Smaller Default Larger

3 Göttliche Gebote – 3 Tödliche Gedanken – 3 Grausame Morde

England 1583. Als Ketzer auf der Flucht vor der Inquisition kommt Giordano Bruno nach Oxford. An seinem ersten Morgen im Lincoln College wird er von einem wild bellenden Hund und den entsetzlichen Schmerzensschreien eines Mannes geweckt. Das Tier wurde auf das Opfer gehetzt. Als ein weiterer Geistlicher, der dem katholischen Glauben abgeschworen hatte, brutal ermordet wird, fürchtet Bruno, dass er der Nächste sein könnte - denn der Mörder scheint es auf Glaubensverräter abgesehen zu haben. Holt Bruno die Vergangenheit, vor der er geflohen ist, wieder ein? Und welche Rolle spielt dabei die geheimnisvolle Tochter des Rektors, die sich verdächtig für Alchemie interessiert und für die Bruno verbotene Gefühle hegt?

 

alt 

Originaltitel: Heresy
Autor: Stephanie Parris
Übersetzer: Nina Bader
Verlag: Limes
Erschienen: 26. September 2011
ISBN: 978-3809025863
Seitenzahl: 512 Seiten

 


Die Grundidee der Handlung
Giordano Bruno, ein italienischer Priester, wird wegen seiner Thesen über die Unendlichkeit des Universums von der katholischen Kirche zum Ketzer erklärt. Auf seiner Flucht durch halb Europa kommt er 1583 nach London. Hier trifft er seinen Studienfreund Philip Sidney wieder, der ihn bei seinem künftigen Schwiegervater Sir Francis Walsingham, dem Chef der Geheimpolizei Elisabeths I. einführt. Dieser nutzt Brunos etwas prekäre Lage aus, um ihn als Spion in den Dienst der Königin zu nehmen, und schickt ihn nach Oxford, wo er eine Verschwörung heimlicher „Papisten“ vermutet. Kaum dort angekommen, wird Bruno Zeuge eines Mordes, kurz darauf geschieht ein weiterer. Das Motiv scheint religiöser Fanatismus zu sein und Bruno gerät als abtrünniger Priester selbst in den Kreis der möglichen Opfer.


Stil und Sprache
Stephanie Parris lässt ihren Protagonisten seine Geschichte in der Ich-Form selbst erzählen. Dadurch ist der Leser zwar immer auf der Höhe des Geschehens, sieht es aber somit auch ausschließlich aus Brunos Perspektive. Die Sprache entspricht dem Stil der Zeit, wobei die Höhergestellten sich natürlich einer vornehmeren Ausdrucksweise bedienen, als das Volk auf der Straße.

Der größte Teil der Handlung spielt sich in den Mauern des Lincoln College ab, daher nehmen die Regeln, denen sich die Studenten des 16ten Jahrhunderts unterzuordnen hatten und die Hirarchie innerhalb des Lehrkörpers einen breiten Raum ein. Die vielen „Dispute“ dieser gelehrten Herren, die sich mit dem damaligen Verständnis von Wissenschaft und Magie, Glauben und Aberglauben beschäftigen und für heutige Verhältnisse kaum noch nachvollziehbar sind, bescheren dem Buch leider einige Längen, mit jedem weiteren Mord kommt aber dann doch noch Spannung auf. Die Beschreibung der Opfer ist teilweise recht drastisch und blutig und könnte manchem Leser ein wenig zu ausführlich sein.

Der historische Hintergrund, d.h. der religiöse Konflikt zwischen Protestanten und Katholiken, ist recht gut dargestellt, allerdings vermisst man dazu, vor allem aber zur Person Giordano Brunos, ein Nachwort der Autorin.


Figuren
Giordano Bruno (1548 - 1600) - exkommunizierter Priester, Dichter und Philosoph - ist eine historische Person und sein Leben recht gut dokumentiert. Von 1583 bis 1585 hielt er sich in England auf und wurde vermutlich auch mit den dortigen Spannungen zwischen den Protestanten um Elisabeth I. und den Katholiken - die die gefangene Maria Stuart auf den englischen Thron setzen wollten - konfrontiert. Stephanie Parris baut auf dieser Möglichkeit ihre Geschichte auf.

Bruno ist 1583 Mitte 30, hat aber wegen seiner religiösen Überzeugungen schon einiges erlebt und erlitten. Es erscheint daher wenig nachvollziehbar, dass ausgerechnet er sich zum Spion Walsinghams machen lässt, diese Rolle hätte eigentlich ein fiktiver Protagonist glaubwürdiger ausfüllen können. Die übrigen Figuren werden durch die Ich-Form des Buches quasi von Bruno selbst geschildert. Da ihm die meisten Mitglieder der College-Leitung skeptisch, misstrauisch, sogar feindlich gegenüber stehen, unterscheiden sie sich in der Beschreibung nur wenig voneinander, bis auf die Namen sind sie beinahe austauschbar. Sophia, die Tochter des Rektors, verkörpert in der männerlastigen Welt des Campus das einzig Weibliche, aber auch sie wird nicht besonders sympatisch charakterisiert, sondern wirkt kalt und ichbezogen. Dass Bruno glaubt, in sie verliebt zu sein, ist wenig einleuchtend.


Aufmachung des Buches
Das Hardcover zeigt vorn ein großes rotes Kreuz, das auf seinem Querbalken in schwarzen Lettern den Titel trägt. Darüber steht der Name der Autorin. Auf der Rückseite lassen einige „Blutstropfen“ rund um den Klappentext auf einen spannenden Inhalt hoffen.

Der Prolog von 1576 schildert die Gründe für Brunos Flucht aus dem Kloster. Teil 1 – London – enthält lediglich ein kurzes Kapitel, während Teil 2 – Oxford – aus 21 Kapiteln besteht, die einen Zeitraum von einer Woche im Mai 1583 umfassen, gefolgt vom Epilog im Juli, der sich wiederum in London abspielt. Eine kurze Danksagung der Autorin beschließt das Buch. Anmerkungen zu den historischen Hintergründen gibt es leider nicht.


Fazit
Ein historischer Roman, der seine Spannung einzig durch die recht bizarren Mordfälle erhält, während die Figuren leider ziemlich blass bleiben.


3 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo