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Nur einer ist besser als der teuerste Lügendetektor. Sein Name ist Geiger.

Sie brauchen eine Information? Sie kennen die Person, die diese Information hat, aber sie hüllt sich in Schweigen? Lassen Sie das meine Sorge sein. Ich hole immer die Wahrheit aus meiner Zielperson heraus. Denn ich bin ein Spezialist. Dabei befolge ich stets meinen Kodex. Eines Tages bekam ich den Auftrag, gegen meinen Kodex zu verstoßen. Die Folgen waren schrecklich. Für meinen Auftraggeber. Mein Name ist Geiger. Ich spiele Violine. Und foltere Menschen.

 

Der Spezialist 

Originaltitel: The Inquisitor
Autor: Mark Allen Smith
Übersetzer: Dietmar Schmidt
Verlag: Lübbe
Erschienen: 22. Februar 2012
ISBN: 978-3-7857-6060-4
Seitenzahl: 352 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Geiger ist Verhör-Experte und er ist einer der besten, wenn nicht sogar der beste überhaupt. Er schafft es, aus jeder Person genau die Information herauszuholen, die von Belang ist. Dabei hat er seine ganz eigenen Foltermethoden. Im Gegensatz zu einigen Kollegen tragen seine „Opfer“ jedoch meist keine physischen Schäden davon. Geiger hat einen ganz wichtigen Grundsatz, er arbeitet nicht mit Kindern. Als ausgerechnet das von ihm verlangt wird, droht alles außer Kontrolle zu geraten. Geiger stellt sich gegen seinen Auftraggeber und handelt das erste Mal in seinem Leben nicht nach Plan. Er weiß nicht, wie die Geschichte für ihn ausgehen wird, er ist noch nicht einmal sicher, dass er richtig handelt, aber jetzt gibt es kein Zurück mehr...

Normalerweise denkt man, wenn man das Wort Folter hört, sofort an körperliche Schmerzen. Dass es aber auch noch andere Formen geben kann, daran denkt man nur bedingt, wenn überhaupt. Der Autor zeigt hier eine Seite der Folter, die bisher nicht allzu häufig thematisiert wurde, aber womöglich viel öfter vorkommt, als man sich vorstellen mag – die psychische Folter. Er setzt das Thema gekonnt und interessant in Szene, so dass man sich später wirklich fragt, welche Methode nun die schlimmere ist.


Stil und Sprache
Der Autor lässt einen beobachtenden Erzähler über die Geschehnisse berichten. Man hat aber das Gefühl, viel näher am Erlebten zu sein, eher als gäbe es einen Ich-Erzähler. Mark Allen Smith spielt gekonnt mit der Perspektive und fesselt den Leser somit an das Erzählte. Auch wenn man sich manchmal lieber abwenden will, gelingt es nicht, als sei man nur noch eine Marionette des Autors und müsse sich seinem Willen beugen. Die Darstellungen und Beschreibungen der Sitzungen Geigers sind so authentisch und absolut lebendig, als säße man selber auf dem Verhörstuhl. Man spürt den Schmerz und wie der Wille bricht hautnah, dennoch gelingt es nach wie vor nicht, sich dem Sog zu entziehen. Es gibt nur den einen Ausweg, durchhalten bis zum Schluss und auf ein positives Ende für sich selber hoffen. Selten gelingt es einem Autor, den Leser so sehr in die Geschichte einzufügen, als sei er ein Teil davon. Smith schafft dies bereits auf den ersten Seiten.

Die Verhöre sind zwar tatsächlich extrem verstörend, jedoch fehlt dort die Spannung, die man in einem solchen Thriller erwartet. Diese tritt erst auf, als Geiger sich einem Auftraggeber widersetzt und seitdem auf der Flucht ist. Ab dem Zeitpunkt wird die Spannung kontinuierlich aufgebaut und bleibt auch immer auf recht hohem Niveau erhalten. Dabei kann man sie auch unterschwellig spüren, wenn die Handlung an sich mal eine gewisse Zeit stagniert. Schade ist es jedoch, dass nicht von Anfang an eine solche Basis geschaffen wurde. Wäre dies geschehen, hätte man vermutlich noch mehr aus der Geschichte herausholen können.

Im Großen und Ganzen läuft die Handlung zunächst so ab, wie man sie sich nach und nach vorstellt. Selten kommt es zu großartigen Überraschungen. Plötzlich aber gibt es Wendungen, mit denen man absolut nicht gerechnet hätte und die wirklich positiv überraschen. Sie sind vollkommen stimmig im Gesamtbild, dennoch wäre der Leser auf diese Möglichkeiten nicht von selbst gestoßen.


Figuren
Geiger ist ein bißchen seltsam. Er lebt sehr zurückgezogen und in sich gekehrt, lässt niemanden an sich ran. Er geht zwar zu einem Psychiater, aber auch dort bestimmt Geiger, worüber gesprochen wird, was wichtig ist. Demnach spürt man sofort, dass er ein Geheimnis bewahren will, vermutlich sogar vor sich selber. Denn man merkt auch, dass hinter der sehr harten Schale doch etwas Menschliches schlummert, etwas, das sehr wohl verletzlich ist. Aber aus irgendeinem Grund will, kann oder darf er es nicht zeigen. Somit wird Geiger zu einer Person, die durchaus sympathisch ist, auch wenn seine Arbeit eigentlich nicht zu tolerieren ist. Man befindet sich sozusagen in einer Zwickmühle. Darf man jemanden wie Geiger, dessen Aufgabe es ist, Menschen zu foltern, überhaupt sympathisch finden?

Wie auch bei Geiger erfährt man von den anderen Figuren sehr wenig. Das stört jedoch nicht, da die Handlung sich nicht ausschließlich über ihre Charaktere definiert. Es ist nicht wichtig zu wissen, ob bestimmte Personen eine Familie haben oder was sie denken. Somit findet keinerlei Identifikation statt, dies würde sich schlussendlich auch nur störend auf den Lesefluss auswirken. Denn dann verlöre man schnell den Blick für das wirklich Wesentliche.


Aufmachung des Buches
Bei diesem Buch handelt es sich um eine Klappbroschur aus dem Lübbe-Verlag. Das Cover ziert eine Röntgenaufnahme eines menschlichen Schädels im Profil. Schlicht, aber dennoch ausdrucksstark. Auch der Schriftzug des Titels wirkt wie auf einem Röntgenbild. Als Interpretationsmöglichkeit ist es hier naheliegend, dass nichts verborgen bleibt. Denn schließlich ist Geiger bekannt dafür, aus jeder Person die Wahrheit herauszubekommen. Schon allein bei Betrachtung des Titels wird man neugierig, denn man möchte schon wissen, wer oder was sich hinter dem Spezialisten verbirgt, das Geheimnis soll unbedingt gelüftet werden.


Fazit
Mark Allen Smith schafft ein Debüt, das man so schnell nicht vergessen wird. „Der Spezialist“ ist verstörend, fesselnd, spannend und interessant. Eine klare Empfehlung für jeden Thriller-Fan.


4 Sterne


Hinweise

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