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Kategorie: Kinder- und Jugendsachbücher

Es waren einmal zwei Brüder: Jakob und Wilhelm. Voller Begeisterung begaben sich die beiden Sprachforscher auf Spurensuche nach den Wurzeln der deutschen Sprache. Ihre wahre Leidenschaft aber galt den Märchen, die sie sich erzählen ließen, aufschrieben und ab und zu  etwas ausschmückten. Auch wenn sie längst gestorben sind, kennt die Märchen der Brüder Grimm heute fast jedes Kind auf der Welt.
Authentisch erzählt Andreas Venzke das Leben der unzertrennlichen Märchensammler im Spiegel der Zeit. 

 

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Autor: Andreas Venzke
Verlag: Arena Verlag
Erschienen: Januar 2012
ISBN: 978-3-401-06775-9
Seitenzahl: 111 Seiten
Altersempfehlung: ab 11 Jahre


Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe

Passend zum Grimm-Jahr erschien dieses Kinder- und Jugendbuch in der Arena Bibliothek des Wissens. Eine Mischung aus Auto-Biographie und erklärenden Sachtexten, die auch bei der Gestaltung des Buches optisch sichtbar wird. Die Biographie wird abwechselnd von den Ich-Erzählern Wilhelm und Jacob geschrieben. Dazwischen geschoben, und in einem anderen Schriftbild, finden sich die Sachtexte. Um beides zusätzlich zu trennen, hat man den Sachtexten nur historische Abbildungen zugeordnet, die Erzählungen der Grimms werden durch kleine, einfache, humorvolle Zeichnungen von Klaus Puth liebevoll illustriert. Natürlich unterscheiden sich die Texte auch sprachlich voneinander. Die Grimms sprechen immer in Präsens, eher umgangssprachlich und moderat "altertümlich", die Sachkapitel zeichnen sich durch ihre gut lesbare, flüssige und verständliche "wissenschaftliche" Sprache aus.

Zu Gunsten einer besseren Übersichtlichkeit werde ich zunächst den Inhalt der Auto-Biographie wiedergeben und mich dann der Besprechung der Sachtexte widmen. In den Erzählungen der Brüder zeichnet der Autor deren privates und berufliches Leben und ihr Verhältnis zu einander nach und arbeitet dabei auch deren unterschiedliche Persönlichkeiten sehr gut heraus. Jacob ist der beherrschte, ordnungsliebende Wissenschaftler, Wilhelm der etwas kränkliche, aber kreative Literat. Lebenslang in einer Hausgemeinschaft lebend, ergänzen sie sich bei ihrer Arbeit auf des Beste, vielleicht, so gewinnt man bei der Lektüre den Eindruck, wären ihre Werke ohne diese Unterschiedlichkeit und die sich daraus ergebende gegenseitige geistige Befruchtung nicht möglich gewesen. In diesen persönlichen Berichten werden auch die damaligen Lebensverhältnisse aufgezeigt – von den finanziellen Nöten nicht nur der Familie Grimm, der mangelnden medizinischen Versorgung, verbunden mit einer hohen Sterblichkeitsrate, auch bzw. gerade der Kinder. Dies geschieht aber so dezent, dass die Zielgruppe der 11-jährigen damit keine Schwierigkeiten haben sollte.

In den Sachkapiteln werden einerseits die Grimms in ihrer Zeit verortet, andererseits auch ihr Werk und ihre politische Einstellung wiedergegeben und kommentiert. Als Märchensammler berühmt geworden, haben sie auch, was meist weniger bekannt ist, die deutsche Philologie mitbegründet und mehrere wissenschaftlich bedeutende Werke herausgegeben. Das von ihnen begonnene "Deutsche Wörterbuch" wurde schließlich 2012 fertiggestellt. Jacob ahnte damals schon, dass seine Lebenszeit nicht ausreichen würde, um es zu vollenden, dass es aber solange andauernder Arbeit bedurfte, ahnte er wohl nicht. Die Sachkapitel räumen mit manchen Mythen, die sich um die Märchensammlung ranken, auf. Die Kritik an Märchen selbst finde ich allerdings etwas überzogen und vor allem unausgewogen. Zu sehr überwiegen die negativen Aspekte, die positiven bleiben nahezu unerwähnt. Was die politische Einstellung der Brüder betrifft, bleibt der Autor seltsam ungenau, einerseits bezeichnet er sie als konservative Monarchisten der Demokratie abhold, andererseits schildert er, wie Jacob als Abgeordneter in die Frankfurter Paulskirche einzog und damit seine demokratische Gesinnung unter Bewies stellte. Insgesamt möchte ich festhalten, dass Andreas Venzke den Grimms, unabhängig von ihren Verdiensten, einseitig kritisch gegenübersteht und damit die gewünschte Objektivität vermissen lässt. So bleiben bei mir eher zwiespältige Gefühle zurück, dennoch stellt dieses Buch einen gut verständlichen Überblick über das Leben und Schaffen der Brüder Grimm dar.


Aufmachung des Buches
Bei dem Buch handelt es sich um eine Klappenbroschur, das aufgrund seines Titelbildes sofort ins Auge fällt. Dieses zeigt die beiden Brüder in einem Zimmer, dessen Tapete gerade von einem  der beiden gewechselt wird. Statt blau-weißer Ranken, nun schwarz-rot-goldene Streifen. Der andere sucht nach einem Platz, um ein weiteres Bild, das eine Märchenfigur zeigt, aufzuhängen. Zum Fenster schaut der "Böse Wolf" aus "Rotkäppchen" herein. Links unten lässt sich dann noch der "Froschkönig" im ovalen Rahmen entdecken, der ja Teil des Titels ist. Ein in sich stimmiges Cover, das bereits auf die verschiedenen Aspekte des Inhalts hinweist.

Das kurze Glossar und eine Zeittafel, die sowohl die wichtigsten biographischen als auch historischen Daten wiedergibt, ergänzen den Text. Ein Inhaltsverzeichnis, getrennt nach Sachkapiteln und erzählter Biographie, rundet das Buch ab.


Fazit
Als Einstieg für ein jüngeres Publikum geeignet, das mehr über die berühmten Brüder Grimm wissen möchte.


3 5 Sterne


Hinweise
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