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Mia lebt am Rande einer Grossstadt in einer kleinen dunklen Wohnung. Sie besitzt nur ihre Träume und ein einziges Bilderbuch über einen grossen Eisbär. Eines Tages erfüllen sich plötzlich ihre Träume: Der grosse Eisbär aus dem Buch kommt zu ihr ins Zimmer und nimmt sie mit auf eine geheimnisvoll fantastische Reise, in der all ihre Sorgen abfallen und ihre Eltern einmal nur für sie da sind.

 

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Autor: Beong-gi Bae
Übersetzer: Mirja Maué
Illustration: Seung-min Oh
Verlag: Aracari Verlag
Erschienen: 08/2011
ISBN: 978-3-905945-22-5
Seitenzahl: 36 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Mia ist traurig. Immer sitzt sie alleine in ihrem dunklen Zimmer in der kleinen Wohnung am Stadtrand. Ihre Mutter arbeitet viel, ihr Vater trinkt irgendwo in einer Kneipe. Trost findet das Mädchen beim Betrachten ihres einzigen Bilderbuchs über einen grossen, starken Eisbären. Eines Tages holt der Eisbär Mia ab und macht sich mit ihr auf die Suche nach Mama und Papa, die ihm folgen und sich Zeit für ihre einsame Tochter nehmen.

Die Geschichte ist sehr anrührend und gut umgesetzt. Der Autor und der Zeichner aus Korea haben die Ängste und die Einsamkeit der kleinen Mia gut eingefangen und umgesetzt. Durch die gewählten Farben - zwischen hoffnungslosem Dunkelgrau und lichtem Gelb - werden die beschriebenen Gefühle optimal dargestellt.

Auffällig ist die Direktheit, mit der Autor Beong-gi Bae auf die verschiedenen Themenbereiche eingeht. Einerseits stellt er Mias Einsamkeit in den Vordergrund, andererseits spricht er die Erschöpfung von Mias Mutter und die Alkoholsucht von Mias Vater an. Durch den übermächtigen Eisbär, der dank seiner Größe alle Probleme aus dem Weg zu räumen vermag, stellt er Mia einen starken Verbündeten zur Seite, der sich gegen alle äußeren Einflüsse durchzusetzen vermag. Dies gibt dem Kind - und wohl auch den betrachtenden Kindern - viel Hoffnung.


Darstellung und Umsetzung der Bildgeschichte
Die sprachliche Umsetzung basiert auf einfachen Schilderungen des Lebens von Mia und ihrer Familie. Hier hat die Übersetzerin wohl mitgeholfen, die feinen Botschaften des Autors in den deutschen Text einzubringen und sie für Kinder verständlich zu machen.

Die handelnden Figuren - Kind, Mutter, Vater und Eisbär - sind sehr konsequent ausgearbeitet und dargestellt. Unterstützt wird die Figurenzeichnung durch die bildliche Darstellung. Zeichner Seung-min Oh wählt den Eisbär als weiße, nebulöse Figur, die dennoch viel Wärme verbreitet. Mia ist ein Kind, das seine Bedürfnisse formuliert, ohne auf die Zwänge und Überlegungen der Erwachsenen einzugehen, was sie sehr glaubwürdig erscheinen lässt. Das angesprochene Zielpublikum - Kinder von 5 bis 7 Jahren - wird sich in Mia gewissermaßen wiedererkennen. Eher negativ dargestellt ist der Vater, der seiner Trunksucht nachhängt und sein Kind deswegen vernachlässigt. Hier wird zwar ein gesellschaftspolitischer Missstand angesprochen, die dunkle Zeichnung der Figur - sowohl sprachlich als auch optisch - bedarf aber unbedingt einer Erklärung durch Erwachsene, die das Buch zusammen mit ihren Kindern anschauen sollten. Die Mutter - weicher, aber auch blasser dargestellt - bringt zusätzliche Wärme in Mias Leben und bricht damit etwas die scharfe Spitze, die die Geschichte selber bildet.

Text und Bild bieten eine überzeugende Einheit, dass eine Element könnte ohne das andere kaum auskommen - denn die Bilder sind für sich selber nur bedingt erklärend. Die kleinen Textelemente bieten den notwendigen Hintergrund und vertiefen dadurch den Effekt der Bilder.


Aufmachung des Buches
Mias Traumbär ist ein gebundenes Bilderbuch, das mit großflächigen Illustrationen arbeitet und entsprechend eindrücklich wirkt. Solide Pappdeckel und hochwertiges Papier machen das Buch zu einem qualitativ überzeugenden Werk, das auch eine etwas unsanftere Handhabung verzeihen mag. Ideal also für die Hand von Kindern, die aus dem ersten Bilderbuchalter heraus gewachsen sind. Das Cover mit dem Eisbär spricht an und vermittelt Liebenswürdigkeit.


Fazit
Das Bilderbuch ist ein Werk, das vor allem Kinder ansprechen dürfte, die dazu in der Lage sind, sich auch mit einer etwas problematischeren Familiensituation zu befassen. Allerdings wäre es wichtig, dass Erwachsene den Stoff des Buches mit den Kindern besprechen und - wenn nötig - auch ins richtige Licht rücken. Geschieht dies, kann das Bilderbuch mit einer überraschenden Tiefe aufwarten.


4 Sterne


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