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Kategorie: Liebes-, Frauen- und Erotikromane

»Aber du schlägst mich trotzdem«, flüstere ich, »auch wenn ich tue, was du sagst.« - »Ja«, sagt er. »Weil du mich gern schlägst«, flüstere ich. »Ja«, sagt er, »ich sehe gern zu, wie du zusammenzuckst, und ich halt dich gern fest, und ich hör dich gerne betteln. Ich liebe die Laute, wenn du nicht mehr still sein kannst, wenn du dich nicht mehr beherrschen kannst. Ich liebe es, einen blauen Flecken an dir zu sehen und zu wissen, woher er stammt, Striemen auf deinem Arsch.«

Die meisten Abende war ich mit Handschellen an der Couch angebunden, oder am Tisch davor, in seiner Reichweite, zu seinen Füßen. Von dem Augenblick an, an dem ich die Tür seiner Wohnung hinter mir zumachte, hatte ich keine Wahl mehr, war ich hilflos, abhängig, ganz umsorgt. Niemand erwartete Entscheidungen von mir, ich trug keine Verantwortung.

Ich liebte das. Ich liebte das, ich liebte das, ich liebte das, ich liebte das.


  Autor: Elizabeth McNeill
Verlag: Marterpfahl Verlag
Erschienen: 1999
ISBN: 3-980-61041-1
Seitenzahl: 160 Seiten 


Die Grundidee der Handlung
Der erste Teil des Buches besteht aus verschiedenen Bemerkungen zu dem Buch. Zum Beispiel findet sich die Entscheidung der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Schriften hier wieder und erklärt, warum das Buch verboten war. Außerdem gibt es ein paar Denkanstöße in Form von Zitaten, die auch sehr interessant in Bezug auf die Lektüre sind.
Im zweiten Teil des Buches ist die eigentliche Geschichte abgedruckt. Das Buch handelt von einer einzigartigen Liebesbeziehung, wie es sie vorher noch nicht gegeben hat. Erotik hat heutzutage viele Facetten, zart und hart, sinnlich und ungestüm. Doch hier ist Gehorsam und Unterwerfung, die Lust überhaupt ist ganz neu definiert. Die beiden Protagonisten lernen sich auf einem Trödelmarkt kennen und mit ihren ersten Liebesnächten wird die Beziehung immer tiefer. Was er von ihr verlangt ist einfach: Alles oder nichts, keine Grauzonen. Sie gibt sich ihm vollkommen hin: Er übernimmt alle Entscheidungen für sie, füttert sie, zieht sie an, schminkt sie, wäscht sie, blättert ihr sogar die Seite ihrer Buches um. Sie ist vollkommen passiv und er kann über sie verfügen wie er will. Sobald sie in seine Wohnung tritt, fällt alle Verantwortung von ihr ab und sie kann sich fallen lassen. Es ist ein völlig neues Gefühl für sie, sie erlebt die Lust in neuen Höhen, und sie liebt es. Er verlangt von ihr Gehorsam und bei der ersten Weigerung packt er ihre Koffer und schickt sie nach Hause. Sie ist süchtig – und lässt alles mit sich geschehen. Aber sie verliert sich in diesem Spiel immer mehr selbst. Es fängt eigentlich ganz harmlos an. Er verbindet ihr die Augen, dann bindet er sie fest und schließlich schlägt er sie. Doch mit der Zeit wird es schlimmer. Er zwingt sie zu stehlen, einen Mann zu überfallen. Am Ende schließlich wird es zu viel für sie und sie bricht zusammen.


Stil und Sprache
In dem Buch geht es um tiefe und starke Emotionen – und im Widerspruch dazu steht der Stil der Autorin. Das ganze Buch ist kühl und distanziert beschrieben, fast sachlich. Kurz, direkt und emotionslos beschreibt die Autorin die Beziehung der Protagonisten. Das wirkt sehr abstrakt und man kann sich nicht in das Geschehen hineinversetzten, geschweige denn es miterleben. Man betrachtet es von außen, wie durch ein dickes Glas und aus weiter Ferne. Das ist sehr schade, denn bei erotischen Büchern oder auch Liebesromanen geht es nun mal gerade um Gefühle.

