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Wam Kat, Mitbegründer des niederländischen Kochkollektivs Rampenplan, erzählt Geschichte aus einer einzigartigen Perspektive: aus der Sicht eines Kochs, der soziale Bewegungen auf hohem Niveau durchfüttert und so Normalität schafft, wo Ausnahmezustände herrschen. Von den wilden Zeiten der Amsterdamer Hausbesetzerszene über die Anti-Atombewegung der 80er-Jahre und die Flüchtlingslager des Balkankriegs bis zum G8-Gipfel in Heiligendamm – Wam Kat zeigt, was Essen mit Politik zu tun hat.

Ein Buch, das Lust darauf macht, die Dinge nicht nur in der Küche selbst in die Hand zu nehmen. Ein Kochbuch, wie es noch keines gab!
24 Rezepte und ihre Geschichte. Vegetarisch. Regional. Lecker. Idealistisch. Lässig. Ökologisch. 

 

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Autor: Wam Kat
Verlag: Orange Press
Erschienen:  15. November 2011
ISBN: 978-3-936086-36-2
Seitenzahl: 255 Seiten

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Umsetzung, Verständnis und Zielgruppe

Wam Kat, eigentlich Pieter Jan Herman Fredrik Kat, ist Friedensaktivist und der Autor der "Zagreb Diaries". Sein Buch trägt den Titel "24 Rezepte zur kulinarischen Weltverbesserung".  Das hört sich für mich wie eine Drohung an – erweist sich aber als Trugschluss. Eine kulinarische Verbesserung ist damit nicht gemeint und falls doch irgendwie, dann ist sie misslungen. Die Rezepte sind im besten Fall Hausmannskost mit Großküchencharme und es mangelt ihnen an Raffinesse. Dafür sind sie alle vegetarisch und/oder vegan. Da zeigt sich dann die Weltverbesserung, denn Kat weist in seiner "Weltmahlzeit" deutlich darauf hin, wie problematisch der Fleischkonsum inzwischen geworden ist. Mit der Verbesserung der Welt kennt er sich aus, das lässt sich auch gut an seiner Biographie ablesen, er ist aber dort wie als Koch Autodidakt.

Da der Titel auf ein Kochbuch schließen lässt, möchte ich bei diesem Thema noch etwas verweilen. Ich habe einige Rezepte nachgekocht und von meiner Familie unterschiedliche Feedbacks bekommen: von "essbar" über "gut" bis "bitte nicht noch mal". Das Nachkochen ist auch nicht so ganz einfach und von Anfängern, die laut Kat problemlos mit seinen Arbeitsanweisungen zurecht kommen sollen, nicht zu leisten - dafür sind sowohl Mengenangaben als auch die Arbeitsanweisungen zu ungenau. Wer über Erfahrung verfügt, der wird davon profitieren, dass man viel improvisieren darf, sowohl bei den Gewürzen als auch bei den Zutaten, beispielsweise kann man beim "Friedensburger" statt Buchweizen, wie angeben, auch Reis verwenden. Das ergibt aber sowohl vom Geschmack als auch von der Konsistenz her ein unterschiedliches Ergebnis. Die vegane Mayonnaise so herzustellen wie von ihm beschrieben ist mir nicht gelungen, da bevorzuge ich meine erprobte Methode. Gut finde ich, dass er Ei-Ersatzprodukte angibt und sowohl die Herstellung von Sauerteig als auch Sojamilch und Tofu beschreibt. Ob das allerdings gelingt, habe ich nicht ausprobiert.

Ganz allgemein möchte ich feststellen, dass man das Buch wegen der darin enthaltenen Rezepte nicht kaufen muss. Wer aber mehr über den Autor selbst und die bewegten Zeiten der letzten 40 Jahre erfahren möchte, kann bedenkenlos zugreifen. Warum? Das sollte ich wohl auch noch erklären, nachdem das Kochen so einen breiten Raum eingenommen hat. Der Autor ist nicht nur Friedensaktivist, sondern auch ein Nomade, der es oft nicht lange an einem Ort aushält. In seinen Artikeln, passend zu den Rezepten, erzählt er Biographisches – angefangen bei seiner Herkunftsfamilie, über Studium und politische Aktivitäten bis hin zu seinem jetzigen Leben, wobei er nicht strikt chronologisch vorgeht  Nach vier Jahren auf dem Balkan, während des Krieges dort, die ihn sehr mitgenommen haben, scheint er nun in einem Dorf in Brandenburg zur Ruhe gekommen zu sein. Obwohl er sich einer eher spröden Sprache bedient und häufig im Präsens schreibt, unterhält er seine Leser bestens. Die Kapitel, die den Balkankrieg behandeln, sind aber nun alles andere als unterhaltsam, sondern bedrückend. Nachdenklich stimmen auch seine Infos zu unserem (oft gedankenlosen) Umgang mit Lebensmitteln. Den erhobenen Zeigefinger sucht man aber vergeblich. Wie bei den Rezepten lässt er auch im Leben viele Alternativen zu. Gutes und ausreichendes Essen macht Demonstranten friedlich und verbindet auch Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Diese These hat er in den vergangenen, friedensbewegten Jahren seines Lebens immer wieder bewiesen. Und weil auch Musik verbindet, gibt er am Ende des Buches noch einige Hinweise zu Songs, die er für passend hält, um sie beim Kochen zu hören. Eine wirklich neue und schöne Idee.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat ein etwas ungewöhnliches Format und Cover - für ein Kochbuch. Wenn man aber von einer Biographie ausgeht, die das Buch ja auch ist, dann stimmt beides. Der Hintergrund des Covers erinnert an karierte Küchenhandtücher. Davor in schwarzen dicken Buchstaben der Titel, darunter ein Topf mit Stern, das Peace-Zeichen, Messer und Gabel gekreuzt, ein Kleintransporter und ein Pfeil. Obwohl wahrscheinlich nicht beabsichtigt, wirkt das Cover auf mich ziemlich kriegerisch: "Auf in den Kampf mit Messer und Gabel".
Neben den Fotos, die den Autor selbst oder Orte und Situationen zeigen, fehlen die Bilder zu den Rezepten natürlich nicht. Von professioneller Foodphotographie sind sie ziemlich weit entfernt und manche machen vom Aussehen her nicht unbedingt Appetit. Andere dagegen schon. Alles wirkt etwas laienhaft oder, positiver formuliert, ist im Retrolook gehalten. Um dem Autor und seinem Buch aber gerecht zu werden, möchte ich festhalten, dass Hochglanzfotos auch nicht zum Inhalt passen würden.


Fazit
Wam Kat ist es gelungen, ein biographisches Kochbuch vorzulegen, das zu Lesen Spaß macht.


4 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.de alt

Auf der Homepage von Wam Kat kann man unter anderem das Zagreb Diary nachlesen.

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