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Eine kühne Geschichte um Rache und Leid, angesiedelt im Europa des elften Jahrhunderts … Die nordischen Seemänner sind landauf, landab gefürchtet für ihre grausame Stärke!
Thorfinn ist der Sohn eines der größten Krieger, den die Wikinger je hatten, doch er muss mitansehen, wie sein geliebter Vater im Kampf gegen den Söldnerführer Askeladd stirbt. Auf Rache bedacht schließt er sich Askeladds Trupp an, um ihn eines Tages im Duell zu fordern und zu besiegen. Doch bevor es dazu kommt, wird er in den Krieg um die Krone Englands hineingezogen …

 

Vinland Saga 1  Originaltitel: VINLAND SAGA - volume 1
Autor: Makoto Yukimura
Übersetzer: Hirofumi Yamada
Illustration: Makoto Yukimura
Verlag: Carlsen Manga
Erschienen: 04/2012
ISBN: 978-3-551-75842-2
Seitenzahl: 224 Seiten
Altersgruppe: ab 16 Jahre (Verlagsempfehlung)


Die Grundidee der Handlung
Vinland Saga ist der Auftaktband zu einer Manga-Reihe um die starken und gefürchteten Krieger aus Skandinavien. Die Zusammenfassung der Buchrückseite greift über die Handlungen des ersten Teils hinaus, auch wenn in diesem Band bereits einige Aspekte – so z.B. der durch Askeladd verursachte Tod von Thorfinns Vater oder Thorfinns Hass auf den Söldnerführer – offensichtlich sind. Dennoch hätte die Inhaltsbeschreibung zunächst etwas knapper ausfallen dürfen. Ihr bleibt im Übrigen nichts hinzuzufügen, möchte man der Geschichte nicht vorweggreifen.

Während die erste Hälfte des Mangas auf die Zeit eingeht, in der Thorfinn ein fähiger Krieger ist, widmet sich die zweite Hälfte seiner Kindheit und dem Leben seines Vaters. Auch er ist – wenngleich ein liebender Papa – ähnlich verschlossen wie der erwachsene Thorfinn und nicht wenige Geheimnisse ranken sich um seinen Stand und seine Vergangenheit.

Makoto Yukimuras Geschichte ist nicht nur sehr spannend inszeniert, sondern begründet sich auch auf viele historische Fakten und Begebenheiten, so dass der Leser neben guter Unterhaltung auch gleich das Leben der berüchtigten Nordmänner kennenlernt. Zielgruppe dürften zwar vorrangig männliche Leser sein, aber auch für die weibliche Leserschaft wird hier einiges geboten.


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
In typisch japanischer Manga-Art liest sich Vinland Saga von hinten nach vorne sowie von rechts nach links und begrüßt den Leser zunächst mit mehreren Farbseiten, bevor es zu den schwarzweißen Zeichnungen übergeht. Die Story startet offen in einer Schlacht vor den Toren einer fränkischen Verteidigungsanlage. Das Getümmel der Krieger erscheint unübersichtlich, bietet dem Blick des Betrachters jedoch viele Details, die es zu erkunden gilt. Die Pfeilhagel und der Einsatz des Rammbocks vermitteln durch Speedlines das enorme Tempo der Ereignisse. Aber auch Zweikämpfe sind genauso dynamisch gezeichnet und reißen den Leser mit in das Geschehen.

Die Genauigkeit, mit der Makoto Yukimura den Manga gezeichnet hat, beeindruckt und begeistert ab den ersten Seiten. Sehr fein, mit unglaublich vielen Einzelheiten bringt er Figuren, Gebäude und Landschaften zu Papier. Die Charaktere haben überwiegend ein individuelles Aussehen erhalten und sind gut zu unterscheiden, nur bei einigen Statisten ähneln die Gesichtszüge sehr. Schatten und Grauflächen, die gelegentlich in die Gesichter eingefügt werden, unterstützen dabei, sie zu individualisieren. Der verschlossen wirkende Held dieser Geschichte, Thorfinn, ist trotz seines jungen Alters ein außergewöhnlicher Kämpfer, dazu wirkt sein wildes Äußeres attraktiv. Sehr niedlich ist er im zweiten Teil des Mangas als kleiner Junge mit großen Augen.

