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Traue niemandem – nicht einmal dir selbst!

Seit dem Tod ihres Bruders wird Doro von Halluzinationen verfolgt, aber eigentlich dachte sie, das langsam in den Griff gekriegt zu haben. Doch als sie mit ihrer Mutter aufs Land zieht, scheint die neue Umgebung erneut etwas in ihr auszulösen. Stimmen verfolgen sie. Und eines Nachts sieht Doro in ihrem Garten einen Jungen: verstört, abgemagert, verzweifelt. Der Junge bittet sie um Hilfe – und ist dann spurlos verschwunden. Wenig später erfährt Doro, dass er schon vor ihrer Begegnung Selbstmord begangen haben soll …

Ein abgründiges Verwirrspiel um dunkle Geheimnisse – und die Angst vor dem „Bösen“ in der eigenen Seele.

 

Mein boeses_Herz 

Autor: Wulf Dorn
Verlag: cbt
Erschienen: 27.02.2012
ISBN: 978-3570160954
Seitenzahl: 411 Seiten



Die Grundidee der Handlung
Doro, 16 Jahre alt, hat eine ungewöhnliche Gabe. Sie ist eine „Synnie“, eine Synästhetikerin, und verfügt über eine besonders sensible Wahrnehmung. Sie sieht hinter jedem Menschen eine ihn charakterisierende Farbe und reagiert wie ein ganz besonders „fein gestimmtes Instrument“. Traumatisiert von dem Tode ihres kleinen Bruders Kai und die Erlebnisse vor dessen Tod verdrängend, gerät Doro immer mehr in einen psychischen Ausnahmezustand. Sie sieht Kai, mit schrecklich verzerrtem Gesicht, als erschreckend reale Halluzination immer wieder auftauchend, aber auch ein Insektenmädchen mit riesigen Augen. Der sie therapierende Psychologe versucht sie an den Moment vor dem Tod ihres Bruders heranzuführen. Ihr Unterbewusstsein aber scheint alles zu tun, um dieser Wahrheit zu entgehen.

Das erste Buch Wulf Dorns, das er speziell für Jugendliche ab 14 Jahre geschrieben hat, kann auch Erwachsene faszinieren. Wieder einmal taucht er mit seiner Protagonistin tief in die psychischen Abgründe der Seele ein und lässt den Leser im Ungewissen, was nun Einbildung, was Realität ist. Ein Buch, das wirklich durchweg fesselt und dessen Finale trotz allen Vorahnungen und Andeutungen nochmals überrascht.


Stil und Sprache

Wulf Dorn beschreibt in seinem ersten Jugendbuch das Geschehen aus der Ich-Perspektive seiner Protagonistin Doro. Damit schafft er von Anfang an eine starke Verbundenheit zur Hauptperson. Der Leser ist vollkommen in die Gefühlswelt Doros eingebunden. Die Sprache ist der Welt der Jugendlichen angepasst. Sehr sensibel und detailliert werden die einzelnen Situationen beschrieben. Vor allem auch Doros Halluzinationen haben eine solche Intensität und sind so gefühlsgeladen, dass man auch als Leser mit ihr fast verzweifeln könnte.

So wie Doro langsam begreift, was wirklich mit ihr los ist und dennoch darum kämpft, dass nicht alles, was sie erlebt, unter den Aspekt ihrer psychischen Krise fällt, wird auch der Leser mehr und mehr in dieses Verwirrspiel zwischen Wahn und Realität hineingezogen. Die Auflösung am Ende ist heftig, aber auch in sich stimmig, die Aussage des Buches faszinierend. Das Böse wohnt in jedem von uns: Es ist nur die Frage, ob man es zum Vorschein kommen lässt.

Der Geschichte vorangestellt ist ein Interview mit dem Autor, das die Hintergründe der Geschichte rund um Doro genauer beleuchtet. Vielleicht sollte man dieses Interview erst am Ende des Buches lesen, da man ansonsten schon zu viel Detailwissen mit auf den Weg bekommt. Dennoch ist es sehr aufschlussreich und auch die Gestaltung mit den Fotos des Autors ist gelungen.


Figuren

Doro ist die zentrale  Figur, um die sich alles dreht und deren Schicksal auch das der anderen Figuren mitbestimmt. Aus ihrer Ich-Perspektive wird alles berichtet und dem Leser ist sie am Ende sehr vertraut. Sie wird in ihrer Gefühlswelt, ihrer psychischen Ausnahmesituation sehr gut beschrieben. Sie versucht trotz ihrer psychischen Wahnvorstellungen und der nachvollziehbaren Zweifel ihrer Umwelt, an dem Erlebten festzuhalten und Beweise zu finden, dass es wirklich real war.

Die Situation der Mutter, ihr Verhalten, ihre Angst und ihre Liebe zur Tochter, die so vieles erträgt, wird gut vermittelt. Die neu gefundenen Freunde im Dorf, Julian und David wie auch die Rolle Kevins und Julians Vater, der zugleich Doros Therapeut wird, sind überzeugend.

Julian, der Nachbarsjunge, der Doro zunächst sehr verständnisvoll entgegentritt und bei dem man erst sehr viel später seine tatsächlichen Beweggründe für sein Verhalten erfährt, ist eine Figur, die zum Ende hin doch recht schockiert und der, so wie Doro auch, dem Bösen erliegt. Nur gibt es für ihn kein Happy End.


Aufmachung des Buches
Das gebundene Buch hat ein sehr ansprechendes und tiefgründiges Cover. Dieses wird direkt im Buch eine wichtige Rolle spielen und in der Szene auch genauer erklärt. Doro sieht diese Schrift, während sie im Schwimmbad im Becken taucht und auch die tiefrote Farbe des Hintergrundes verweist auf die Gefühlssituation Doros, sobald sie eine solche Halluzination erfährt. Das Buch mit seinen 411 Seiten ist in insgesamt 73 teilweise sehr kurz gehaltene Abschnitte in 5 Kapiteln unterteilt, denen auch noch ein kurzer Epilog und Nachwort folgen. Dies gibt der Geschichte noch zusätzlich viel Bewegung und treibt den Leser voran.


Fazit

Ein Thriller für Jugendliche und mit Jugendlichen in den Hauptrollen, der ein eher ungewöhnliches Thema in den Mittelpunkt stellt: Wie geht die Psyche mit Erlebtem um, das eigentlich nicht sein darf und auch nicht bewusst werden soll? Ein Buch das bewegt, zum Nachdenken auffordert und auch so spannend geschrieben ist, dass man es kaum beiseitelegen möchte. Wahre Psychothriller-Fans kommen hier ganz auf Ihre Kosten!


4 Sterne


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