Smaller Default Larger

Sie dachten, der Tod wäre das Schlimmste. Sie haben sich getäuscht.

Eine  junge Frau, allein, gefangen in der Dunkelheit. Sie ahnt, dass ihr Leben bald vorbei sein wird – nur um festzustellen, dass es schlimmere Dinge gibt, als zu sterben ... Derweil erfährt Kriminalkommissarin Nele Karminter von einer erschreckenden Studie: Einer von fünfundzwanzig Menschen hat kein Gewissen, ist ein potentieller Psychopath. Eine Theorie, die sich für Nele bald in blutige Praxis verwandeln wird. Denn kurz darauf wird sie zu einem Tatort gerufen – und zu der grausam entstellten Leiche eines jungen, seltsam bleichen Frau …

 

Bleicher Tod 

Autor: Andreas Winkelmann
Verlag: Goldmann
Erschienen: November 2011
ISBN: 9783442475896
Seitenzahl: 382 Seiten

Hier geht's zur Leseprobe


Die Grundidee der Handlung
Freitag, 26. Februar bis Dienstag, 2. März, nur wenige Tage und doch für den Leser dieses Thrillers ein nicht endend wollender Zeitraum des Grauens, welches ihn wirklich das Fürchten lehrt. Schon der Prolog lässt den Leser frösteln: Eine junge Frau in Todesangst, gefesselt, nackt, dem Peiniger hilflos ausgeliefert. Doch das ist erst der Beginn eines grauenhaften Szenarios. Ein Psychopath quält seine Opfer zu Tode, entkleidet sie, besprüht sie mit Wasserstoffperoxid, einer Substanz, die die Haut des Opfers bleicht, bei zu hoher Konzentration aber verätzt - und das bis auf die Knochen. Nele Karminter und ihrem Team bleibt nicht viel Zeit. Und je näher sie dem Täter kommen, desto unberechenbarer wird er.

Andreas Winkelmann hat sein Buch „allen starken Frauen dieser Welt“ gewidmet. Doch sein Inhalt ist zunächst ein anderer. Hier stehen sie als Opfer im Mittelpunkt, scheinbar hilflos, gedemütigt, einem Psychopathen ausgeliefert. Doch es gibt in ihnen auch die andere Seite, der unbedingte Wille zu überleben, der ungeahnte Kräfte freisetzt.


Stil und Sprache

Andreas Winkelmann schafft hier einen Psychothriller, der seinesgleichen sucht. Von der ersten Seite an packt er den Leser und lässt ihn nicht mehr bis zur Auflösung am Ende zur Ruhe kommen. Er arbeitet mit verschiedenen Blickwinkeln. Aus Sicht der Opfer, der ermittelnden Polizisten, des involvierten Privatdetektives, der Ehefrau, des Psychopathen selbst baut er ein Gefüge an Eindrücken und parallel laufenden Handlungssträngen, die - immer wieder abrupt endend- , doch auf ein letztes Ziel hinauslaufen, die direkte Konfrontation mit dem Psychopathen selbst.

Dabei schafft er es in jeder Situation immer und immer wieder eine kaum erträgliche Spannung aufzubauen. Der Leser muss dann einfach wissen, wie es weitergeht und findet sich stattdessen in der nächsten Situation wieder, ohne die erleichternde Auflösung der vorherigen sofort zu erhalten. So liest man von Seite zu Seite, Kapitel zu Kapitel, um endlich am Ende „Erlösung“ zu finden. Ein Buch, das wirklich mitreißt. Jede Szene wirkt so unglaublich echt, die Gefühle der Beteiligten sind gleichermaßen schockierend wie fesselnd.

Dabei schafft es Winkelmann, den Leser immer mehr in die Welt des Psychopathen einzuführen. Mit Hilfe der Ausführungen der zum Fall hinzugezogenen Psychologin Dr. Sternberg begreift man immer mehr die Zusammenhänge. Faszinierend sind ihre Ausführungen, ihre Begründungen, warum er so handelt, dass er Mitleid sucht und aus jeder Situation als Sieger hervortreten will. Interessant sind auch die Ausführungen des Autors im Nachwort. Statistisch gesehen ist einer von 25 Personen ein Psychopath – und jeder muss schon mehrfach in seinem Leben einem solchen, ob bewusst oder unbewusst, begegnet sein. Nach der Lektüre dieses Buches wird dieser Gedanke niemanden mehr kalt lassen.


Figuren

Die Figuren werden dem Leser sehr detailliert nahe gebracht. Es gibt gleich mehrere Hauptfiguren, bezeichnenderweise sind fast alle Frauen. Zunächst die beiden ermittelnden Kommissarinnen Nele Karminter und Anouschka Rossberg, die auch privat zusammen sind, sowie die Psychologin Dr. Barbara Sternberg, aber auch die Polizistin Tanja Schildknecht, die eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Dann auf Seiten der Opfer die 18-jährige Daniela Gerstein, Miriam Sieger, Nicola Sadowski, nicht zu vergessen Jördis und ihre Freundin Carla. Und auf der Männerseite vor allem der Privatdetektiv Alexander Seitz sowie der/die Täter.  

Andreas Winkelmann schafft es, seine Figuren so genau und treffend zu beschreiben, dass man jede von ihnen klar vor sich sieht. Dennoch bleiben Ungereimtheiten, kann man nicht wirklich nachvollziehen, wieso der Psychopath sich letztendlich genau so verhält, genauso wie seine Opfer. Aber genau das ist ja auch am Ende so faszinierend: das Paradoxe, das Krankhafte bleibt.


Aufmachung des Buches
Das Taschenbuch hat ein sehr passendes Cover. Es zeigt den Titel „Bleicher Tod“ in großen Lettern, wobei „TOD“ in blutroter Farbe geschrieben ist. Links oben ist eine verdorrte Pflanze, scheinbar im Schnee liegend, abgebildet, an deren einem Blattende ein Tropfen Blut herunterfällt. Dies erinnert stark an das Cover des letzten Buches von Winkelmann, „Blinder Instinkt“. Die Kapitel sind jeweils mit fortlaufendem Kalendertag und Datum versehen, wobei es hier nur eine zeitliche Einteilung ist. Inhaltlich findet ein stetiger Handlungswechsel in den Kapiteln selbst statt. Der kurze Prolog versetzt den Leser sogleich ins Geschehen. Das Nachwort betont nochmals die Relevanz auch für das „normale Leben“.


Fazit

Ein Psychothriller, den man nicht verpassen sollte. Neben der unglaublichen Spannung und dem Grauen, das im Mittelpunkt steht, vermittelt er auch das Bild von Frauen, die nicht in ihrer Opferrolle bleiben, sondern sich wehren und ungeahnte Kräfte mobilisieren können.


4 5 Sterne


Hinweise

Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

Facebook-Seite

FB

Partnerprogramm

amazon

Mit einem Einkauf bei amazon über diesen Banner und die Links in unseren Rezensionen unterstützt du unsere Arbeit an der Leser-Welt. Vielen Dank dafür!

Für deinen Blog:

BlogLogo