Die Kampfszenen sind blutig und brutal, entsprechen damit aber realistisch-historischen Begebenheiten – die Altersempfehlung des Verlags ab 16 Jahre ist gut gewählt. Deformierungen werden daher, passend zum ernsten Thema, zunächst weitestgehend vermieden, so trifft es vorerst nur Fürst Jabbaza. Froschartig und aufgedunsen, erinnert dieser Anführer eines der Frankenstämme an „Jabba the Hut“ aus Star Wars und sorgt für ein erstes Schmunzeln beim Leser. Doch er ist nicht die einzige Anspielung, die Yukimura in seinem Manga untergebracht hat, denn auch die Protagonisten einer anderen, sehr bekannten Wikinger-Story sind in einem der Panels auf Seite 101 versteckt. Im zweiten Teil, der sich Thorfinns Kindheit widmet, werden humorvolle Szenen dann häufiger durch Deformierungen unterstrichen.

Viel Mühe hat der Mangaka auch in die Waffen, Rüstungen und Kleidungen sowohl der Franken als auch der Wikinger investiert. Zeitgemäß und den jeweiligen Völkern entsprechend, sind sie sehr feingliedrig umgesetzt worden. Bei besonderen Details, wie der Form der nordischen Kampfäxte oder dem Sax, eine in Skandinavien weit verbreitete Form des Kurzschwertes, zeigt Yukimura, dass er gut recherchiert hat. Auch bei der Bauart der Häuser in Jütland (heutiges Dänemark) wurde gründlich nachgeforscht, denn sie entsprechen dem tatsächlichen Wohnstil der „Nordmenschen“.

Die Sprechblasen sind – eher ungewöhnlich – mit Texten in Groß- und Kleinschrift gefüllt. Als Thorfinn erstmals auf die Franken trifft, sprechen sie Französisch, die deutsche Übersetzung ist kleiner in Klammern darunter eingefügt. Sehr gut gefallen hat mir, dass dänische oder nordische Begriffe reichlich Verwendung finden, die am Rand des Panels erklärt werden. Ebenso fließen an mehreren Stellen altnordische Sagen in die Geschichte mit ein. Auch von Geräuschworten wird kräftig Gebrauch gemacht, sie sind – vollständig in deutsch – in die Bilder eingefügt. Die Panels sind überwiegend durch weiße Umrandungen gegliedert, während die Form und Größe an die Erfordernisse angepasst sind. Darunter sind auch große, ganz- oder doppelseitige Illustrationen zu finden, die den Bildinhalten viel Raum zur Entfaltung bieten.


Aufmachung des Mangas
Das Cover des im vom Verlag sogenannten Großformat aufgelegten Taschenbuchs (dieses Format ist geringfügig größer als beispielsweise bei Black Butler, und zudem mit stärkeren Buchdeckeln versehen) ist vollständig matt gehalten und hat dadurch einen gewissen edlen Look. Auf der Vorderseite ist der jugendliche Thorfinn mit seinen Messern zu sehen, im Hintergrund fährt eines der für die Wikinger charakteristischen Drachenboote über das Meer. Auf der Rückseite ist – neben der Inhaltszusammenfassung – der Titel in einen Kompass eingefügt, der wiederum über einer Karte der damals bekannten Welt liegt.

Im Anhang gibt es zunächst eine geographische Übersicht, die Thorfinns Heimat während seiner Kindheit, die Heimat als Erwachsener und den Schauplatz der Frankenschlacht in eine Karte Europas einzeichnet. Ein Kurzmanga widmet sich Thorfinns Schwester Ylva, anschließend wird das Haus von Thors Familie – von außen und von innen – detailreich vorgestellt. Danach informieren drei kurze Texte über die Wikinger, gefolgt von einem Glossar, der einige Namen, Orte und nordische Begriffe erläutert.


Fazit
Der Auftakt zu Vinland Saga ist rundum gelungen – mitreißend, unterhaltsam und historisch gut belegt, lernt man beim Lesen gleich noch das Leben der Wikinger kennen. Auch Yukimuras Zeichenstil weiß durch seine detaillierte Art zu begeistern. Eine vielversprechende Serie!


4 5 Sterne


Hinweise
Rezension von Sven Trautmann
Herzlichen Dank an den Carlsen Manga-Verlag für die Bereitstellung des Rezensionsexemplars.


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