Smaller Default Larger

Die Toten verzeihen nicht

Stockholm an einem kalten Wintertag: Der Anführer einer Rechtsradikalen-Gruppe wird von einem Pfeil tödlich getroffen. Forensiker Ulf Holtz findet schnell heraus, dass der Täter gehinkt haben muss. Doch führt diese Spur wirklich zum Mörder?

 

Eiskalte Rache 

Originaltitel: Bara betydelsefulla dör
Autor: Varg Gyllander
Übersetzer: Holger Wolandt/Lotta Rüegger
Verlag: btb
Erschienen: 10/2011
ISBN: 978-3442742646
Seitenzahl: 384 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe



Die Grundidee der Handlung
Tatortermittler Ulf Holtz und seine Kollegin Pia Levin werden zum Schauplatz eines spektakulären Mordes gerufen: Bei eine rechtsradikalen Kundgebung im kleinen Ort Stjerneby wurde der Anführer der Gruppe mit einem Armbrustpfeil in den Hals getroffen und getötet, während er auf dem Podium eine Rede hielt. Spuren sind praktisch nicht zu finden und so tappt die Polizei lange im Dunkeln. Erst als sie in der Vergangenheit des Ermordeten wühlt, treten einige Dinge zutage, die alles in einem anderen Licht erscheinen lassen …

Ulf und Pia sind eigentlich reine Spurensicherer und haben mit der sonstigen Polizeiarbeit nur am Rande zu tun. Um sie dennoch in den Mittelpunkt des Geschehens zu rücken, hat Varg Gyllander die allgegenwärtige Personalknappheit bei der Polizei genutzt und die beiden kurzerhand auch über ihre eigentliche Arbeit hinaus eingesetzt, eine Idee, die mir allerdings etwas fragwürdig erscheint. Der eigentliche Fall ist gar nicht sonderlich außergewöhnlich konstruiert, man ahnt recht schnell, in welche Richtung es geht, nur das Thema Rechtsradikalismus in Schweden gibt etwas Würze.


Stil und Sprache
Varg Gyllander hat genau den Schreibstil, den man von einem echten Schweden erwartet: knapp, mit klaren, eindeutigen Sätzen ohne große Schnörkel. Dennoch erzählt er detailreich und ausführlich, lässt das Privatleben seiner Protagonisten nicht außen vor und schafft so eine Atmosphäre, in der man sich direkt heimisch fühlt. Für alle, die den ersten Fall kennen, gibt es viel Bekanntes zu entdecken, aber auch „Erstleser“ werden gut klarkommen. Dabei wechseln die Perspektiven immer wieder, Gyllander lässt je nach Notwendigkeit nicht nur Ulf Holtz erzählen, sondern auch Pia Levin, einzelne weitere Ermittler und andere Beteiligte.

Wie schon erwähnt, ist der Fall, den Ulf und Pia lösen sollen, nicht wahnsinnig aufregend und so plätschert die Geschichte lange ein bisschen vor sich hin. Echte Spannung will zunächst nicht aufkommen, immer wieder sackt sie zwischendurch ab, wenn die Polizisten nicht vorankommen. Erst gegen Ende wird es etwas rasanter, allerdings würde ich nicht darauf kommen, dass es sich um einen Thriller handeln soll. Ein echtes „Dieses-Buch-muss-ich-unbedingt-zu-Ende-lesen“-Gefühl stellt sich nicht ein und am Ende bleibt man als Leser nicht ganz glücklich zurück.


Figuren
Ulf Holtz ist schon ein ganz besonderer Mensch und als Tatortermittler sicher genau richtig aufgehoben. Mit anderen Menschen hat er es nicht so, Freunde sind ihm ebenso ein Fremdwort wie Freizeit. Lediglich seine beiden erwachsenen Töchter liegen ihm am Herzen und manchmal ist er überrascht, wie angenehm der Umgang mit ihnen sein kann. Seine Frau hat er vor vielen Jahren verloren, trauert immer noch um sie, auch wenn er versucht, sein Leben ohne sie in den Griff zu bekommen. Pia Levin ist ihm ein bisschen ähnlich, auch wenn man als Leser nicht so viel über sie erfährt. Zeugenbefragungen  - zu denen sie in diesem Band mehr oder weniger genötigt wird - liegen ihr überhaupt nicht, sie wurschtelt viel lieber in ihrem Labor und ist ähnlich grüblerisch veranlagt wie Ulf.

Die Reihe lebt von diesen beiden etwas schräg angelegten Typen, die man trotz ihrer Macken einfach gern haben muss. Vielschichtig ausgedacht, bieten sie noch eine Menge Stoff für Fortsetzungen - und das gilt auch für alle übrigen Beteiligten, deren Motive jederzeit nachvollziehbar und verständlich sind. Es gibt praktisch keine Klischees, sondern ausschließlich „echte“ Menschen. Klasse gemacht!


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch ist - wie schon sein Vorgänger - weiß und bekommt seine Farbe lediglich von einem roten Andreaskreuz auf dem Titel sowie dem Autorennamen in Rot. Innen sind die - relativ kurzen - Kapitel nicht nummeriert oder sonstwie gekennzeichnet. Insgesamt eine sehr schlichte, aber durchaus zum Inhalt passende Aufmachung.


Fazit
„Eiskalte Rache“ ist nicht ganz so interessant wie sein Vorgänger, kommt aber nach etwas zurückhaltendem Beginn am Ende doch noch halbwegs in Schwung. Die hervorragend ausgedachten Figuren machen aber einiges wett und verhindern, dass der Krimi in der Masse untergeht.


3 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 1: Der lächelnde Mörder

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo