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BLUTROT BLÜHT DIE ROSE VON LANCASTER.

Mit kaum zwölf Jahren wird Margaret Beaufort aus dem Hause Lancaster 1455 mit Edmund Tudor verheiratet. Die Familie wartet ungeduldig auf einen Thronfolger. Tatsächlich bekommt Margaret, selbst noch ein Kind, einen Sohn: Henry.
Als mit dem Rosenkrieg ein tödlicher Kampf um die Krone entbrennt, gilt Margarets ganzes Streben einem einzigen Ziel: Ihr Sohn soll König von England werden. Denn in einem ist Margaret sich sicher: Gott steht auf ihrer Seite.

 

Der Thron der roten Koenigin 

Originaltitel: The Red Queen
Autor: Philippa Gregory
Übersetzer: Elvira Willems und Astrid Becker
Verlag: rororo
Erschienen: 1. November 2011
ISBN: 978-3499256721
Seitenzahl: 480 Seiten

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Die Grundidee der Handlung
Margaret Beaufort (1443-1509) ist als Urenkelin von John of Gaunt - Sohn Edwards III. –  die letzte Erbin des Hauses Lancaster, falls König Henry VI. von England ohne Nachkommen sterben sollte. Als Mädchen selbst nicht regierungsfähig, liegt ihr Wert für ihre Familie einzig darin, den nächsten Thronfolger zur Welt zu bringen - und das so schnell, wie möglich. Schon mit 12 Jahren wird Margaret daher verheiratet und ist bereits ein Jahr später Witwe und Mutter.  Der bald darauf ausbrechende Kampf um die Krone zwischen den Häusern Lancaster und York bringt sie und ihren Sohn mehr als einmal in Gefahr, aber Margaret glaubt fest daran, dass Gott sie dazu ausersehen hat, England eine neue Königsdynastie zu geben. 


Stil und Sprache
Philippa Gregory lässt die Hauptfigur ihre Geschichte fast durchweg in „Ich-Form“ selbst erzählen. Lediglich die Schilderungen einiger Schlachten - bei denen Margaret natürlich nicht anwesend war - werden dem Leser durch einen unbekannten Beobachter von außen vermittelt. Wie bereits in mehreren ihrer biografischen Romane, benutzt die Autorin die Gegenwartsform (Präsens), um stets nahe am Geschehen zu sein und dadurch Spannung zu wecken. Das gelingt ihr jedoch diesmal nicht sehr überzeugend. Besonders am Anfang, als die erst Neunjährige seitenlang über ihre Sehnsucht nach „Heiligkeit“ philosophiert, lesen sich die überwiegend sehr kurzen Sätze zeitweise recht monoton und wenig flüssig.  Überhaupt nimmt die Beschreibung ihrer Frömmigkeit, ihrer Kirchgänge und Gebete, einen sehr breiten Raum ein. Die Religion war ein ganz wichtiger Teil des mittelalterlichen Lebens, der Gehorsam der Tochter gegenüber den Eltern, der Ehefrau gegenüber dem Gatten, war gottgewollte Pflicht und dürfte das auch für Margaret Beaufort gewesen sein. Daher mutet es schon etwas seltsam an, wenn die Autorin diese Themen einerseits historisch korrekt und zeitgemäß schildert, andererseits aber die12-jährige Ehefrau im Gebet über die „Vergewaltigung“ durch ihren Gatten klagen lässt, der sie nur "benutzt", um einen Erben zu bekommen. Aber gerade das war in den Augen der Kirche überhaupt Sinn und Zweck der Ehe, alles andere galt als Sünde und solche „emanzipierten“ Gedanken wären der frommen Margaret mit Sicherheit nie in den Sinn gekommen.

Obwohl das Buch in einer der spannendsten Epochen der englischen Geschichte spielt, ist davon nur ab und zu – hauptsächlich bei der Schilderung der entscheidenden Schlachten – etwas zu spüren.Das liegt in erster Linie daran, dass die Hauptfigur zu sehr auf sich selbst „fixiert“ ist und nicht wirklich mit den tatsächlichen historischen Ereignissen zu einem - für den Leser - befriedigenden Ganzen verschmilzt.


