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„Die Isländer schufen eine gigantische Literatur … Die Sagas sind eines der außergewöhnlichsten Ereignisse in der Literaturgeschichte.“ Jorge Luis Borges

Ein Feuerwerk aus Mord und Schönheit: Die fünf spannendsten Isländer-Sagas, nacherzählt von Tilman Spreckelsen, rau und poetisch illustriert von Kat Menschik.

 

Der Mordbrand 

Autor: Tilman Spreckelsen
Illustration: Kat Menschik
Verlag: Galiani Berlin
Erschienen: August 2011
ISBN: 978-3-86971-046-4
Seitenzahl: 197 Seiten


Die Idee, Stil und Sprache
Folgende Sagas sind in der Anthologie enthalten:

  • Der Dickkopf oder die Saga von Egil Skalla-Grimsson
  • Dem ich das Schlimmste zugefügt oder die Saga von Gudrun Osvifrsdottir
  • Die Augen des Wiedergängers oder die Saga vom starken Grettir
  • Der Mordbrand von Örnolfsdalur oder Die Saga vom Hühnerthorir
  • Der Mann ohne Bart oder Die Saga vom weisen Njál

Islands ältestes und wichtigstes literarisches Kulturgut, von dessen Wahrheitsgehalt viele Isländer bis heute fest überzeugt sind, wurde von anonymen Autoren im 13. und 14. Jahrhundert auf Kalbshäute geschrieben, die Handlung reicht aber noch weiter zurück bis in die sagenumwobene Wikingerzeit um das Jahr 1000 n.Chr. Thematisiert werden die Eroberungszüge der Wikinger allerdings nur in der ersten Saga von Egil, dafür „pendeln“ die einst vom norwegischen Festland übergesiedelten Isländer in fast jeder Geschichte noch ruhelos zwischen ihrer neuen und alten Heimat hin und her, ganz so, als hätten sie ihren endgültigen Bestimmungsort noch nicht gefunden.

Auch wenn die Sagas fiktiven Inhalts sind, die ihre Helden im unerschrockenen, kampfeslustigen oder - im Fall von Njál - weisen Licht erscheinen lassen, gewähren sie doch kleine Einblicke in Leben, Sitten und Rechtsordnung der frühen Inselbewohner. In jeder Geschichte haben wir es mit großen Sippen zu tun, die sich nicht immer nur familiär und freundschaftlich begegnen. Hier wird nicht lange gefackelt, Intrigen, Streit und Fehden enden ausnahmslos im Töten, ganz nach dem Motto „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Anderseits ist man überaus gastfreundlich, nimmt entfernte Sippenmitglieder oder umherziehende Fremde ganz selbstverständlich für mehrere Monate in sein Haus auf und bewirtet sie ohne Gegenforderung.

Wahrscheinlich liegt es an den Kürzungen und Tilman Spreckelsens Nacherzählstil, dass die Sagas auf mich bei weitem nicht die gleiche Faszination ausübten wie auf die Isländer selbst. In rasendem Tempo folgt hier ein Ereignis auf das andere, ohne wenigstens mal kurz innezuhalten für Beschreibungen der Umgebung oder Personencharakterisierungen. Alles dreht sich nur darum. wer gerade was tut. Doch leider mangelt es den Geschichten nicht nur an Atmosphäre und der Möglichkeit zur Identifikation, auch die für mich sehr ähnlich klingenden, weil unvertrauten isländischen Namen der vielen Sippenmitglieder empfand ich ohne vorhandenes Personenregister als unüberwindbares Hindernis. Meistens verlor ich schon kurz nach Einstieg in eine der Sagas völlig den Überblick.


Aufmachung des Buches
Die inhaltlichen Schwächen des gebundenen Buches stehen im starken Kontrast zu seiner hervorragenden Verarbeitung, die mich wirklich begeistert. Eigenartigerweise vermisst man nicht einmal den Schutzumschlag bei dem im Format etwas größer ausfallenden Buch, denn das Covermotiv in Relieftechnik auf dem vorderen Umschlagdeckel verpasst ihm einen edlen Anstrich. Hervorgehoben wird die Hochwertigkeit der Aufmachung außerdem durch eine Islandkarte mit den Handlungsschauplätzen auf Vor- und Nachsatzblättern, Glossar, kurzen Autoren-/ Zeichnerportraits sowie dem Nachwort von Arthúr Bollason, Leiter des „Saga-Zentrums“ im Süden Islands. Unbestreitbarer Blickfang der Anthologie sind jedoch 25 von Kat Menschik beigesteuerte, überaus stimmungsvolle Illustrationen im monochromen Look. Elf davon können sogar aus einer limitierten, handsignierten Auflage als Kunst- und Sammlerobjekte im Format 58 x 78 cm erworben werden.


Fazit
Bedingt durch Nacherzählung, Kürzung und einen unüberschaubar großen Personenkreis verlieren die fünf Island-Sagas hier einen Großteil ihrer Faszination. Für Liebhaber und Sammler altnordischer Literatur dürfte allerdings die liebevolle Gestaltung des Buches mit den künstlerisch hochwertigen Illustrationen von Kat Menschik, für die ich in der Bewertung einen Stern extra dazu packe, Anreiz zum Kauf bieten.

 
2 5 Sterne


Hinweise
Dieses Buch kaufen bei: amazon.dealt

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