Smaller Default Larger

Die Schulleiterin verfiel in einen verschwörerischen Flüsterton. „Ich würde mir wünschen, dass Sie oder Ihre Leute sich einmal vor Ort umsehen, um mehr über die Kinder aus den Abschlussklassen und deren Eltern in Erfahrung zu bringen. Im  Moment laufen die Auswahlverfahren für die weiterführenden Schulen, das treibt bei allen Beteiligten die merkwürdigsten Blüten.“

Pachulke schüttelt den Kopf: „Sie meinen, jemand hat versucht, Anna und Cem zu beseitigen, um seinem Kind einen Platz in einer bestimmten Schule zu verschaffen? Das ist doch völlig absurd!“

 

Kleine Biester 

Autor: Rob Alef
Verlag: Rotbuch
Erschienen: November 2011
ISBN: 9783867891363
Seitenzahl: 348 Seiten



Die Grundidee der Handlung

Die Schüler und vor allem  die Eltern der Klasse 6b, Abschlussklasse an einer Grundschule in Berlin-Kreuzberg, scheinen nur ein Ziel zu verfolgen: Beim Auswahlverfahren am nächstgelegenen Rosenhof-Gymnasium als Sieger hervorzugehen. Es gibt eine Rangliste der Schüler. Mit allen Mitteln wird versucht, an die oberen Plätze zu gelangen, denn nur diese haben Aussicht auf Erfolg. Doch dann verschwindet eines der Kinder. Anna wird auf dem Spielplatz im Siegespark in die Tiefe gerissen, als der Sandkasten urplötzlich einstürzt. Die Polizei steht vor einem Rätsel. Seltsame, unterirdische Gänge gilt es zu erforschen. Dann kommt es im Jugendlabor zu einem Unfall. Cem wird tot aufgefunden. Es sieht nach einem Vergiftungsunfall beim Hantieren mit Säuren aus. Als dann aber auch noch David, herzkrank, nach der Teilnahme an einem Benefizlauf für seine Schule, im Ziel tot zusammenbricht, glaubt keiner der Beteiligten mehr an Zu- oder Unfälle. Drei Tote der Abschlussklasse – wer steckt dahinter? Für Hauptkommissar Paschulke und sein Team beginnt ein Wettlauf mit der Zeit. Kann er Anna noch lebend finden und weitere Morde an den noch auf der Rangliste stehenden Schülern verhindern?

Ein besonderer Kriminalroman, der nicht nur das vorherrschende Schulsystem auf die Schippe nimmt, sondern mit viel Humor und Situationskomik von einem Schauplatz zum nächsten eilt, über die Realität hinausschießt und auch der Phantasie großen Spielraum lässt.


Stil und Sprache

Rob Alefs Roman ist in vieler Hinsicht ungewöhnlich. Es ist ein Kriminalroman, der den Leser fesselt und mit mehreren Todesfällen in kurzer Zeit viele Rätsel aufgibt. Gleichzeitig wird mit viel Augenzwinkern und verstecktem Humor auf das heutige Schulsystem verwiesen. Aus der Dritten- Person-Perspektive erzählt, schlüpft der Autor sehr gekonnt in die Rollen seiner einzelnen Figuren. Er nutzt deren Sprache, auch ihre Gedankengänge sind überzeugend. Während das Ermittlerteam im Schulumfeld, bei den Familien und Mitschülern der zu Tode gekommenen Kinder forscht, kommt es zu neuen Vorfällen und auch die unterirdischen Gänge und deren Geheimnis treten mehr und mehr in den Vordergrund.

Der Autor versteht es, Spannung aufzubauen und fast bis zum Ende ist unklar, wer tatsächlich hinter allem steckt. Er arbeitet mit viel Sarkasmus und überzeichnet alltägliche Situationen aus dem Schul- und Familienleben. Die Sorge um die schulische Zukunft der Kinder, das Auswahlverfahren an sich, wird sehr überspitzt dargestellt und auch die Figuren wirken vielfach überzeichnet. Und dennoch erkennt man viele Charaktere und auch Situationen sehr leicht wieder. Dann aber driftet das Geschehen immer mehr auch in das Surreale, Phantastische ab. Man liest als Leser begeistert weiter, verfolgt fasziniert die Jagd durch die Gänge und wird mit einer überraschenden Wende am Ende belohnt.


Figuren

Der Autor versteht es blendend, typische Lehrer wie Schüler zu zeichnen. Auch die hochmotivierte Elternbeiratsvorsitzende Daniela Morgenitz spielt eine wesentliche Rolle, ebenso wie auch der Ex-Knacki Jablonka als Hausmeister oder der überforderte Direktor Vogeler, ganz zu schweigen von dem mit pädophilen Neigungen ausgestatteten Geistlichen. Hier kriegt jeder sein Fett weg. Auch der Kriminalassistent Dorfner, der bei einer Gewaltpräventionsveranstaltung in der Schule selbst ausflippt, begeistert. Der Autor überzeichnet seine Figuren maßlos und dennoch wirken sie nicht abstoßend. Man findet wohlbekannte Charakterzüge, die einen immer wieder zum Schmunzeln bringen.


Aufmachung des Buches
Das Buch mit Klappenbroschur umfasst 348 Seiten und ist in 72 recht kurze Kapitel unterteilt. Das Cover wirkt wie ein Schwarzweißfoto und zeigt einen kleinen Krater im Sand. Der Titel und der Name des Autors sind mit Kinderbuchstaben ausgelegt. Das Motiv ist sehr passend zum Buch gewählt.


Fazit

En Roman, der sich nur schwer in Kategorien einordnen lässt, sicherlich ein Kriminalroman, aber auch Satire und Phantasie, auf alle Fälle ungewöhnlich und gerade deswegen auch empfehlenswert.


4 Sterne


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo