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Mit ihrem vielfältigen Ausdrucksverhalten sind Pferde immer wieder für Überraschungen gut, leider manchmal auch für unliebsame, wenn ihre Sprache nicht wahrgenommen oder falsch interpretiert wird. Dabei ist es gar nicht so schwierig, die Befindlichkeit des Pferdes und seine Kommunikation zu verstehen - wenn man weiß, worauf man achten muss. Hier setzt dieses Buch an. Detailliert beschreibt es, welche Körperpartien eingesetzt werden und was diese signalisieren. So vermittelt es ein tieferes Verständnis für die Bedürfnisse des Pferdes. Auch auf das Ausdrucksverhalten im Umgang mit dem Menschen, bei der Bodenarbeit und beim Reiten geht die Autorin ausführlich ein. Zahlreiche tolle Fotos illustrieren das beschriebene Verhalten und schulen so den Blick des Lesers für die Körpersprache des Pferdes.

 

Und sie sprechen doch 

Autor: Daniela Bolze mit Fotos von Christiane Slawik
Verlag: Cadmos Verlag GmbH
Erschienen: 02/2012
ISBN: 978-3-8404-1023-9
Seitenzahl: 128 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe
Die Autorin und die Fotografin legen mit Und sie sprechen doch ein Buch ganz speziell zum Ausdrucksverhalten des Pferdes vor. Dabei wählen sie einen ungewöhnlichen, aber gelungenen Aufbau. Nachdem sie in den ersten Seiten die Pferdesprache als eine besondere Art der "Fremdsprache" beschrieben, die es gilt, gut und fließend zu lernen, um mit dem Partner Pferd verlässlich arbeiten zu können, lassen sich die folgenden Kapitel wie einzelne Lektionen begreifen.

Im Kapitel, das so treffend mit "Sprachschwierigkeiten" umschrieben ist, werden zunächst grundlegende Unterschiede zwischen menschlichem und pferdischem Denken thematisiert. Im Anschluss daran werden einzelne Körperpartien sehr detailliert beleuchtet. Was sagen die Ohren, die Nüstern oder das Maul eines Pferdes aus, was verrät die Kopf- ,Hals- oder Schweifhaltung? Jedes einzelne dieser Elemente beleuchtet die Autorin mit geduldigen, klaren und verständlichen Worten. Ihr geht es nicht um den erhobenen Zeigefinger, es geht um eine Übersetzungshilfe. Anschießend gehen die Autoren auf Lautäußerungen ein und beschreiben akribisch alle täglichen Verhaltensmuster der Pferde, wie Fressen, Ruhen oder Wälzen. All dies sind Verhaltensmuster, die dem Besitzer in der täglichen Arbeit regelmäßig begegnen und die er gut beobachten kann.

Aber in einem Herdenverband wird viel mehr gesprochen, so dass das nächste große Kapitel die soziale Interaktion in der Herde darstellt. Ein gutes Verständnis dieser drei großen Blöcke führt schließlich zu dem Teil, der für uns Menschen der Wichtigste zu sein scheint, nämlich zur Kommunikation und zum Umgang zwischen Mensch und Pferd. Auch hier gehen die Autoren zunächst von Alltagsdisziplinen wie Satteln und Trensen aus, bevor sie im letzten Teil des Buches zur Königsdisziplin kommen, der Kommunikation zwischen Reiter und Pferd im Sattel.

Den Aufbau der Lektionen habe ich oben bereits thematisiert. Was aber auch zum wirklichen Gelingen des Buches beiträgt, sind drei zentrale Elemente der Darstellung. Jedes der Kapitel ist kurz und verständlich gehalten. Die Textpassagen sind kurz und präzise, kommen ohne viele Fremdwörter aus. Perfekt ergänzt werden sie durch die Fotos von Christiane Slawik, die mit gutem Gespür und perfekten Momentaufnahmen alle relevanten Details einfängt. Die Fotos, die ein paar Mal eine ganze Doppelseite einnehmen, bereiten nicht nur Freude beim Anschauen, sondern lassen sich mit ihrer Schärfe und Klarheit auch im Gedächtnis abspeichern und sehr gut mit eigenen Beobachtungen und Erlebnissen vergleichen. Das ditte wichtige Element, was dieses Buch greifbarer macht, als manches andere in diesem Themengebiet, sind die Beispiele der Autorin aus ihrer eigenen Herde. Auch sie hat die alltäglichen Arbeiten und Sorgen eines Pferdebesitzers, die sie ehrlich und ungeschönt beschreibt, aber sie erlebt eben auch die wunderbaren Momente im Zusammenleben mit einem Pferd, wie beispielsweise eine freundschaftliche Begrüßung durch ein tiefes Blubbern des Pferdes, dass sie "zumindest für diesen Tag alle Anstrengungen und Mühen vergessen lässt". Durch all diese Elemente wirkt dieses Buch sehr echt, ehrlich und nah dran am Pferdebesitzer, was seine Überzeugungskraft zusätzlich erhöht. Schade lediglich, dass immer wieder im Verlauf des Buches (Rück-)Verweise erfolgen. Das liest sich dann in etwa so: Ob es sich bei Schweifhaltung x um ein Zeichen von a oder b handelt, verrät erst das Zusammenspiel mit Ohrenspiel und Beinsignalen. Ein Nachteil, der das Zusammenführen aller relevanten Fakten manchmal erschwert, aber durch den Vorteil des präziseren und weniger verwirrenden Lernens ausgeglichen wird.

Gelungen und sowohl für Einsteiger und interessierte Laien als auch für langjährige Pferdebesitzer eine spannende Lektüre.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist kartoniert und das Cover-Motiv zeigt ein Pferd und seine Reiterin während einer Pause auf einer Wiese. Beide machen einen entspannten und zufriedenen Eindruck.


Fazit
Ein wunderbares Buch, dass mit seiner leichten und unkomplizierten Art besonders auch für Einsteiger geeignet ist. Als einziges Buch zu dem Thema im Regal bleibt es jedoch an manchen Stellen vielleicht etwas oberflächlich. Doch hier helfen die Hinweise auf weiterführende Bücher bestimmt.


5 Sterne


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