Figuren
Nach den Quellen wird die Mutter Henrys VII. - des ersten Tudorkönigs -  als sehr fromm, gebildet und mildtätig geschildert. Dass sie als halbes Kind - ohne Rücksicht auf ihre Wünsche und Gefühle - verheiratet wurde, um die Macht und den Reichtum ihrer Familie zu sichern, war ein Schicksal, das im 15ten Jahrhundert völlig normal war, dem heutigen Leser aber barbarisch erscheinen muss. Daher sollte er eigentlich Mitleid und Sympathie für Margaret empfinden, aber genau das wird ihm hier nicht leicht gemacht. Natürlich schildert eine „Ich-Erzählerin“ eine Geschichte stets aus ihrer ganz persönlichen Sicht und stellt sich selbst dabei so gut wie möglich dar, aber sie – bzw. die Autorin – sollte darauf achten, auch ein paar kleine menschliche Schwächen zu zeigen, um positve Gefühle beim Publikum zu wecken. Doch Margaret Beaufort ist in diesem Buch so sehr davon überzeugt, dass ihr Wille auch der Wille Gottes ist, dass sie eine Heilige geworden wäre – wenn man sie nur hätte ins Kloster gehen lassen –, und dass allein ihre Berufung zur Königinmutter ihrem Sohn den Thron gesichert hat und wird nicht müde, das so oft zu wiederholen und zu betonen, dass sie damit beim Leser eher wachsende Abneigung, als Bewunderung auslöst.

Über die „Rosenkriege“ ist schon viel geschrieben worden. Daher sind die wichtigsten historischen Personen des Buches – Henry VI., Marie von Anjou, Jasper Tudor, Edward IV., dessen Gattin Elisabeth Woodville und ihre Mutter Jaquetta, sowie die Adeligen und Heerführer beider Seiten – und auch der Verlauf und der Ausgang des Thronstreites recht gut bekannt und dokumentiert. An den tatsächlich verbürgten Handlungen der Akteure hat Philippa Gregory nichts gravierendes verändert, aber ihre „private“ Persönlichkeit wird ausschließlich aus Sicht von Margaret Beaufort beschrieben und „sie“ lässt dabei soviel Hass, Neid und Missgunst walten - wiederum nur erfüllt von ihrer eigenen Wichtigkeit -, dass der weniger informierte Leser sich kaum ein rechtes Bild von den geschilderten Personen machen kann.


Aufmachung des Buches
Das schwarzgrundige Cover des Taschenbuches ist an den Rändern von stilisierten roten Weinblättern umrankt. Winzige weiße Kronen, rote Schwerter, Bogen und Schilde sind unregelmäßig darüber verteilt. Ein goldgefasster Rahmen zeigt das Portrait einer jungen Frau mit einer Giebelhaube, wie sie zu Beginn des 16ten Jahrhunderts - also erst gegen Ende von Margaret Beauforts Leben - von vornehmen Damen getragen wurde. Darunter steht in weißen Buchstaben der Titel und in großen Goldlettern der Name der Autorin.

Das Buch ist in 51 datierte Kapitel unterschiedlichster Länge – manche nur knapp 2, andere mehr als 20 Seiten lang – eingeteilt und umfasst einen Zeitraum von 32 Jahren. Eine Karte Englands mit den Schlachten der „Rosenkriege“ sowie ein Stammbaum der daran beteiligten Dynastien Lancaster und York sind der Handlung vorangestellt - bei Letzterem wurden die Daten der beiden Ehefrauen König Richards II. verwechselt. Ein Personenverzeichnis sucht man leider vergebens. Um sich zwischen den vielen gleichlautenden Namen und oft verwirrenden Verwandtschaftsgraden zurechtzufinden, wäre ein solches sehr hilfreich gewesen. Die Anmerkungen der Autorin am Schluss des Buches enthalten ein sehr kurzes Nachwort zur Hauptperson, eine Danksagung und eine recht umfangreiche Literaturliste.


Fazit
Margaret Beaufort ist als Stammmutter der Tudor eine wichtige und interessante Figur der englischen Geschichte. Dieses - ganz ihr gewidmete - Buch habe ich daher mit Spannung erwartet, zumal mir der Roman über ihre „Rivalin“ Elisabeth Woodville - „Die Königin der weissen Rose“ - sehr gefallen hat. Der historische Hintergrund ist zwar auch diesmal sehr gut recherchiert und beschrieben, aber leider ist es der Autorin nicht gelungen, mir Margarets Persönlichkeit genauso glaubwürdig und überzeugend nahe zu bringen.

 
3 Sterne


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.de

„Der Thron der roten Königin“ ist das zweite von drei Büchern, in denen Philippa Gregory drei Frauen - die zur Zeit der „Rosenkriege“ eine besondere politische Rolle gespielt haben - zu Wort kommen lässt. Jede beschreibt den Kampf um die englische Krone als Ich-Erzählerin aus ihrer ganz persönlichen Sicht. Es ist also keine Fortsetzung im eigentlichen Sinne, sondern jedes Buch steht für sich und kann unabhängig von den anderen gelesen werden, wobei die historischen Ereignisse und Personen zwar die gleichen sind, aber eben aus der Perspektive der jeweiligen Hauptfigur geschildert werden. Bereits erschienen ist „Die Königin der weissen Rose“, das dritte Buch liegt noch nicht auf Deutsch vor.

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