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Die Pariser Polizistin Blandine Pothin wird zu einem Noteinsatz gerufen: Zwei Mädchen wurden von der Métro überfahren. Selbstmord, Unfall oder Mord? Nach der Auswertung der Videoaufnahmen ist klar, die beiden Opfer wurden absichtlich vor den Zug gestoßen. Schnell ist eines der Mädchen identifiziert: Amandine Clerc, Psychologiestudentin. Die junge Frau forschte auf dem Gebiet der Pädophilie. Besteht ein Zusammenhang zwischen dem Mord und einem Kinderschänderring, der zurzeit im Internet mit grausamen Websites handelt und Frankreich seit Monaten in Atem hält?

 

Die elfte_Geissel 

Originaltitel: La Onzième Plaie
Autor: Aurélien Molas
Übersetzer: Thorsten Schmidt
Verlag: Piper
Erschienen: November 2011
ISBN: 9783492264532
Seitenzahl: 477 Seiten

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Die Grundidee der Handlung

Le Havre im November. Alain Broissard, 47 Jahre alt und Capitaine einer Sondereinheit, die zur Zerschlagung großer pädophiler Netzwerke eingerichtet wurde, fühlt sich müde, ausgelaugt, überfordert. In dem Containerschiff namens Dolly Bell werden Massen von pädophilen Video-DVDs gefunden. Gleichzeitig wird sein Chef, Kommissar Maxime Kolbe vom Dienst suspendiert. Der von ihnen überführte und als Kinderschänder und Mörder Angeklagte Gérard Maurois, besser bekannt als „Bestie von Jarnages“, wird vom Gericht freigesprochen. Kolbe wird nun beschuldigt, den Tod von dessen Frau und 6-jährigem Sohn mit verschuldet zu haben. Nach der Verhaftung Maurois kam es zur Brandstiftung durch die aufgeheizte Bevölkerung, Frau und Kind verbrannten in ihren eigenen vier Wänden. Und dann stürzen auch noch zwei Mädchen vor die Métro in Paris. An Selbstmord will die junge Ermittlerin der Mordkommission, Blondine Pothin, nicht glauben.
 
Ein Thriller, der unglaublich dicht und stets auf verschiedenen Ebenen agierend, den Leser in eine sehr düstere und schockierende Alltagskriminalität versetzt. Schockiert und gebannt zugleich verfolgt man die Ermittlungen in den einzelnen Fällen, deren Zusammenhang von Beginn an offensichtlich doch in Dimensionen gerät, die nur schwer zu ertragen sind.


Stil und Sprache

Der Autor schreibt aus Sicht der jeweiligen Ermittler in der dritten Person. Dabei wechselt er zwischen den Schauplätzen hin und her, springt oft gerade im spannendsten Moment in das nächste Geschehen. Er schockiert mit seinen detaillierten Beschreibungen der allgegenwärtig erscheinenden Kriminalität. Paris und seine Vororte werden als sozialer Brennpunkt fast schon überzeichnet. Der Autor lässt hier nicht viel Gutes. Im Kampf um das organisierte Verbrechen werden die Rollen von Gut und Böse dann auch schnell verwischt. Die Polizei, die ermittelnden Kommissare, erscheinen wenig erfolgreich, verbittert und überfordert. Da ist es kaum verwunderlich, dass einige dem Sumpf erliegen und sich bald auf der anderen Seite wiederfinden.

Unglaublich bildreich und fast schon poetisch treten die Gedanken und Gefühle der Figuren in den Fokus. Teilweise empfand ich dies zu stark, da dadurch die Handlung in dem Moment ausgebremst wurde, man sich zu sehr im Detail verlor. Die beschriebene Szene der Kinderschänder, die Netzwerke der Pädophilen, ihre Vorgehensweise werden sehr schockierend in den Mittelpunkt gestellt und auch bis ins Detail geschildert. Das ist nichts für sensible Leser. Mir gingen machen Szenen deutlich zu weit.


Figuren

Die Figuren, ihre Gedanken und Gefühle, werden sehr ausführlich und auch überzeugend dargestellt. Zwar dauert es etwas, bis man sich aufgrund der verschiedenen Handlungsstränge und der parallel eingeführten Personen zurechtfindet, dann wird dem Leser aber jede einzelne Figur immer deutlicher.

Der Autor schafft eine starke Verbundenheit zu seinen Hauptfiguren, wobei er sich auf keinen Protagonisten festlegt, sondern gleich drei Personen in den Mittelpunkt stellt: Alain Broissard, Léo Apolline und Blondine Pothin ermitteln parallel voneinander und nähern sich in ihren Fällen immer mehr an. Aber eine Vielzahl weiterer, nicht weniger imposanter und für die Geschichte wesentliche Figuren werden vorgestellt. Auch sie wirken nicht eindimensional, im Gegenteil. Auch sie werden recht komplex dargestellt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat ein mir für diesen Thriller zu harmlos erscheinendes Cover. Es zeigt ein kleines Mädchen in rosa Sommerkleid und Sandalen, wie es auf Eisenbahnschienen dem Betrachter mit dem Rücken zugewandt, von Holzdiele zu Holzdiele schreitet. Es hat etwas Unschuldiges, Verspieltes – so ganz Widersprüchliches zum Geschehen, das den Kindern dann in diesem Buch widerfährt. Es gibt 85 recht kurze Kapitel, die zur besseren Orientierung immer den Ort der Handlung wie auch die agierende Polizeieinheit als Überschrift tragen. 
 

Fazit

Ein Thriller, der vom Leser einiges abverlangt: einmal Konzentration aufgrund seiner Komplexität, aber auch Aushaltevermögen. Hier werden schon sehr brutale Verfolgungs-und Mordszenarien wiedergegeben, aber am schlimmsten ist die sehr im Detail beschriebene physische wie psychische Gewalt, die den Kindern angetan wird. Dies ist nichts für sensible Leser! Wer damit aber umgehen kann, den erwartet ein sehr spannender Thriller mit raffiniertem und gut erzähltem Plot.


3 5 Sterne


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