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“Ich denke an unsere Ahnen, Tifenn.

Dein Urgroßvater hat den Schnee auf diesen Bergen gesehen. Er hat die Zeit erlebt, wo die Menschen in Frieden lebten. Er herrschte über ein reiches Land. Das war, bevor diese verfluchten Kreaturen erschienen!

In jener Zeit musste sich niemand wie ein Hund hinter hohen Mauern verbergen. Dieser ganze Wall war von Mais- und Weizenfeldern umgeben, soweit das Auge reichte.

Heute ist alles nur noch Feuer und Finsternis.”

 

Finsternis 2 

Originaltitel: Ténébres: Tifenn
Autor: Christophe Bec
Übersetzer: Tanja Krämling
Illustration: Iko
Verlag: Splitter
Erschienen: 07/2011
ISBN: 978-3-86869-201-3
Seitenzahl: 48 Seiten
Altersgruppe: ab 14 Jahren (Empfehlung des Rezensenten)

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Die Grundidee der Handlung
Zunächst erzählt ein Rückblick auf Ioens Kindheit von seiner Vergangenheit, bevor es wieder in die Gegenwart geht. Ioen kehrt mit seinem Vater von einem Turnier zurück, als die Kreaturen angreifen und seine Mutter töten. Gemeinsam mit den Dorfbewohnern flüchten sie, bis sie auf einen Trupp von Gladiatoren kämpfen. Ihnen schließt sich Ioen an, um kämpfen zu lernen, denn sein Hass auf die Kreaturen sitzt tief.

Währenddessen wird die Lage des von Feuer und Lava umschlossenen Königreichs immer verzweifelter, auch Versorgungskonvois kommen nicht mehr durch. Arzamas, der mysteriöse Krieger, der sich die Hand von König Kirgrads verspricht, nimmt den Kampf gegen die Kreaturen auf …


Beurteilung der Zeichnung / Textdarstellung
Mit düster-bedrohlichen Bildern nimmt die Geschichte im zweiten Teil der Trilogie den Faden wieder auf. Die Rückschau in Enoras Vergangenheit beginnt in dem Haus einer Kräuterhexe, die in einem sehr abweisenden Heim im nebelverhangenen Wald haust. Schon mit dem ersten Blick auf diese Szene sorgt Iko für Atmosphäre. Der Rückblick erleichtert dem Leser den Wiedereinstieg, denn eine Zusammenfassung der bisherigen Ereignisse sucht man vergebens.

Ikos Zeichenstil ist wieder einmal exzellent. Dies fängt nicht nur bei den Licht- und Wetterstimmungen an, die er auf das Papier zaubert und mit denen er die Gesamtwirkung weiter verdichtet. Auch seine Landschaften sind von einer Tiefe und Genauigkeit – bis hin in die Weitläufigkeit der Ferne – die Ihresgleichen sucht. Der nächtliche Waldsee zum Beginn des Comicbandes strahlt – in kühles Blau gehüllt - Ruhe und Einsamkeit aus, während der Vollmond für schöne Spiegelungen auf dem Wasser und für Licht- und Schattenspiele am Ufer sorgt. Diese Bilder des Friedens stehen in hartem Kontrast zu den Szenen des Feuers, der Zerstörung und des verzweifelten Kampfes der Menschen gegen die Kreaturen, die jedoch nicht weniger eindrucksvoll sind. Besonders düster ist die in dunkelrotes Licht gehüllte Wohnstätte dieser Monster, die von kleineren, berstenden Vulkanen und Lavaströmen übersät ist.

