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Im Sudan war er Kriminalkommissar und ein glücklicher Mann. Bis er Ärger mit den Islamisten bekam und auf der Flucht seine Familie verlor. Nun lebt Makana in Kairo, in einem Hausboot auf dem Nil, und hält sich mühsam als Detektiv über Wasser. Makanas neuer Klient indess hat Geld, viel Geld. Saad Hanafi kann sich sogar einen eigenen Fußballclub leisten. Dessen wichtigster Spieler ist verschwunden. Hanafi will ihn unbedingt wiederhaben. Je länger Makana sucht, desto mehr Dreck und Leichen fördert er zutage, und desto mehr bringt er sich selbst in Gefahr.

 

Die dunklen Strassen von Kairo 

Originaltitel: The Golden Scales
Autor: Parker Bilal
Übersetzer: Karolina Fell
Verlag: rororo
Erschienen: 2012
ISBN: 978-3-499-25765-0
Seitenzahl: 444 Seiten



Die Grundidee der Handlung
Makana bekommt eines Tages Besuch von Gaber, Hanafis Geschäftsführer. Hanafi ist sehr einflußreich, besitzt einen guten Ruf im Land und unterhält nebenher eine Fußballmannschaft. Jener Hanafi möchte von Makana, dass er Adil Romario, seinen besten Spieler, findet. Seit einigen Tagen ist er spurlos verschwunden und das Team ist seitdem auf dem absteigenden Ast. Makana, der an chronischem Geldmangel leidet, nimmt an. Die Suche gestaltet sich anfangs sehr schwierig. Keiner scheint Adil gemocht zu haben. Eher nebenbei erfährt er, dass er über einen gewissen Farag versucht hat, ins Filmgeschäft einzusteigen. Dieser wiederum arbeitet mit dem schwerreichen Russen Vronsky zusammen, der für seine legendären Partys bekannt ist. Doch nicht nur Hanafi sucht seinen Schützling, Elizabeth Markham ist auf der Suche nach ihrer Tochter. Makana lernt sie in seinem Lieblingsrestaurant kennen und da diese verzweifelte Frau ihn an seine eigene Vergangenheit erinnert, lässt ihn das Bild nicht mehr los. Kurz darauf wird sie zu Tode gefoltert in ihrem Hotelzimmer gefunden und Makana verliert sich immer öfter in seiner Vergangenheit. Auch die Suche nach Adil bringt ihn immer tiefer in einen Sumpf aus Hass und Rache und er muss aufpassen, nicht als Bauernopfer zu enden.


Stil und Sprache
Der Autor war mir bis dato unbekannt, was für mich eine gewisse Erwartungshaltung gegenüber seinem ersten Roman bedeutet. Erschwerend kommt noch hinzu, dass ich so dicke Bücher - immerhin fast 450 Seiten - eigentlich nicht so gerne mag. Die Gefahr, viele Seiten mit "Blabla" gefüllt vorzufinden, ist einfach sehr groß. Auf der anderen Seite finde ich es durchaus Interessant, mal über einen nicht ganz so oft verwendeten Handlungsort, hier eben Kairo, etwas zu lesen. Parker Bilal steht als Pseudonym für Jamal Mahjoub, der seine Wurzeln im Sudan hat und bereits mehrere Bücher, die sich überwiegend um seine Heimat drehen, veröffentlichen konnte.

‚Die dunklen Straßen von Kairo’ ist als Krimi, in Wirklichkeit fast schon als Thriller zu bezeichnen. Quasi von der ersten Seite an schwingt die Spannung durch das Buch, steigt an, nimmt sich eine kleine Atempause, um dann umso kräftiger wieder fortzusetzen. Besonders die Absätze, in denen der Autor seinen Privatermittler sich an seine Vergangenheit erinnern lässt, gehen sehr tief in die Seele des Lesers. Er beschreibt in diesen Passagen, was Makana während des Regimewechsels in Khartum erlebt hat, die nackte Gewalt, die zügellose Jagd auf anders Denkende, die eigene Angst um die Familie, die Flucht, Folter und Tod von Frau und Kind. Worte und Sätze von Makana, die einen berühren und zu gleich erschüttern.

Auch das Geschehen in Kairo steht dem in nichts nach. Viel Gewalt, Hass aber auch Freundschaft sind zu finden. Der Autor beschreibt seine Szenen und Orte mit sehr vielen Details und malt so ein fast schon perfektes Bild der Geschichte. Als Leser hat man es so sehr leicht, sich in die Handlung fallen zu lassen. Trotz der harten, ungeschönten Bilder wirkt der Text weich und einfühlsam. Ein Stil, der sehr angenehm zu lesen ist und tiefe Eindrücke hinterlässt. Der Autor verwendet nur sehr wenige Fremdworte, die er im Text gleich mit erklärt. Auch die Namen sind gut gewählt und stören den Lesefluss überhaupt nicht.


Figuren
Makana, die Hauptfigur, wirkt auf den ersten Blick sehr ruhig und besonnen. Doch in Wirklichkeit hat er nur gelernt, sich mit seinem Leben zu arrangieren. Bei einem Regimewechsel in Karthum, wo er als Polizist gearbeitet hatte, verlor er auf der Flucht seine Frau und seine kleine Tochter. Seitdem verfolgen ihn immer wieder die Bilder. In Kairo hat er zwar eine neue Heimat gefunden, aber wirklich gut geht es ihm nicht. Hanafis Auftrag, Adil Romario zu suchen und das Zusammentreffen mit Liz Markham scheinen ihm aber bei der Aufarbeitung seiner Vergangenheit zu helfen. Nach dem was er erlebt hat, lässt er sich nicht so schnell einschüchtern und aus der Ruhe bringen, was ihn sehr sympathisch macht. Quasi ein Held, der trotz vieler Rückschläge immer nach vorne blickt. Er geht zielstrebig voran und kombiniert ähnlich meisterlich wie Maigret oder Poirot.

Ansonsten trifft man viele Personen, die dem typischen armen Bild Ägyptens entsprechen. Lieber wegsehen und ohne viel Ärger durchkommen als helfen. Einfach versuchen, das Beste aus dem wenigen was man hat zu machen. Die Bösewichte - es gibt nicht nur einen -  sind skrupellos, herrschsüchtig und egoistisch. Gewalt ist für sie ein Mittel auf ihrem Weg und sie wird ohne viel Federlesens eingesetzt. Die Charaktere bieten alles, was das Krimi- bzw. Thrillerherz höher schlagen lässt. Dass es hier nicht nur Schwarz und Weiß gibt, zeigt das Ende, bei dem selbst der Stärkste durch viele kleine Fehler zu Fall gebracht wird und das Leben sich quasi selbst bereinigt.


Aufmachung des Buches
Das dicke Taschenbuch aus dem rororo-Verlag zeigt auf seinem Cover eine Stadtansicht von Kairo. Zu sehen ist durch die tief stehende Sonne fast schon im Scherenschnitt ein Minarett vor der Kulisse der Stadt. Die Qualität ist nicht schlecht, auch wenn solch dicke Taschenbücher meist nicht mehr als zwei Lesedurchgänge unbeschadet überstehen. Am Ende befindet sich die übliche Verlagswerbung.


Fazit
Ein spannender Krimi im Moloch Kairo, der mit Leichen, Gewalt und einem unverklärten Blick auf die Gesellschaft aufwartet. Wirklich empfehlenswert!


4 Sterne


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