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Die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lore-Ley getan. (Heinrich Heine)

In den frühen Morgenstunden treibt eine bizarr leuchtende Leiche im Rhein. Ein zitternder Angler gesteht Kommissar Jan Seidel, dass er den toten Mann am Haken hatte. Die beiden kannten sich. Nur ein grausamer Zufall? Und während Kommissar Jan Seidel aus Königswinter den Täter sucht, ist seine Großmutter Edith Herzberger, die rheinische Miss Marple, ihrem Enkel bereits einen entscheidenden Schritt voraus …

 

Loreley singt nicht mehr 

Autor: Judith Merchant
Verlag: Knaur
Erschienen: 06/2012
ISBN: 978-3426508640
Seitenzahl: 380 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Sieht man einmal davon ab, dass es keine „bizarr leuchtende“ Leiche gibt, trifft der Klappentext zumindest den Kern des Falles: Ein nächtlicher Angler findet eine Leiche im Rhein, diese entpuppt sich als Bruder seines Nachbarn. Schnell ist klar, dass der Mann sich trotz seiner schweren Erkrankung nicht selbst getötet hat, aber wer war es dann? Jan Seidel und seine Kollegen müssen tief graben und stoßen auf ein lange verborgenes Familiengeheimnis: Schon einmal verschwand jemand und tauchte tot im Wasser wieder auf - das kann doch kein Zufall sein?

Ganz im Gegensatz zum ersten Teil der Serie hat die Autorin hier einen deutlich komplizierteren, aber am Ende auch glaubwürdigeren Fall konstruiert. Unglücklich verkettete Ereignisse ergeben zusammen mit fatalen Liebesbeziehungen am Ende eine tragische Geschichte, mit deren Aufklärung der Kommissar allerdings weniger zu tun hat, als ich es mir wünschte.


Stil und Sprache
Judith Merchants Stil ist von schnellen Szenenwechseln gekennzeichnet, in denen viele verschiedene Personen jeweils in der dritten Person ihren Anteil an der Geschichte erzählen. Gerade zu Anfang kann das schon ziemlich verwirrend sein, nachdem bereits im Prolog „Vater Rhein“ zu Wort kommt und seine doch etwas verstörenden Ansichten preisgibt. Hat man sich aber erst einmal daran gewöhnt, ist dieser durchaus spannende Krimi leicht zu lesen. Zum Glück verzichtet die Autorin auf die etwas störenden künstlichen Cliffhanger a la „Es würde alles noch schlimmer kommen …“, statt dessen baut sie lieber ein paar echte ein, um ihre Leser bei der Stange zu halten.

Wie schon erwähnt, ist der neue Fall für Jan Seidel deutlich spannender. Er baut sich größtenteils auf der Beziehung der beiden Nachbarinnen Juli und Marla auf, die im Zentrum der Ereignisse stehen. Der Kommissar selbst hat gar nicht so viele Erzählanteile, wie man vermuten würde, und bleibt somit für meinen Geschmack zu sehr im Hintergrund. Immerhin gibt es ein rasantes Finale, eine logische Aufklärung, und der abschließende Epilog stellt noch einmal den Rhein in den Mittelpunkt.


Figuren
Jan Seidel als ermittelnder Kommissar muss in meinen Augen weiter an seinem Profil arbeiten, zwar stellt er sich nicht mehr ganz so unbedarft dar wie im ersten Band, dennoch wirkt er immer noch reichlich naiv und manchmal fast tollpatschig. Seine Figur ist also durchaus verbesserungsbedürftig, dagegen gelingt der Autorin bei Juli und Marla deutlich mehr Tiefe. Die beiden würde man als Leser gern kennenlernen, sie sind interessante Charaktere mit einigen Abgründen und Unbekannten.

Kommissar Seidels Großmutter Edith taucht zum Glück nur am Rande auf, zwar findet auch sie am Ende den entscheidenden Hinweis, aber von der Cleverness einer Miss Marple ist sie noch weit entfernt. Sie reiht sich dieses Mal eher bei den Nebenfiguren ein, die nicht ganz so ausführlich beschrieben sind, wie man es sich wünschen würde. Einige von ihnen geraten doch etwas blass, so dass man als geübter Krimileser schon vermuten kann, dass sie mit der Auflösung des Falles wohl nicht so viel zu tun haben.


Aufmachung des Buches
Das Cover des Taschenbuches zeigt ein Ruderboot auf einem nächtlichen Fluss, ganz in Grüntönen gehalten, leer und ohne Ruder. Innen ist die Handlung nach einem kurzen Prolog in vier Tage eingeteilt, am Ende gibt es einen Epilog, den - ebenso wie den Prolog - Vater Rhein „spricht“, dann folgt eine Danksagung der Autorin und eine Leseprobe aus ihrem ersten Krimi.


Fazit
Loreley singt nicht mehr ist wesentlich spannender als der Vorgänger, mit einigen interessanten Figuren und Wendungen sowie einem Kommissar, der deutlich professioneller agiert als befürchtet. Als leichte Lektüre gut geeignet!


3 5 Sterne


Hinweise
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Backlist:
Band 1: Nibelungenmord

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