McNeill beschreibt unwichtige Details oft viel zu genau und weitschweifig. Die interessanten Stellen hingegen reißt sie nur an und geht kaum darauf ein. Überhaupt ist die Geschichte eher sprunghaft erzählt, sodass man der Handlung kaum folgen kann. Sind wir noch in der gleichen Szene oder schon ein paar Tage weiter? Wovon erzählt sie jetzt schon wieder? Ist sie jetzt bei ihm eingezogen oder nicht? Viele Fragen stellen sich dem Leser während des Lesens, die unzureichend beantwortet werden – wenn überhaupt.
Von einer Spannungskurve kann kaum die Rede sein, nicht mal am Ende bei ihrem Zusammenbruch hat sich die Handlung oder die Spannung zugespitzt. Und trotzdem kann man das Buch nicht aus der Hand legen, weil es ein sehr pikantes und besonderes Thema ist und so unsere Aufmerksamkeit doch auf sich zieht.


Figuren
Sie ist eine junge und selbstbewusste Frau. Sie ist erfolgreich in ihrem Job, aber sie sehnt sich nach völliger Hingabe und Passivität. Sie kann mit ihm über alles reden und diskutieren, nur entscheiden darf sie nicht. Während dem Buch auf einer Doppelseite beschrieben wird, was er für sie tut, lässt sich alles, was sie tut, in einem Wort zusammenfassen: Nichts.
Er ist auch ein sehr erfolgreicher Mann und verdient viel Geld. Er kann sich alles leisten: Er wäscht nie, wirft Socken und Unterwäsche nach dem Tragen einfach weg. Er trägt immer denselben Anzug in verschiedenen Farben und auch wenn dieser leichte Abnutzung zeigt, wird er weggeworfen. Er verlangt ihre Hingabe und ihre Passivität, aber er kümmert sich im Gegenzug hingebungsvoll um sie. Mit viel Liebe kämmt er ihre Haare, schminkt sie, kocht für sie und füttert sie. Er macht einfach ALLES. Doch sobald sie einen kleinen Widerstand zeigt, schickt er sie fort. Für ihn gibt es nur Schwarz und Weiß.

Zu den Figuren hat man keinen Zugang. Man hat weder Namen, Aussehen oder Gefühle und Gedanken. Man bekommt kein Bild von den beiden Personen, um die es in der ganzen Geschichte geht, da sie nie richtig beschrieben werden. Dadurch und durch diese völlig intensive Beziehung der beiden, ist das Ganze einfach unvorstellbar. Man kann kein Verständnis für sie finden oder sich in die Figuren hineinversetzen. Das ist wirklich sehr schade.


Aufmachung des Buches
Das „Taschenbuch“, oder eher Heft, hat ein sehr unkomfortables Format. Es ist länger und breiter als normale Taschenbücher und sticht so aus jedem Bücherregal unangenehm hervor. Das Cover ist ein schlichter, weißer Hintergrund. Am linken Bildrand sind Autor und Titel aufgeführt. Am rechten Rand ist ein Bild von einer Frau in einem roten Kleid und Handschellen. Das rot zieht die Aufmerksamkeit des Betrachters auf sich. Insgesamt passt das Cover sehr gut zu dem distanzierten Erzählstil der Autorin.


Fazit
Was man dem Buch lassen muss: Es ist eine interessante Geschichte. Es ist eine völlig neue Art einer Beziehung, die sich in diesem Buch erkunden lässt. Die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird, regt zum Nachdenken an, da es einen Bruch zwischen Sprache und Thema gibt. Das Buch sollte Gefühle und Empfindungen vermitteln, aber es ist nichts weiter als eine Dokumentation. Und dazu noch eine sehr lückenhafte.
Für eine erotische Geschichte ist das Buch allerdings nicht erotisch genug. Es hat mich einfach nicht gefesselt oder auf irgendeine Art angeregt. Dafür, dass es ein Klassiker sein soll, war ich enttäuscht.


3 Sterne


Hinweise
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