehr zu setzen. Weit angenehmer verläuft Magelis Aufeinandertreffen mit Erin. Auch er hat helle Haut, kinnlange, schwarz-braune Haare und ein markantes Kinn mit charmantem Grübchen. Am auffälligsten aber sind seine verschiedenfarbigen Augen, eines blaugrau wie die stürmische See, das andere in warmem Tiefbraun.
Nicht nur Mutter Linda ist dem Teenager ein Dorn im Auge, zudem schafft Katrin Lankers mit dem Schattenfürsten Ferocius einen ernst zu nehmenden Gegner. Im Elfenreich stehen Mageli mutige Freunde zur Seite. Hier ist insbesondere Ondulas zu nennen. Hätte die Sechzehnjährige ihr Herz nicht bereits an Erin verloren, wäre er ein würdiger Konkurrent für den Elfenprinzen.

Insgesamt gestalten sich die Charaktere in "Elfenblick" abwechslungsreich. Die Autorin ist sehr darauf bedacht, ihnen Leben einzuhauchen. Nicht nur die Hauptfiguren bleiben in Erinnerung, auch Nebenfiguren haben ihre großen Momente.


Aufmachung des Buches
"Elfenblick" erscheint in gebundener Form mit Schutzumschlag und Lesebändchen bei arsEdition. Das Cover ist ein phänomenaler Blickfang! Das Motiv zeigt ein weibliches Antlitz hinter allerlei floralen Elementen. Das herausstechende Merkmal ist ein wunderschönes, leuchtendes türkisblaues Auge, umrahmt von silbernen und schwarzen Lidschatten. Die Farben wirken insgesamt herrlich frisch. Vorherrschend sind Weiß und Mintgrün, leicht schimmernd oder mit deutlichem metallischem Glanz.
Auf der Rückseite führt ein Textauszug aus dem Roman ans Thema heran und macht neugierig auf mehr. Die Innenklappen bieten Informationen zur Autorin und dem Buchinhalt im Allgemeinen.


Fazit
"Elfenblick" ist Märchen und Abenteuer zugleich. Mit vielen bildhaften Umschreibungen fängt Katrin Lankers das Interesse des Lesers, lockt mit Romantik, Spannung und Phantasie. Nicht unvorhersehbar, dennoch unterhaltsam, eignet sich die Geschichte für jung und alt. Das Cover ist noch dazu ganz klar ein Eyecatcher, der sich gut im heimischen Bücherregal macht!


4 Sterne


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