Die kleineren Dörfer in mittelalterlicher Bauweise werden in feinen Details und stimmig gezeichnet. Ganz anders als der Thronsaal von König Kirgrad: Mit Säulen und riesigen Figuren ist er prachtvoll geschmückt und wird durch hohe Feuerschalen erhellt. Schön sind auch die geschwungenen Gewölbebogen, unter denen sich das Lazarett erstreckt und die schwer verwundeten Männer beherbergt. Der Überblick über die Festungsstadt Shamga, der sich über die volle Breite beider Seiten erstreckt, ist beeindruckend, auch wenn die Stadt erkennbar nicht mehr an ihren einstigen Ruhm heranreichen kann. Dennoch bietet das Panorama viel für das Auge.

Die Figuren fallen – besonders bei Porträtzeichnungen – sehr markant aus, die individuellen Eigenheiten und Gesichtszüge sind sorgfältig herausgearbeitet worden. Der mysteriöse Krieger Arzanas wirkt stark, aber unbarmherzig. Seine Rüstung ist sehr martialisch, Helm und Brustpanzer sind mit feinen Mustern geschmückt, während sein ungewöhnlich geformtes Schwert mit schönen Verzierungen versehen wurde. Der Armee von muskelbepackten Gladiatoren, die auf den ersten Blick wie Barbaren wirken und auch das Cover dieses Bandes zieren, begegnet man ab Seite 21. Die Hexe in Enoras Vergangenheit erinnert mit ihrem „Kopfschmuck“ stark an Medusa, die Seherin von König Kirgrad hingegen ist hässlich und durch ihren Charakter und ihr Alter entstellt.
Auch Gefühle trifft der Zeichner sehr treffend: Zorn und Verzweiflung verzerren das Antlitz des Königs, während aus den Gesichtszügen seiner schönen Tochter Trotz und Angst und der seines Generals der Ernst spricht.

Schrecklich, aber grandios werden die Kreaturen lebendig, die das Land von König Kirgrad in Finsternix halten. Die Köpfe und Körper spiegeln ihre Grausamkeit wieder und erinnern entfernt an einen Mix aus Drachen und den Aliens aus Ridley Scotts gleichnamiger Verfilmung. Gewaltszenen, vor allem auch die Angriffe dieser Monster auf die Bevölkerung, zeigt Iko in realistischer Härte, so spritzen schon mal Blut und Innereien. Auch wenn auf puren Splatter verzichtet wird, sind diese Illustrationen doch nichts für Zartbesaitete.

Zu den jeweiligen Szenen passend wurden die Panels mal mit weißem, mal mit schwarzem Hintergrund umrandet, zudem passen sie sich den Begebenheiten gekonnt an – mal sind sie durch Stege getrennt, mal randlos und überlagern sich mit anderen Bildern. Die Kolorierung ist weiterhin vielfältig und passend, die Farbverläufe genau angesetzt. Doch während die Farben bei Nacht oder in der Düsternis kraftvoll sind, so wirken sie bei Tagesszenen matt und etwas ausgewaschen.


Aufmachung des Comics
Der Comicband entspricht mit dem Hardcover und dem aus dem Hause Splitter bekannten, übergroßen Format der verlagstypischen Aufmachung. Schon auf dem Umschlag gibt es – auf der Vorderseite mit dem Aufmarsch der Gladiatoren, auf der Rückseite mit einer Kampfszene gegen die Kreaturen – einen ersten Ausblick auf Ikos hervorragenden Zeichenstil.

Wie vom Verlag nicht anders bekannt, kann die Materialwahl sowie die Druck- und Verarbeitungsqualität des Comics wieder rundum überzeugen.


Fazit
Die Lage spitzt sich für König Kirgrad zu, denn die Übergriffe der Kreaturen nehmen immer grausamere Ausmaße an. Der mysteriöse Arzamas sowie der junge Ioen werden zur letzten Hoffnung dieses von Feuer und Rauch verdorbenen Landes …
Christophe Bec versteht es, mit dem zweiten Teil der Serie den Leser zu packen, während Iko für exzellent ausgearbeitete Bilder sorgt. Für jeden Fantasy-Begeisterten ein Muss.


5 Sterne


Hinweise
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Backlist
Band 1: Ioen

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