Rubens Alltag ist zwar weder spannend noch erfüllt, aber immerhin schafft er es, Uni und Arbeit ohne fremde Hilfe unter einen Hut zu bringen. Zumindest bis die Stimme aus seinen Träumen in Person vor ihm steht. Denn Kilian ist wirklich ein Traummann – allerdings einer, der auch nicht vor unmoralischen Angeboten zurückschreckt …
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Autor: A. C. Lelis |
Die Grundidee der Handlung
Der 22-jährige Produktionstechnik-Student Ruben hat Probleme mit dem Selbstbewusstsein. Er sieht sich selbst als nicht viel wert an. Das gilt auch für sein Liebesleben, denn als geouteter Schwuler hatte er noch nie einen Freund. Darum machen ihn die Avancen des Radiomoderators Kilian, der eines Tages in dem Café, in dem er jobbt, zu Gast ist, auch unsicher. Was sollte ein gutaussehender und selbstsicherer Mann wie dieser schon von ihm wollen? Erst mal nur Sex – und dafür bietet er Ruben, der für Studium und seinen Lebensunterhalt ja nebenher jobben muss, sogar Geld!
Tatsächlich landen die beiden schließlich im Bett, denn Ruben nahm das Angebot Kilians ohnehin nicht wirklich ernst. Als er nach ihrer gemeinsamen Nacht aber aufwacht und Geld findet, stürzt ihn das in Zweifel. Er wollte sowieso mit dem attraktiven Mann schlafen, aber nicht für Geld. Zornig auf Kilian und sich selbst, geht er diesem aus dem Weg, doch eine Konfrontation lässt sich nicht vermeiden. Beide sprechen miteinander und eine Beziehung entwickelt sich zwischen ihnen, die aber unter anderem durch Fehltritte Kilians und Rubens Verhalten diesen gegenüber zu kriseln beginnt – zeigt er sich doch oft aufgrund seiner geringen Selbstschätzung grenzenlos nachsichtig Kilian gegenüber, wodurch sich der Titel Vorsicht Nachsicht dem Inhalt als sehr treffend erweist.
Die Handlung wird insgesamt sehr rasch vorangetrieben, während das eigentliche Problem – Rubens geringe Selbstachtung – beständig bleibt. Diese macht auch den Kern des Buches aus, da die meisten Krisen durch diese Problematik bedingt werden. Durch den hohen Erotikanteil ist Vorsicht Nachsicht eher für ältere Leser geeignet.
Stil und Sprache
Die Geschichte wird im Präsens und in der Ich-Form aus Rubens Sicht geschildert, wobei sich eines einfachen Stils und umgangssprachlicher Formulierungen bedient wird. Manchmal werden mehrere Satzzeichen (z.B. ?!) genutzt, um beispielsweise Empörung zu verdeutlichen. Auf detaillierte Umgebungsbeschreibungen wird kein Wert gelegt, was mitunter dazu führt, dass man sich das konkrete Umfeld schwer vorstellen kann. Die diesbezüglichen Aussparungen sorgen aber auch dafür, dass die eigentliche Handlung schnell vorangetrieben wird. Die erotischen Szenen, die relativ häufig vorkommen, sind dagegen einem Erotikroman entsprechend ausführlicher und angenehm und prickelnd beschrieben. Etwas unfreiwillig komisch wirkt dabei allerdings, dass Kilian ab und an zufrieden grunzt.
Das Spannungspotential, das durch die sich immer wieder auftuenden Hindernisse in der Beziehung zwischen Ruben und Kilian aufgebaut wird, bleibt bis zum Ende bestehen. Allerdings entstehen auch Konflikte zu anderen Personen aus Rubens Umfeld, zum Beispiel zu dessen Cousin Torben oder dem Kommilitonen Viktor, die die Spannung gleichfalls aufrechterhalten. Dazwischen sorgt die vorkommende Situationskomik für Auflockerung.
Figuren
Die Figuren in Vorsicht Nachsicht sind gut ausgearbeitet, allen voran natürlich Ruben, aus dessen Sicht man das Geschehen erlebt. Ein paar Nebenfiguren bleiben jedoch relativ blass, beispielsweise Rubens Kollegen aus dem Café oder einige Kommilitonen. Die Protagonisten können allerdings überzeugen und ihre Handlungsmotivationen sind nachvollziehbar, wenn auch ihre Aktionen selbst nicht immer verständlich sein mögen - zum Beispiel versucht Torben anfangs auf drastische Weise, Ruben vor Kilian zu ‚schützen‘, da er diesem aufgrund einer Verbindung, die in der Vergangenheit liegt, nicht traut. Kilian wiederum ist vor Verfehlungen nicht gefeit, muss er sich doch erst in die Beziehung mit Ruben einleben, da er zuvor nur offene Beziehungen führte.
