Smaller Default Larger

Hexenjagd im Sommerparadies

Eine enthauptete Leiche im mittelalterlichen Gewand und ein abgehackter Kopf in einem alten Klostergarten – und dann gehören Kopf und Körper noch nicht einmal zusammen. Karin Adler ist kaum aus ihrem Segelurlaub an der schwedischen Westküste zurück, als die Insel Marstrand von einer Serie grausamer Frauenmorde erschüttert wird, die an Hexenprozesse erinnern. Der bodenständigen Kommissarin liegt jeder Aberglaube fern, doch dieser Fall bringt auch sie ins Grübeln.

 

Die Tote_auf_dem_Opferstein 

Originaltitel: Själakistan
Autor: Ann Rosman
Übersetzer: Katrin Frey
Verlag: Rütten & Loening
Erschienen: 03/2012
ISBN: 978-3352008252
Seitenzahl: 462 Seiten



Die Grundidee der Handlung
Bei einem Ausflug zur Festung Carlsten findet eine Schulklasse eine enthauptete Frauenleiche, fast gleichzeitig entdeckt man einen abgehackten Kopf im Garten eines alten Hauses – aber Kopf und Körper gehören nicht zusammen. Karin Adler und ihre Kollegen stehen vor einem Rätsel - zum einen was die Identität der getöteten Frauen angeht, zum anderen ist das Motiv des Mörders völlig unklar. Stellt hier jemand Hexenprozesse nach? Und wenn ja, warum?

Ann Rosman hat sich – wie schon im ersten Fall für ihre Kommissarin – ein spannendes Kapitel aus der schwedischen Geschichte für ihr Setting ausgesucht. Dieses Mal dreht sich alles um Hexenverfolgung, das historische Gedächtnis von Gegenständen und was sonst noch mit dieser Zeit zusammenhängt. Geschickt verknüpft die Autorin Fakten aus der Vergangenheit der Insel Marstrand mit ihrem aktuellen Mordfall, so dass dieser am Ende eine direkte Linie in die Vergangenheit aufweist und trotzdem stets real und authentisch wirkt.


Stil und Sprache
Hat man beim ersten Fall für Karin Adler noch den schwedischen Titel im Deutschen übernommen (Die Tochter des Leuchtturmmeisters), so hat man sich dieses Mal dagegen entschieden und einen völlig anderen Titel gewählt. Schade, wie ich finde, denn die direkte Übersetzung, die in etwa „Seelenschrein“ gelautet hätte, wäre auch sehr passend gewesen.

Möchte man jemandem den „typisch schwedischen“ Stil nahebringen, so liegt man mit dieser Reihe genau richtig, viel schwedischer geht es nicht. Angefangen beim allgegenwärtigen „Du“, mit dem jeder angesprochen wird, bis hin zu typischen Redewendungen, die so im Deutschen zumindest ungewöhnlich sind - hier ist alles dabei und man fühlt sich als Leser sofort nach Marstrand versetzt. Dazu trägt auch bei, dass es die Insel und viele in der Handlung vorkommende Orte wirklich gibt, so ergibt sich eine vollkommen authentische Atmosphäre und die Besonderheiten der Insellage kommen gut zur Geltung.

Neben der eigentlichen Krimihandlung, die abwechselnd von Karin Adler und Sara von Langer, einer Bekannten von Karin aus dem ersten Fall, jeweils in der dritten Person erzählt wird, gibt es noch einen zweiten Erzählstrang. Dieser beginnt in den 1950er Jahren und erzählt in kursiver Schrift abschnittweise die Lebensgeschichte eines kleinen Jungen, dessen Familie ihn in den Keller sperrt und seine Existenz vor allen verleugnet. Alle drei Handlungsfäden bewegen sich immer näher aufeinander zu und verweben sich am Ende zu einem komplexen Ganzen, bis ein dramatisches Finale die endgültige Auflösung eines nahezu perfekt konstruierten Falles liefert.


Figuren
Karin Adler ist nach der Trennung von ihrem Freund Göran nun endgültig auf ihr Boot gezogen, das im Hafen von Marstrand liegt, und bewegt sich daher in einem relativ kleinen Radius. Da bleibt es nicht aus, dass viele Beteiligte aus dem ersten Band der Reihe wieder auftauchen und man freut sich als Leser über einige bekannte Gesichter. Besonders die Geschichte von Sara wird intensiv fortgeführt, aber auch Karin selbst baut sich ein soziales Umfeld auf, das weit über das für Krimis Übliche hinausgeht. Da gibt es auch mal gemeinsame Abendessen, ein Date oder einen Kaffeebesuch bei einer Nachbarin, es wird eingekauft und gekocht, eben ganz normal gelebt. Durch diese Vielfalt wirkt Karins Umfeld vollkommen lebendig und man würde eigentlich bei einem Besuch im Ort erwarten, alle ihre Freunde und Bekannten auf der Straße zu treffen.

Auch Karins Kollegen bekommen immer mehr Profil und entwickeln sich, ebenso wie Karin, stetig weiter. Und selbst die nur ganz am Rande auftauchenden Neben-Neben-Figuren wirken derart vielschichtig, dass es unglaublichen Spaß macht, über sie zu lesen. Am Ende ertappt man sich dabei, dass man richtig mitfiebert, wer denn nun der Mörder ist und hofft, dass es niemand von den Charakteren sein möge, die einem besonders ans Herz gewachsen sind. Einfach toll gemacht!


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch zeigt auf dem Schutzumschlag in der unteren Hälfte eine Schärenlandschaft mit einem Segelboot, der helle Himmel geht nach oben hin ins Rötliche über. Der in Weiß gedruckte Autorenname teilt das Cover und in der oberen Hälfte ist es komplett rot und wirkt wie ein brüchiges Pergament. Innen gibt es 19 recht lange Kapitel und ein ausführliches Nachwort der Autorin, in dem sie die Parallelen ihres Romans zu tatsächlichen historischen Fakten erläutert. Spannend!


Fazit
Endlich ermittelt Karin Adler wieder! Das lange Warten auf ihren neuen Fall hat sich gelohnt, dieser ist noch ungewöhnlicher, wendungsreicher und spannender als der erste. Wer Schwedenkrimis mag, wird Ann Rosman und ihre Kommissarin lieben, uneingeschränkt lesenswert!


5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 1: Die Tochter des Leuchtturmmeisters

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo