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Das ist nicht alles echt. Das bin nicht ich. Man sieht alles, nur das Entscheidende nicht. Was man sieht: perfekt Lippen, zu einem perfekten Lächeln verzogen. Perfekte Haut, die sich straff über einen perfekten Körper spannt. Man sieht, was man sehen will. Nur mich sieht man nicht.

 

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Originaltitel: Wired
Autor: Robin Wasserman
Übersetzer: Claudia Max
Verlag: script5 Verlag
Erschienen: Sept. 2011
ISBN: 978-3-8390-0115-8
Seitenzahl: 384 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Die Zukunft. Die Menschheit hat sich in eine Zweiklassengesellschaft gesplittet, in der die Konzerne das Sagen haben. Lia Khan, die bei einem Autounfall so schwer verletzt wird, dass ihr reicher Vater – um ihr das „Leben“ zu retten –  die neuronalen Strukturen und Erinnerungen seiner Tochter in einen künstlichen Körper hochladen lässt, verdammt ihren Vater für diese Entscheidung. Sie hasst es, in einen künstlichen Körper – einem Eigentum der Konzerne – eingesperrt und ihnen hilflos ausgeliefert zu sein. Trotzdem gehorcht sie den Vorgaben des Konzerns und ihres Vaters für eine gewisse Zeit, als Gegenleistung dafür, dass für ihren zerstörten Mech-Freund Riley ein neuer Körper zur Verfügung gestellt wurde. Als Lia als Teil dieser Vereinbarung für eine gewisse Zeit in der Realityshow VidLife mitmacht, wird sie von dem Mech Jude aufgespürt. Er lässt ihr geheime Dokumente über den Autounfall, durch den sie zum künstlichen Menschen wurde, zukommen und kommt einem furchtbaren Geheimnis auf die Spur. Unterstützt von ihrer Schwester Zoe beginnt sie tiefer zu graben und deckt eine Verschwörung auf, die nicht nur ihr eigenes Leben, sondern auch die Existenz aller künstlichen Menschen bedroht. Schließlich muss Lia eine schwere Entscheidung treffen.

In dem Roman wird die moralische Problematik des „Menschseins“ in der Handlung sehr gut umgesetzt. Besonders die Ängste und Differenzen zwischen den „wirklichen“ Menschen und den Mechs, die zwar über einen synthetischen Körper verfügen und durch das „Hochladen“ praktisch unsterblich sind, aber genauso denken und fühlen wie ihre naturbelassenen Mitbewohner. Und es bleibt die Frage offen: Was genau macht einen Menschen aus?


Stil und Sprache
Das Buch ist, wie schon die beiden Vorgängerromane, in der Ich-Form aus der Sicht von Lia Khan geschrieben. Die Geschichte beschreibt sehr eindringlich eine Klassengesellschaft, die auch in unserer Gesellschaft immer ähnlichere Züge annimmt. Besonders die Unterschiede zwischen Reich und Arm, die enorme Machtposition der Konzerne, die diese gewissenlos ausnützen und die großen Probleme, die bei einer solchen Konstellation entstehen, werden hier beängstigend real dargestellt. Gut verpackt in eine sehr spannende Geschichte um Schuld, Geheimnisse und Entscheidungen, taucht der Leser in eine Welt ein, die möglicherweise nicht ganz so weit hergeholt ist.

Besonders Lias Gefühlswelt, die von Verwirrung, Zorn und Schuldgefühlen bis zu tiefer Entäuschung und Entsetzen reicht, als sie das Geheimnis um ihren Unfall lüftet, macht die Geschichte lebendig und kurzweilig. Durch den „Dominoeffekt“, den ihre Entdeckung auslöst, wird dem Leser vor Augen geführt, wie schnell eine Sache, die scheinbar nur eine Familie betrifft, eskalieren und Auswirkungen auf viele andere Personen nach sich ziehen kann. Mehrere unverhoffte, aber doch meistens nachvollziehbare Entscheidungen der Protagonisten und die brodelnden Emotionen zwischen den Figuren halten die Spannung bis zum Schluss hoch. Bedauerlicherweise wird der Grund für das plötzliche, eigenartige Verhalten von Lias Mutter nicht genannt, sodass man auf Spekulationen angewiesen ist. Hier ist sie allerdings nicht ganz alleine, denn auch einige andere Nebenpersonen verhalten sich ab und zu nicht ganz charaktergemäß. Doch da der Großteil der Handlungen gut nachvollziehbar und verständlich ist, stört es auch nicht übermäßig.