Auch Ruben fällt das Beziehungsleben nicht leicht. Er liebt Kilian bedienungslos, glaubt aber nicht daran, diesem lange gerecht werden zu können und sieht schon am Anfang das Ende. Zudem ist er durch sein geringes Selbstbewusstsein auch nicht in der Lage, dem anderen seine Gefühle deutlich zu sagen. Durch die hohen Selbstzweifel verursacht er sich oft Probleme, wo sonst keine wären, und durch die gestörte Kommunikation mit Kilian wird sich sogar dieser sonst selbstbewusste Mann über den Stand der Beziehung unsicher. Und auch der Altersunterschied spielt eine Rolle, denn der 34-jährige Kilian hat ganz andere Erfahrungen im Leben gemacht, was sich nicht nur beim Musikgeschmack zeigt, sondern auch beim Familienleben. Ruben hat zum Beispiel nur gezwungenen Kontakt zu seiner Familie, die seine Sexualität nicht wirklich anerkennen kann. Sein ebenfalls homosexueller Cousin Torben ist damit sein einziger wirklicher Familienkontakt und gleichzeitig auch sein bester Freund, was Auseinandersetzungen mit diesem für Ruben besonders schwerwiegend macht. Als Leser fiebert man dementsprechend mit und würde Ruben doch gerne öfter mal ein wenig zur Seite stehen, der die Probleme mit etwas mehr Selbstvertrauen und klaren Worten doch so schnell aus dem Weg räumen könnte.
Aufmachung des Buches
Vorsicht Nachsicht ist als Softcover und ‚Illustrated Novel‘ anlegt. Demzufolge werden einzelne Szenen durch insgesamt vierzehn Illustrationen auch zeichnerisch umgesetzt. Diese steuert Janine Sander bei. Die Abbildungen legen den Fokus auf Ruben aber auch auf Kilian, und zeigen zudem andere Figuren wie Torben oder Olli. Gefühle der Charaktere werden mit den Zeichnungen gut umgesetzt und bestimmte Schlüsselstellen des Textes hervorgehoben, meist illustrieren die Abbildungen jedoch erotische Passagen, allerdings werden diese nicht zu explizit dargestellt. Auch das Covermotiv, das ebenfalls von Sander stammt und sich über die Buchrückseite weiterzieht, vermittelt den relativ hohen Erotikanteil des Werks. Darauf ist Ruben, nackt im Bett liegend, zu sehen, was sich auf der Rückseite mit seinem restlichen Körper und den ebenfalls unbekleideten Kilian, der ihn streichelt, fortsetzt.
Zu Anfang des Buches findet sich eine Widmung, die die Autorin ihrer kleinen Schwester zuteil werden lässt, dann folgt ein Prolog. Neben diesem umfasst der Roman noch 25 Kapitel und einen abschließenden Epilog. Ein neues Kapitel beginnt dabei auf der sich jeweils anschließenden Seite und mit der fettgedruckten Nennung der Kapitelanzahl. Inhaltliche Absätze werden innerhalb des Kapitels durch Freizeilen und drei kleine, zentriert gesetzte Sternchen markiert. Zwar ist der eigentliche Textkorpus in einer nicht allzu großen Schrifttype gehalten, doch da der Zeilenabstand nicht zu gering ausfällt, ist die Lektüre beschwerdefrei. Nur das etwas durchscheinende, relativ dünne Papier stört ein bisschen. Ein Inhaltsverzeichnis gibt es nicht, doch zum Ende des Buches ein Nachwort, in dem sich Lelis bei Mitwirkenden und Lesern bedankt. Zwei Leseproben von Romanen aus dem Verlagsprogramm schließen das Buch ab.
Fazit
Die gut gestalteten Protagonisten und deren nachvollziehbaren, wenn auch nicht immer angenehmen Handlungen sorgen neben dem die Geschichte schnell vorantreibenden Stil für kurzweilige Unterhaltung. Der erotiklastige Roman wird zudem mit ansehnlichen Illustrationen versehen.
Hinweise
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Auf der FanFiktion.de-Seite der Autorin kann man neben dem Prolog noch ganze 3 weitere Kapitel von Vorsicht Nachsicht lesen.