„Wired“ ist ein würdiger und toller Abschluss der Trilogie über den Kampf einer jungen Frau, die versucht, sich selbst zu finden, während sie gleichzeitig gegen die rücksichtslose Diktatur der Konzerngesellschaften, die nur an Macht und Geld interessiert sind, kämpft.


Figuren
Da die Figuren mit ihrer Vorgeschichte aus den anderen beiden Teilen einsteigen, tragen alle ihr ganz persönliches Päckchen. Die neue Situation, nach der Katastrophe am Ende des zweiten Teiles hat alle Figuren in eine neue, ungewohnte Situation gebracht, die sie in den Griff zu bekommen versuchen. Da die Geschichte aus der Sicht von Lia Khan erzählt wird, ist ihre Entwicklung natürlich am besten nachzuvollziehen. Doch durch sie und ihre Interaktion mit den anderen Figuren wird die Wandlung jedes Einzelnen in ihrer Umgebung gut sichtbar. Da man Lia im Prinzip permanent begleitet und immer auf ihrem Wissensstand ist, kann man ihre Reaktionen und Gefühle sehr gut nachvollziehen. Einzig Jude hat irgendwie seinen "Biss" verloren und wirkt im Gegensatz zu den vorhergehenden Geschichten sehr zahm. Lias Schwester Zoe kommt ihrer Schwester wieder näher und beginnt auch ihre Ansichten zu hinterfragen. Die Eltern der beiden Schwestern reagieren zu Beginn erwartugnsgemäß, wobei Lias Mutter zum Ende der Geschichte jedoch plötzich verwirrend untypisch agiert.

Da es für Lia und die anderen Mechs am Schluss um weiterexistieren oder nicht geht, agieren die Protagonisten alle sehr motiviert und gut nachvollziehbar. Auch die Motive und Handlungen der „Gegenseite“ sind auch in der heutigen Zeit bedauerlicherweise keine Seltenheit und dadurch erschreckend leicht vorstellbar.


Aufmachung des Buches
Das Buch ist fest gebunden und mit einem schwarzen Lesebändchen versehen. Der Hardcovereinband ist in dezentem Grau mit einer in schwarz gehaltenen eiskristallartigen Figur im oberen Drittel gestaltet. Auf dem dunkelmoosgrünen Schutzumschlag wiederholt sich das kristallartige Muster inklusive der eiskristallartigen Figur. Die Geschichte beginnt mit einem Gedicht und einem Zitat. Die 17 großen Kapitel, die wiederum in kleinere, durch eine Leerzeile abgrenzte Kapitel geteilt wurden, sind jeweils mit einer kurzen und prägnanten Überschrift versehen. Auch eine Danksagung der Autorin und eine kleine Vorstellung der beiden Vorgängerbände der Trilogie sind auf den letzten Seiten zu finden.


Fazit
„Wired“ ist ein absolut gelungener Abschluss der Trilogie um das Mädchen Lia Khan. Nahezu alle losen Enden wurden verknüpft und das passende Ende rundet die Story gut ab. Zudem regt das Thema auch besonders durch die neuesten Entwicklungen in der Technik durchaus zum Nachdenken an. Es ist aber auf jeden Fall hilfreich, wenn man die ersten beiden Bände ebenfalls kennengelernt hat, damit man viele Hintergründe besser versteht. Das spannende Leseerlebnis wird besonders auch weibliche Science Fiction-Fans ausprechen und wer die ersten beiden Bände gelesen hat, sollte sich den Roman ohnehin auf keinen Fall entgehen lassen.


4 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Backlist:
Band 1: Skinned
Band 2: Crashed

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